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Der Regen in deinem Zimmer - Roman

Der Regen in deinem Zimmer - Roman

Titel: Der Regen in deinem Zimmer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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klingelt, drehe ich mich zu Gabriele. Ich fühle mich ein bisschen blöd, weil ich mich nicht gemeldet habe, und versuche es mit einer Lüge wieder wettzumachen. »Gestern Abend hab ich im Schwimmbad die Zeit vergessen, deshalb bin ich nicht …« Gekommen, will ich sagen, aber er unterbricht mich schroff. »Ich hatte auch was vor, wenn du gekommen wärst, wäre ich eh nicht da gewesen«, stopft er mir das Maul und zeichnet weiter. Ich stehe auf, um aufs Klo zu gehen, meine Hochstimmung ist dahin.
    In der dritten kommt Greci rein, und als er Gabriele sieht, ist ihm die Freude anzumerken. »Willkommen zurück, Righi, wie schön, dass Sie wieder bei uns sind«, sagt er fröhlich. »Die Freude ist ganz meinerseits«, entgegnet Gabriele, ohne aufzusehen. Schon ist Gekicher zu hören, doch Greci geht darüber hinweg und beginnt mit dem Unterricht. Thema ist die Avantgarde. Gabriele sieht ab und zu auf, offenbar hört er zu. Ich hingegen kann mich einfach nicht konzentrieren. Ich denke an die Antwort, die er mir gegeben hat: Ist er sauer auf mich,weil ich mich nicht mehr habe blicken lassen? Aber ich hatte ihm doch nichts versprochen. Und wenn man etwas vom anderen will, sagt man doch nicht, mach, wie du denkst.
    Als die Stunde zu Ende ist, folge ich ihm. Kaum sind wir draußen, hole ich ihn ein und frage ihn allen neugierigen Blicken zum Trotz, ob er Lust hat, am Nachmittag einen Ausflug ans Meer zu machen. »Bist du dir sicher?«, fragt er bissig zurück. »Was meinst du?«, frage ich begriffsstutzig. »Bist du sicher, dass du mit mir zusammen sein willst?«, wiederholt er frostig. »Wenn ich dich frage …« Mein Funke an Selbstsicherheit erlischt. »Ich weiß nicht, ob’s mir heute passt«, erwidert er knapp. »Aber frag doch deine Freundin, vielleicht hat die ja Zeit.« Dieser arrogante Ton geht mir auf die Nerven. »Das mache ich auch«, gebe ich giftig zurück. »Es tut mir schon leid, dich als Erstes gefragt zu haben.« – »Das sollte für dich doch kein Problem sein, schließlich scheinst du deine Meinung ja dauernd zu ändern.« Touché . Enttäuscht starre ich ihn an, doch statt zu antworten, lasse ich ihn mit seinem Stolz und seiner Wut einfach stehen. Leck mich, Caravaggio, denke ich und gehe zu meinem Roller. Als ich mich umblicke, sehe ich, dass er am Sattel seines Rollers rumfummelt. Wenn er heute wegen mir in die Schule gekommen ist, hätte er es genauso gut lassen können, statt alles kaputtzumachen: Wozu? Immer bloß den Harten mimen, um jeden Preis.
    Da entdecke ich Sonia im Tussengrüppchen. Bestimmt haben sie uns beobachtet und tun jetzt so, als würden sie sich unterhalten. Sonia winkt mir mit scheinheiligem Lächeln zu. Blöde Kuh, denke ich, ich hoffe nur, Giovanni schaut dich nicht mehr mit dem Arsch an.

21. Dezember
    Heute hat Gabriele Greci ein paar Zeichnungen von sich gegeben. So etwas wie Comics und auch ein paar Porträts. Die ganze Klasse ist völlig baff, während ich mich freue, dass er endlich bewundernde Blicke erntet. Greci hat uns zum Pult gerufen und erzählt uns von scharfer Linienführung und der Gewalt der Farben. Gabriele sieht nur ihn an und tut so, als gäbe es uns nicht. Auf den Gesichtern meiner Klassenkameraden lese ich ungläubiges Staunen und echtes Interesse. Ausgerechnet diejenigen, die ihn immer auf die Schippe nehmen, scheinen völlig vergessen zu haben, dass sie ihn Zero nennen. Je länger ich sie ansehe, desto mehr wünschte ich, sie würden wissen, dass ich bei ihm zu Hause war, dass wir zusammen am Meer waren und dass ich die Einzige bin, die begriffen hat, dass er etwas Besonderes ist. Aber das ist zu einfach, wie in diesen Filmen, in denen der Loser zum Helden mutiert. Gerade ist es ein bisschen so, und die Loser sind wir. Er ist der Talentierte, und hat man Talent, macht man früher oder später seinen Weg, auch wenn man aus der Mietskaserne kommt. Meine Mutter hatte recht, man muss die Dinge in der Perspektive sehen, sonst verpasst man die besten Chancen.
    Die zweite Überraschung des Tages wartet am Schultor, als Giovanni auf mich zukommt und sagt, er müsse mit mir sprechen. Ich sehe ihn verständnislos an: Er macht ein Gesicht, als stünde ihm eine heikle Aufgabe bevor, und widerwillig gebe ich nach. Ich hätte mehr Grund, ihn zu hassen als ihmzuzuhören, aber ich will trotzdem nicht unhöflich sein. Seit der Party haben wir nicht mehr miteinander geredet, und jedes Mal, wenn wir uns auf dem Schulflur begegnet sind, habe ich woanders hingesehen. Ich

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