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Der Regen - Laymon, R: Regen - One Rainy Night

Der Regen - Laymon, R: Regen - One Rainy Night

Titel: Der Regen - Laymon, R: Regen - One Rainy Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Tablett, dann ging sie, um nach Lisa zu sehen. Sie war wütend und aufgewühlt. Gott, wie sie solche Auftritte hasste.
    Doch dieser Auftritt von eben sah gar nicht nach dem normalen übellaunigen Verhalten ihrer Tochter aus. Es musste was Ernsteres sein. Vielleicht etwas, das mit dem Tod dieses schwarzen Jungen zu tun hatte.
    Ich hätte nicht so über ihn herziehen sollen, dachte sie.
    Wie sie vermutet hatte, war die Badezimmertür abgeschlossen.
    »Schatz?«
    »Lass mich in Ruhe.« An der schrillen, zitternden Stimme des Mädchens erkannte Francine, dass sie noch immer weinte.
    »Bist du okay?«
    »Nein.«
    »Es tut mir leid, dass ich das eben gesagt habe. Komm jetzt raus, okay? Du musst in weniger als einer Stunde bei den Foxworthes sein.«
    »Ich kann nicht.«
    »Sie rechnen mit dir. Jetzt komm raus, und iss deine Lasagne auf.«
    Kurz darauf drehte sich der Schlüssel im Schloss, und die Tür schwang auf. Lisas Gesicht war gerötet, ihre Augen verschwollen, die Wangen ganz nass von Tränen. Schluchzend wischte sie sich mit einem Kleenex die Nase ab.

    Ihre Tochter in dieser Verfassung zu sehen schnürte Francine die Kehle zusammen. Ihre Augen brannten, als sie sich mit Tränen füllten. »Was ist denn nur los?«, fragte sie. »Oh, Mom!« Lisa taumelte durch die Tür, schlang ihre Arme um Francine und umarmte sie fest. Schluchzend rang sie nach Atem. Ihre Schultern bebten. »Ich hab ihn geliebt«, stieß sie hervor. »Ich hab ihn so schrecklich geliebt, und sie haben ihn umgebracht.«
    2
    Als Denise Gunderson mit ihrem Cheeseburger fertig war, faltete sie den Papierteller in der Mitte zusammen und warf ihn in den Abfalleimer. Sie öffnete den Kühlschrank, nahm sich einen Schokoladenkeks aus dem Tiefkühlfach und biss genussvoll hinein. Eine Hand unter ihr Kinn haltend, für den Fall, dass Krümel herabfielen, wanderte sie ins vordere Zimmer.
    »Und was haben wir da?«, fragte sie, ihre Stimme von den Keksbröseln in ihrem Mund ganz undeutlich.
    Sie wusste, was sie da hatte: die Plastiktüte mit den drei Videos, die sie sich am Nachmittag ausgeliehen hatte. Aber wenn sie alleine im Haus war, sprach sie gerne mit sich selbst. Es brach die Stille.
    Sie setzte sich auf den Boden, schlug die Beine übereinander, schob sich den Rest vom Schokoladenkeks in den Mund und wischte sich dann die Finger an ihrer Trainingshose ab. Das Geräusch, mit dem ihre Zähne den gefrorenen Keks zermalmten, übertönte das Rascheln der Tüte, als sie
sie öffnete. Sie nahm die Videos heraus und sah sich die Titel an. Sie hatte Watchers, Near Dark und Das Kettensägenmassaker von Texas besorgt.
    Sie schüttelte den Kopf und murmelte mit einem leisen Lachen: »Nette, erbauliche Unterhaltung für die ganze Familie. «
    Aber Tom würden sie gefallen. Wahrscheinlich hatte er sie schon gesehen, aber das würde ihn nicht im Geringsten stören.
    »Falls du den Mut hast, ihn anzurufen.«
    Auf der Uhr des Videorekorders war es 18 Uhr 11.
    Wenn du ihn anrufen willst, dachte Denise, solltest du es besser gleich tun. Bevor er was anderes vorhat.
    Sie versuchte das unangenehme Hämmern ihres Herzens zu ignorieren und stand auf. Sie ging in die Küche zurück und starrte das Wandtelefon an.
    Sie fühlte sich wackelig auf den Beinen. Schweißtropfen rannen an ihren Seiten hinab.
    »Oh, Mann«, murmelte sie.
    Wenn Mom und Dad dahinterkommen, dass er hier war …
    Sie hatten eine klare und strikte Regel: Keine Jungs im Haus, wenn wir nicht daheim sind . Bis jetzt hatte Denise diese Regel nie gebrochen. Sie war zwar in Versuchung geraten, doch die Angst, erwischt zu werden – selbst wenn sie ganz unschuldig mit dem Typen vor dem Fernseher säße –, war immer stärker gewesen.
    Heute Nacht allerdings bestand keine Gefahr, dass ihre Eltern plötzlich auftauchten. Sie verbrachten die Nacht bei Freunden in Tiburon, das zwei Stunden Fahrt von Bixby
entfernt war. Sie hatten um halb sechs angerufen, um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war. Und Dad, der nachts nur sehr ungern fuhr, würde sich nicht ans Steuer setzen, bevor es hell wurde. Tatsächlich hatten sie vor, erst irgendwann am Nachmittag loszufahren.
    Trotzdem – irgendwas könnte schiefgehen. Ein Nachbar könnte Tom kommen oder wegfahren sehen. Sein Auto könnte in der Einfahrt den Geist aufgeben und nicht wegzukriegen sein, bis Mom und Dad auftauchten. Ein Erdbeben könnte sich ereignen und Tom und sie im Haus einschließen. »Oder unser Bohnenfeld verschlucken«, sagte sie mit einem

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