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Der Regen - Laymon, R: Regen - One Rainy Night

Der Regen - Laymon, R: Regen - One Rainy Night

Titel: Der Regen - Laymon, R: Regen - One Rainy Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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ich weiter in diesem Plastikzeug durch die Gegend laufe, dachte er, werde ich irgendwann doch noch nass.
    An der Einmündung der Gasse spähte er nach beiden Seiten. Auf dem Gehsteig rechts von ihm lag ein Toter, ein paar Schritte entfernt. An der nächsten Hausecke rannte jemand über das Trottoir und verschwand hinter einem geparkten Auto. Aber es war ein ziemliches Stück entfernt. Trev glaubte nicht, dass ihn jemand gesehen hatte.
    Er wandte sich nach links. Der Gehsteig vor ihm sah frei aus. Mit schnellen Schritten strebte er auf das O’Casey’s zu.
    Er wusste, was er dort vorfinden würde. Er wollte die Leichen nicht noch einmal sehen. Wahrscheinlich hatte jeder Laden auf der Third Street ein Telefonbuch. Er hätte in jeden x-beliebigen davon gehen können, um die Adresse der Chidis nachzusehen. Doch er wusste nicht, was ihn in anderen Läden erwarten würde. Und er mochte keine Überraschungen.
    Außerdem schien die Gasse ein guter Platz, um den Wagen stehen zu lassen. Das letzte Mal waren die Frauen dort in Sicherheit gewesen.
    Er trat unter die Markise des O’Casey’s und blieb stehen, froh aus dem Regen zu sein. Er atmete ein paar Mal tief durch. Obwohl er sich nicht angestrengt hatte, war er erschöpft.
    Etwas rann seinen Nacken hinab.
    Ein kalter Schauder kroch seinen Rücken empor.
    Oh, mein Gott!

    Ein weiterer Tropfen lief seinen Nacken hinunter.
    Und er begriff, dass es nur Schweiß war. Er lachte leise und etwas zittrig, dann betrat er das Restaurant.
    Sein Blick schweifte über die Toten. Sie sahen genauso aus wie vorhin. Um die Leichen und die Glassplitter auf dem Boden herumgehend und darauf achtend, dass er auf dem nassen Boden nicht ausrutschte, strebte er auf die Küche zu. Während er sich vorwärtsbewegte, lief noch mehr Schweiß seinen Nacken hinab und über sein Gesicht.
    Wahrscheinlich schwitzte er schon die ganze Zeit wie ein Schwein und hatte es bloß nicht bemerkt. Das Haar in seinem Nacken war triefend nass. Die Abfallbeutel fühlten sich glitschig an. Nur seine Socken und seine Unterwäsche bewahrten ihn davor, vollkommen von der glitschigen, klebrigen Plastikfolie umhüllt zu sein. Und die waren ebenfalls patschnass.
    Ihn überkam der plötzliche Drang, sich dieses verdammte Zeug vom Leib zu reißen. Die kühle Luft auf seinem Körper zu spüren. Sich bis auf die Unterhose auszuziehen und einfach hierzubleiben . Ein Bier zu trinken. Sich ’ne Pizza zu machen und keinen Gedanken mehr daran zu verschwenden, wieder in den Regen hinauszugehen.
    Die Leiche der Frau auf dem hintersten Tisch bereitete dem ein schnelles Ende.
    Sie sah Maureen so ähnlich.
    Er blieb neben ihrem herabhängenden Kopf stehen, blinzelte den Schweiß aus seinen Augen und betrachtete prüfend ihr Haar, bis er etwas Blond entdeckte.
    Was, wenn Maureen ihr Haar gebleicht hatte?
    Trev überlegte, einen nassen Lappen zu holen und das
Blut von ihrem Schamhaar zu waschen, um ganz sicher zu sein, dass es nicht kastanienbraun war.
    Dreh jetzt nicht durch. Das ist sie nicht.
    Hör auf, kostbare Zeit zu vergeuden.
    Er betrat die Küche, nahm Pattersons Hut ab und streifte sich die Plastikhaube vom Kopf. Die frische Luft fühlte sich herrlich an. Er legte beides sowie die Pumpgun auf die Arbeitsfläche in der Mitte der Küche.
    Er sah auf Liam hinab. Seinen Freund. Maureens Vater.
    Das arme Mädchen. Beide Eltern waren tot.
    Sie lebte inzwischen vielleicht ebenfalls nicht mehr.
    Trev wandte sich hastig ab und ging zum Telefon. Er schlug das Telefonbuch auf. Von den Plastikhüllen um seine Hände tropfte schwarze Flüssigkeit auf die Seiten, als er zu C zurückblätterte.
    Chidi, Clarence wohnte 4538 Fairmont. Er prägte sich die Adresse ein und blätterte dann zu O, um Liams Privatnummer nachzuschlagen. Er nahm den Hörer ab, griff nach dem Stift, den er vorhin bereits zum Wählen benutzt hatte, und tippte die Nummer ein.
    Er hörte das ferne Klingeln.
    Nimm ab, nimm ab, nimm ab! Komm schon, Maureen!
    Vielleicht war sie beim letzten Mal unter der Dusche gewesen.
    Es klingelte elf Mal. Dann hob jemand ab.
    Gott sei Dank. »Maureen?«
    Keine Antwort.
    »Maureen? Hier ist Trevor Hudson.«
    »Hi, Trevor.« Eine Frauenstimme, tief und heiser. Das war nicht Maureen.

    »Mit wem spreche ich bitte?«
    »Mit Maureen.«
    Die Haut in seinem Nacken prickelte.
    »Komm rüber, Schätzchen. Es ist so einsam hier. Wir machen ’ne Party.«
    Er schloss die Augen. Er hatte das Gefühl, als würde ihm die Luft aus der Lunge gequetscht.

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