Der Regen - Laymon, R: Regen - One Rainy Night
»Von mir aus können Sie gern der Scheißkönig sein.«
»Soll das etwa witzig sein oder was?«, griente der Typ.
»Es ist mein Ernst. Übernehmen Sie das. Ich will das sowieso nicht.«
»He, John, kommen Sie«, sagte Cassy und sah ihn mit besorgt gerunzelter Stirn an.
»Ich wäre am liebsten gar nicht hier, und schon gar nicht möchte ich der Typ sein, der Befehle gibt. Soll doch unser Macho-Typ hier die Sache in die Hand nehmen.«
»Hör mal, Kumpel …«
»Hey, halten Sie endlich den Rand, Mann«, mischte sich Lynn ein. »Wenn wir noch mehr Zeit mit Streitereien vergeuden, stürmen diese Irren hier ohne Gegenwehr rein, und nur Gott weiß, was dann mit uns geschieht. Halten Sie also mal für ’ne Weile den Mund, und hören Sie sich an, was John
zu sagen hat. Wir brauchen jemanden, der die Sache in die Hand nimmt, so was wie einen Anführer. Ich kenne die meisten Leute hier nicht, aber ich kenne meinen John, und er ist genau der richtige Mann dafür.«
John sah sie an. Er war stolz auf sie, weil sie dem Bastard die Meinung gesagt hatte, doch er wünschte, sie hätte es dabei bewenden lassen. Er wollte nicht der Anführer sein. Der einzige Grund, warum er die Initiative ergriffen hatte, war, dass jemand die Sache in die Hand nehmen musste, und zwar schnell.
»Nun mal halblang, Lady«, sagte der Typ. »Ich weiß, wer er ist. Er ist dieser verdammte Maler .«
Ich bin anscheinend doch nicht so unbekannt, dachte John.
»Genau, er ist Maler«, sagte Lynn. »Er ist ein Künstler .«
»Wollen wir, dass ein Weichei von einem Künstler uns sagt, was wir tun sollen?«
»Er hat auch zwei Jahre in Vietnam gedient«, fügte Lynn hinzu. »Und er hat den schwarzen Gürtel in Karate.«
Vielen Dank, mein Schatz, dachte John.
Doch der Typ, der ihn ein Weichei genannt hatte, verzog das Gesicht zu einem unbehaglichen Grinsen und machte einen Schritt rückwärts.
Alle starrten John an.
Jetzt denken sie, ich kann Wunder bewirken. Das war wirklich höchst hilfreich, Lynn.
»Okay«, sagte er. »Ich sehe, dass sich einige von uns schon bewaffnet haben. Wenn wir nachher auseinandergehen, möchte ich, dass sich jeder ein Messer nimmt.«
»Einige von Ihnen haben sie bereits mit dem Dinner bekommen«,
fügte Cassy hinzu. »Wir bringen gleich noch mehr aus der Küche.«
»Wir sollten uns auch mit Keulen bewaffnen«, sagte John. »Mit Stuhl- und Tischbeinen zum Beispiel. Ein kräftiger Schlag auf den Kopf schickt jeden in Rekordzeit ins Reich der Träume.«
»Was halten Sie davon, wenn wir Messer an den Enden der Keulen befestigen?«, schlug Andy vor.
»Was immer Ihnen einfällt. Benutzen Sie Ihre Fantasie. Bauen Sie aus dem, was Sie finden, die übelsten Waffen zusammen, die Ihnen einfallen.
»Was haben die für Waffen?«, erkundigte sich der rotgesichtige Mann, der nach der Zahl der Belagerer gefragt hatte.
»Einige von ihnen müssen in ein Eisenwarengeschäft eingebrochen sein«, erwiderte Steve.
»An der nächsten Querstraße ist eines«, bemerkte Dr. Goodman.
»Das erklärt alles. Ich hab zwar nur einen kurzen Blick riskiert, aber ich habe Messer, Montiereisen, Hämmer, Beile und Äxte gesehen.«
Eine Frau ließ ein leises Wimmern hören. Ein paar andere stöhnten verhalten, darunter auch Männer.
»Ich denke, wir sollten uns in Gruppen aufteilen«, sagte John. »Ich weiß von Cassy, dass die Hintertür auf eine Gasse rausgeht. Sie hat an der Außenseite keine Klinke, ist ziemlich stabil und abgesperrt. Unser Hauptaugenmerk muss also der Eingangstür und den Fenstern gelten, dort sind wir am verwundbarsten.
Ich möchte, dass eine Gruppe von Männern mit mir zusammen
an der Vordertür Posten bezieht. Steve. Sie«, er nickte dem Mann zu, der ihn ein Weichei genannt hatte. »Sie.« Er deutete auf einen arabisch aussehenden Mann mit Kochmütze und einem Hackmesser in der Hand. »Und Sie beide.« Er nickte zwei stämmigen Männern zu, die in der Cocktail Lounge gesessen hatten.
»Okay. Die Übrigen bilden zwei Gruppen. Eine Gruppe bezieht in der Bar Stellung, die andere im Speisesaal. Ihre Aufgabe ist es, die Fenster im Auge zu behalten. Wenn jemand versucht, einzudringen, machen Sie ihn unschädlich. Lassen Sie sich nicht beirren, wenn es sich dabei um eine Frau handeln sollte. Vergessen Sie nicht, dass es eine Frau war, die Chester Benton mit ihrer Kamera totgeschlagen hat.«
»Bei den Irren herrscht Gleichberechtigung«, sagte der Mann, der auf Gelassenheit setzte.
»Und falls sich eine Horde zu einer
Weitere Kostenlose Bücher