Der Regenmacher
‘ne Menge Geld. Hört sich gar nicht nach Leo an.«
»Er ist wirklich ein netter Kerl.«
»Nehmen Sie das Geld, mein Junge. Ich mache das hier schon ziemlich lange. Sie sollten auf mich hören.«
Die Tür geht auf, und Leo gesellt sich wieder zu uns. Seine Ehren starrt Leo an und sagt: »Fünfundsiebzigtausend!« Man hätte meinen können, daß Geld käme aus Hales Amtsbudget.
»Mein Mandant hat den Vorschlag gemacht«, erklärt Leo. Ihm sind die Hände gebunden. Er ist machtlos.
Sie werfen sich noch eine Weile weiter die Bälle zu. Ich kann nicht rational denken, also schweige ich möglichst. Als ich das Zimmer verlasse, hat Leo mir freundschaftlich den Arm um die Schulter gelegt.
Ich finde Deck auf dem Flur, am Telefon, also setze ich mich auf eine Bank in der Nähe und versuche, Ordnung in meine Gedanken zu bringen. Sie haben Bruiser erwartet. Hätten sie mit ihm dasselbe Spiel gespielt? Nein, ich glaube nicht. Wie haben sie es geschafft, ihren Hinterhalt für mich so rasch zu planen? Vermutlich hatten sie für ihn eine andere Routine vorgesehen.
Ich bin von zwei Dingen überzeugt. Erstens: Hale ist es ernst mit der Abweisung der Klage. Er ist ein kranker alter Mann, der schon lange im Amt ist und immun gegen Druck. Ihm ist es völlig gleichgültig, ob er recht oder unrecht hat. Und es könnte überaus schwierig sein, die Klage bei einem anderen Gericht erneut einzureichen. Die Anklage ist in ernsthaften Schwierigkeiten. Zweitens: Drummond ist zu sehr auf einen Vergleich erpicht. Er hat Angst, und zwar, weil sein Mandant bei einer Bärenschweinerei ertappt worden ist, das Blut noch an den Händen.
Deck hat in den letzten zwanzig Minuten elf verschiedene Nummern angerufen, aber von Bruiser nirgends eine Spur. Während wir zur Kanzlei zurückfahren, schildere ich ihm die seltsamen Vorgänge in Hales Richterzimmer. Deck, immer bereit, in eine neue Rolle zu schlüpfen, will das Geld nehmen und es damit gut sein lassen. Er bringt das sehr gute Argument vor, daß kein noch so hoher Geldbetrag Donny Ray jetzt noch das Leben retten kann; also sollten wir nehmen, was wir kriegen können, und Dot und Buddy das Leben ein bißchen leichter machen.
Deck behauptet, er hätte eine Menge unerfreulicher Geschichten über sehr fragwürdige Prozesse in Hales Gerichtssaal gehört. Für einen amtierenden Richter spricht er sich mit ungewöhnlichem Nachdruck für eine Reform des Schadenersatzrechts aus. Haßt Kläger, sagt Deck mehr als einmal. Es wird schwer sein, einen fairen Prozeß zu bekommen. Lassen Sie uns das Geld nehmen, sagt Deck.
Dru ist in Tränen aufgelöst, als wir in die Kanzlei kommen. Sie ist völlig hysterisch, weil alle Welt nach Bruiser fragt. Ihre Wimperntusche rinnt ihr über die Wangen, während sie flucht und weint. Das ist ganz und gar nicht seine Art, sagt sie immer und immer wieder. Es muß etwas Schlimmes passiert sein.
Bruiser treibt sich viel mit dubiosen und gefährlichen Leuten herum. Schließlich ist er selber ein Ganove. Es würde mich also nicht überraschen, wenn man seine Leiche im Kofferraum eines Wagens am Flughafen fände, und Deck sieht das nicht anders. Die Gangster sind hinter ihm her.
Ich bin auch hinter ihm her. Ich rufe bei Yogi’s an, um mit Prince zu sprechen. Er wird wissen, wo Bruiser steckt. Ich rede mit Billy, dem Geschäftsführer, den ich gut kenne, und nach ein paar Minuten erfahre ich, daß Prince offenbar auch verschwunden ist. Sie haben vergeblich überall herumtelefoniert. Billy ist nervös und macht sich Sorgen. Die Leute vom FBI haben gerade das Lokal verlassen. Was geht da vor?
Deck läuft von Büro zu Büro und ruft die Truppe zusammen. Wir treffen uns im Konferenzraum – ich, Deck, Toxer und Ridge, vier Sekretärinnen und zwei Laufburschen, die ich noch nie gesehen habe. Nicklass, der andere Anwalt, ist nicht in der Stadt. Alle vergleichen ihre Notizen über ihr letztes Zusammentreffen mit Bruiser. Irgend etwas Verdächtiges? Was hatte er für heute vor? Wen hat er heute treffen wollen? Wer hat zuletzt mit ihm gesprochen? Es liegt eine gewisse Panik in der Luft, eine Atmosphäre der Verwirrung, die durch Drus ständiges Geheul nicht gerade verbessert wird. Sie weiß einfach, daß etwas passiert ist.
Die Versammlung endet damit, daß wir schweigend in unsere Büros zurückkehren und die Türen hinter uns schließen. Deck folgt mir natürlich auf dem Fuße. Wir unterhalten uns eine Weile und achten dabei sehr genau darauf, daß wir kein Wort sagen, von dem
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