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Der Regenmacher

Der Regenmacher

Titel: Der Regenmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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will ihr verdammtes Geld nicht.«
    Donny Ray schließt die Augen und macht ein kurzes Nickerchen. Ich betrachte die Flaschen und Gläser mit den Medikamenten. Als er aufwacht, berührt er meinen Arm, versucht, ihn zu drücken, und sagt: »Möchten Sie den Vergleich abschließen, Rudy? Ein Teil des Geldes würde Ihnen gehören.«
    »Nein. Das möchte ich nicht«, sage ich entschieden. Ich sehe ihn an, dann sie. Sie hören aufmerksam zu. »Sie würden uns das Geld nicht anbieten, wenn sie nicht nervös wären. Ich will diese Leute bloßstellen.«
    Ein Anwalt ist verpflichtet, seinen Mandanten den bestmöglichen Ratschlag zu erteilen, ohne Rücksicht auf seine eigenen finanziellen Verhältnisse. Ich habe nicht den geringsten Zweifel, daß ich die Blacks dazu überreden könnte, dem Vergleich zuzustimmen. Mit nur wenig Mühe könnte ich sie davon überzeugen, daß Richter Hale im Begriff ist, uns den Teppich unter den Füßen wegzuziehen, und daß das Geld jetzt auf dem Tisch liegt, aber bald für immer verschwunden sein wird. Ich könnte ihnen ein regelrechtes Horrorszenario ausmalen.
    Auf diesen Leuten ist schon so viel herumgetrampelt worden, sie würden es ohne weiteres glauben.
    Es wäre ganz leicht. Und ich würde mit fünfundzwanzigtausend Dollar abziehen, einem Honorar, das ich mir im Moment kaum vorstellen kann. Aber ich habe der Versuchung widerstanden. Heute nacht in der Hängematte habe ich gegen sie angekämpft, und jetzt bin ich ruhig und in Frieden mit mir selbst.
    Zu diesem Zeitpunkt würde nicht viel dazugehören, mich aus dem Anwaltsberuf zu vertreiben. Bevor ich meine Mandanten verkaufe, würde ich lieber noch einen Schritt weitergehen und ganz aufhören.
    Ich lasse Dot in Donny Rays Zimmer zurück und hoffe von ganzem Herzen, daß ich nicht morgen mit der Nachricht zurückkehren muß, daß unser Fall abgewiesen wurde.
    In der näheren Umgebung von St. Peter’s gibt es mindestens vier weitere Krankenhäuser, Studieneinrichtungen für Ärzte und Zahnärzte und zahllose Arztpraxen. Alles, was in Memphis irgendwie mit Medizin zu tun hat, hat sich in einem Areal von sechs Blocks zwischen Union und Madison niedergelassen. An der Madison selbst, direkt gegenüber von St. Peter’s, steht ein achtstöckiges Gebäude, das sogenannte Peabody Medical Arts Building. Über die Straße führt ein geschlossener Fußgängertunnel, durch den die Ärzte von ihren Praxen ins Krankenhaus und wieder zurück gelangen können. Das Gebäude beherbergt ausschließlich Ärzte, und einer davon ist Dr. Eric Craggdale, ein Orthopäde. Seine Praxis liegt im dritten Stock.
    Ich habe gestern mehrmals anonym in seiner Praxis angerufen und herausgefunden, was ich wissen wollte. Ich warte in der großen Halle von St. Peter’s, ein Stockwerk oberhalb der Straße, und beobachte den Parkplatz des Peapody Medical Arts Building. Zwanzig Minuten vor elf sehe ich, wie ein alter VW Käfer von der Madison auf den dicht besetzten Parkplatz abbiegt. Kelly steigt aus.
    Sie ist allein, genau wie ich erwartet hatte. Vor einer Stunde habe ich ihren Mann bei seiner Firma ans Telefon rufen lassen und aufgelegt, als er an den Apparat kam. Ich kann kaum ihren Scheitel sehen, als sie sich abmüht, aus dem Wagen auszusteigen. Sie hinkt an Krücken zwischen den Wagenreihen hindurch auf das Gebäude zu.
    Ich fahre mit dem Fahrstuhl ein Stockwerk höher, dann überquere ich die Madison in der gläsernen Röhre, die über sie hinwegführt. Ich bin nervös, habe es aber nicht eilig.
    Das Wartezimmer ist überfüllt. Sie sitzt mit dem Rücken zur Wand und blättert in einer Zeitschrift. Ihr gebrochener Knöchel steckt jetzt in einem Gehgips. Der Stuhl rechts neben ihr ist frei, und ich sitze darauf, bevor sie begriffen hat, daß ich es bin.
    Zunächst macht sie ein entsetztes Gesicht, doch dann strahlt sie mich freundlich an. Sie schaut sich nervös um. Niemand beachtet uns.
    »Lesen Sie einfach weiter in Ihrer Zeitschrift«, füstere ich und schlage einen National Geographic auf. Sie hebt ein Exemplar von Vogue bis fast auf Augenhöhe und fragt: »Was tun Sie hier?«
    »Rückenprobleme.«
    Sie schüttelt den Kopf und sieht sich um. Die Dame neben ihr würde liebend gern zu uns rüberstarren, aber ihr Hals steckt in einem Stützverband. Wir kennen beide keine Menschenseele in diesem Raum, also weshalb sollten wir uns Sorgen machen? »Wer ist Ihr Arzt?« fragt sie.
    »Craggdale«, erwidere ich.
    »Sehr komisch.« Kelly Riker war schön in einem einfachen

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