Der Regenmacher
ist.
Ich habe auch schon darüber nachgedacht, daß ich wahrscheinlich der einzige bin, der nicht nur für einen der Gesuchten, sondern für beide gearbeitet hat, aber ich wäre nie auf die Idee gekommen, daß die Feds mich überwachen könnten. Mir ist der Appetit vergangen. Mein Mund ist immer noch wie ausgetrocknet. Beim kleinsten Geräusch fahre ich zusammen.
Wir ziehen uns beide in unsere Gedanken zurück und starren auf irgendwelche Gegenstände auf dem Tisch. Wir wechseln kein weiteres Wort, bis die Pizza kommt, und essen in absolutem Schweigen. Ich würde gern die Einzelheiten erfahren. Wie hat sich Bruiser mit Deck in Verbindung gesetzt? Wer hat seinen Ausfug nach Vegas bezahlt? War es das erste Mal, daß sie miteinander gesprochen haben, seit die beiden geflüchtet sind? Wird es das letzte Mal gewesen sein? Weshalb ist Bruiser immer noch an mir interessiert?
Zwei Gedanken tauchen aus dem Nebel auf. Erstens, wenn Bruiser genügend Hilfe hatte, um Deck auf seinem Flug nach Vegas im Auge behalten zu lassen, so daß er wissen konnte, daß er auf der ganzen Strecke überwacht wurde, dann wäre er bestimmt auch imstande, Leute anzuheuern, die das Geld aus Memphis herausschaffen können. Weshalb sollte er sich deshalb an uns wenden? Weil es ihm egal ist, ob wir erwischt werden, das ist der Grund. Zweitens, die Feds haben mich nicht verhört, weil sie mich nicht aufschrecken wollten. Es war viel einfacher, mich zu überwachen, weil ich mir ihretwegen keine Gedanken gemacht habe.
Und noch etwas geht mir durch den Kopf. Es besteht nicht der geringste Zweifel, daß mein kleiner Freund da drüben auf der anderen Seite des Tisches in eine ernsthafte Diskussion über das Geld einsteigen wollte. Deck weiß mehr, als er mir gesagt hat, und er hat diese kleine Konferenz nicht in die Wege geleitet, ohne einen Plan zu verfolgen.
Ich bin nicht töricht genug zu glauben, daß er so leicht aufgibt.
Die Tagespost ist ein Ereignis, vor dem ich mich zu furchten lerne. Deck holt sie wie gewöhnlich nach dem Lunch ab und bringt sie mit ins Büro. Da ist ein großer, dicker Umschlag von unseren speziellen Freunden bei Trent & Brent, und ich halte beim Öffnen den Atem an. Es ist Drummonds schriftliche Forderung nach Offenlegung. Er will eine Reihe von formellen Parteienbefragungen, sämtliche dem Kläger oder seinem Anwalt bekannten Dokumente und Einlassungen zu den verschiedensten Fragen. Letzteres ist eine wunderbare Möglichkeit, die gegnerische Partei zu zwingen, innerhalb von dreißig Tagen bestimmte Fakten in schriftlicher Form anzuerkennen oder zu bestreiten. Was innerhalb dieser Frist nicht bestritten wird, gilt für alle Zeiten als anerkannt. In dem ganzen Papierhaufen findet sich auch eine Aufforderung, die Vernehmung von Dot und Buddy Black in vierzehn Tagen in meiner Kanzlei vorzunehmen. Normalerweise, habe ich mir erzählen lassen, machen Anwälte so was am Telefon ab und einigen sich über Zeit und Ort der Vernehmung. Das nennt sich kollegiale Höflichkeit, dauert ungefähr fünf Minuten und bewirkt, daß alles wesentlich glatter läuft. Offensichtlich hat Drummond entweder seine guten Manieren vergessen oder sich für den Kampf mit harten Bandagen entschieden. Ich bin so oder so entschlossen, Zeit und Ort zu ändern. Nicht, daß ich irgendwelche Probleme damit hätte, es ist lediglich eine Sache des Prinzips.
Erstaunlicherweise enthält der Packen keine Anträge. Aber morgen ist auch noch ein Tag.
Schriftliche Forderungen dieser Art müssen binnen dreißig Tagen beantwortet und können gleichzeitig bei Gericht eingereicht werden. Mit meiner eigenen bin ich fast fertig, und Drummonds Schreiben spornt mich zum Handeln an. Ich bin entschlossen, diesem Herrn Großkotz zu zeigen, daß ich auch einen Papierkrieg führen kann. Er wird entweder beeindruckt sein oder einmal mehr feststellen, daß sein Gegner ein Anwalt ist, der sonst nichts zu tun hat.
Es ist fast dunkel, als ich leise auf die Auffahrt einbiege. Neben Miss Birdies Cadillac stehen zwei fremde Wagen, zwei funkelnde Pontiacs mit Avis-Aufklebern an der hinteren Stoßstange. Während ich auf Zehenspitzen ums Haus schleiche und hoffe, in meine Wohnung zu gelangen, ohne gesehen zu werden, höre ich Stimmen.
Ich bin lange im Büro geblieben, in erster Linie, weil ich Delbert und Vera aus dem Wege gehen wollte. Aber das Glück habe ich nicht. Sie sitzen mit Miss Birdie auf der Terrasse und trinken Tee. Und da ist noch mehr Besuch.
»Da ist er«, sagt Delbert
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