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Der Regenmacher

Der Regenmacher

Titel: Der Regenmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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alle Hälse drehen sich zu den Leuten von Great Benefit.
    Ich trete vor die Zeugin und gebe ihr eine Kopie ihres Kündigungsschreibens. »Erkennen Sie dies?« frage ich.
    »Das ist der Brief, den ich getippt und unterschrieben habe«, sagt sie.
    »In dem Brief heißt es, daß Sie aus persönlichen Gründen kündigen.«
    »Der Brief ist eine Lüge. Ich wurde entlassen, weil ich mit dem Fall Donny Ray Black zu tun hatte und weil ich am 5. Oktober vernommen werden sollte. Ich wurde entlassen, damit die Firma behaupten konnte, ich arbeitete nicht mehr für sie.«
    »Wer hat Sie dazu veranlaßt, diesen Brief zu schreiben?«
    »Dieselben Leute. Es war eine Verschwörung.«
    »Können Sie uns das erklären?«
    Sie schaut zum erstenmal die Geschworenen an, und die sehen sie an. Sie schluckt schwer und beginnt zu reden. »An dem Samstag vor meiner geplanten Vernehmung wurde ich aufgefordert, ins Personalbüro zu kommen. Dort wartete Jack Underhall, der Mann in dem grauen Anzug da drüben. Er ist einer der Firmenanwälte. Er sagte mir, ich müßte sofort verschwinden, und es gäbe zwei Möglichkeiten. Ich könnte es eine Entlassung nennen und ohne irgend etwas gehen. Oder ich könnte diesen Brief schreiben und es eine Kündigung nennen, und die Gesellschaft würde mir zehntausend Dollar in bar geben, damit ich den Mund halte. Und ich mußte mich sofort entscheiden, in seiner Gegenwart.«
    Gestern abend war sie imstande, emotionslos darüber zu sprechen, aber vor Gericht liegen die Dinge anders. Sie beißt sich auf die Unterlippe, kämpft eine Minute mit sich, dann kann sie weitersprechen. »Ich bin eine geschiedene Mutter mit zwei Kindern, und ich habe eine Menge Rechnungen zu bezahlen. Ich hatte keine Wahl. Ich war plötzlich arbeitslos. Ich schrieb den Brief, nahm das Geld und unterschrieb eine Abmachung, daß ich nie mit irgend jemanden über meine Schadensakten reden würde.«
    »Eingeschlossen die Black-Akte.«
    »Besonders die Black-Akte.«
    »Wenn Sie das Geld genommen und die Abmachung unterschrieben haben – weshalb sind Sie dann hier?«
    »Nachdem ich den Schock einigermaßen überwunden hatte, habe ich mit einem Anwalt gesprochen. Einem sehr guten Anwalt. Er hat mir versichert, daß die Abmachung, die ich unterschrieben habe, gesetzwidrig ist.«
    »Haben Sie eine Kopie dieser Abmachung?«
    »Nein. Mr. Underhall wollte mir keine geben. Aber Sie können ihn ja fragen. Ich bin sicher, daß er das Original hat.« Ich drehe mich langsam um und starre Jack Underhall an, und alle anderen im Saal tun dasselbe. Plötzlich sind seine Schnürsenkel zum Mittelpunkt seines Lebens geworden, und er fummelt an ihnen herum, scheinbar völlig unbetroffen von ihrer Aussage.
    Ich sehe Leo Drummond an, und er macht zum erstenmal einen völlig geschlagenen Eindruck. Natürlich hat sein Mandant ihm nichts von der Bestechung mit Bargeld oder der abgenötigten Unterschrift erzählt.
    »Weshalb haben Sie einen Anwalt aufgesucht?«
    »Weil ich Rat brauchte. Ich wurde rechtswidrig entlassen. Aber vorher wurde ich diskriminiert, weil ich eine Frau bin, und ich wurde von mehreren der leitenden Mitarbeiter bei Great Benefit sexuell belästigt.«
    »War jemand darunter, den wir kennen?«
    »Einspruch, Euer Ehren«, sagt Drummond. »Es wäre ja vielleicht ganz lustig, über diese Sache zu reden, aber für den Fall ist sie nicht relevant.«
    »Lassen Sie uns sehen, wohin es führt. Fürs erste weise ich den Einspruch zurück. Bitte beantworten Sie die Frage, Ms. Lemancyzk.«
    Sie holt tief Luft, dann sagt sie: »Ich hatte drei Jahre lang Sex mit Everett Lufkin. Solange ich bereit war, zu tun, was er wollte, wurde mein Gehalt erhöht, und ich wurde befördert. Als ich es satt hatte und Schluß machte, verlor ich meine Stellung als leitende Schadenssachbearbeiterin, und mein Gehalt wurde um zwanzig Prozent gekürzt. Dann kam Russell Krokit, der damals mein direkter Vorgesetzter war, aber gleichzeitig mit mir entlassen wurde, auf die Idee, daß er gern eine Affäre mit mir hätte. Er drängte sich mir auf, sagte, wenn ich nicht mitspielte, würde ich meinen Job verlieren. Aber wenn ich eine Zeitlang seine Freundin sein wollte, dann würde er dafür sorgen, daß ich wieder befördert würde. Ich hatte nur die Wahl, mitzumachen oder hinauszufliegen.«
    »Beide Männer sind verheiratet?«
    »Ja, mit Kindern. Es war allgemein bekannt, daß sie den jungen Frauen in der Schadensabteilung nachstellten. Und diese beiden waren nicht die einzigen Bosse, die

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