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Der Reisende

Der Reisende

Titel: Der Reisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Larner es definieren würde. Ich wußte eigentlich nur, was ich sein wollte. Das hatte nichts damit zu tun, daß ich vom Schmiedelehrling zum Schmiedegesellen wurde. Eher damit, daß ich vom Schöpferlehrling zum Schöpfergesellen wurde und ich keinen Meister hatte, der mein Werk beurteilen konnte, oder wenn ich doch einen haben sollte, so hat er sich mir noch nicht gezeigt.«
    »Also habt Ihr Euch entschlossen, den Pflug in Gold zu verwandeln?«
    Alvin tat die Vorstellung mit einer Handbewegung ab. »O nein, das wäre nicht schwer. Man weiß, daß ich schon seit geraumer Weile ein Metall in ein anderes verwandeln kann – bei Metallen ist es einfacher, weil die kleinen Teilchen schön ordentlich aufgereiht sind und so weiter. Luft zu verändern ist schwer, Metall aber ganz leicht.«
    »Ihr sagt, Ihr hättet Eisen jederzeit in Gold verwandeln können?« fragte Verily. »Warum habt Ihr das nicht getan?«
    »Ich schätze, es gibt genau die richtige Menge Gold auf der Welt, und genau die richtige Menge Eisen. Wir brauchen keine Hämmer und Sägen, Äxte und Pflüge aus Gold – die brauchen wir aus Eisen. Gold ist für Dinge gedacht, bei denen ein weiches Metall nötig ist.«
    »Aber Gold hätte Euch reich gemacht«, sagte Verily.
    Alvin schüttelte den Kopf. »Gold hätte mich berühmt gemacht. Gold hätte Diebe angelockt. Und es hätte mich meinem Ziel – zu lernen, wie ich ein richtiger Meister werden kann – keinen Schritt näher gebracht.«
    »Ihr erwartet, daß wir glauben, Ihr hättet kein Interesse an Gold?«
    »Nein, Sir. Ich brauche Geld genau wie jeder andere. Damals hoffte ich darauf, bald zu heiraten, und hatte kaum einen Penny verdient, was keine großen Zukunftsaussichten sind. Aber bei den meisten Menschen steht Gold für harte Arbeit, und ich sah nicht ein, daß ich Gold haben sollte, das ich nicht durch harte Arbeit verdient hatte. Das wäre nicht fair gewesen, und wenn etwas dermaßen aus dem Gleichgewicht gerissen wird, ist es kein gutes Schöpfen, wenn Ihr versteht, was ich meine.«
    »Und doch habt Ihr diesen Pflug in Gold verwandelt, nicht wahr?«
    »Nur als ein Schritt auf dem Weg«, sagte Alvin.
    »Auf dem Weg wohin?«
    »Nun ja, das wißt Ihr doch. Die Zeugen haben es ja alle beschrieben. Dieser Pflug besteht nicht aus normalem Gold. Er bewegt sich. Er handelt. Er lebt.«
    »Und das war Eure Absicht?«
    »Das Feuer des Lebens. Nicht nur das Feuer der Schmiede.«
    »Wie habt Ihr es gemacht?«
    »Es ist schwer, es jemandem zu erklären, der nicht das Talent hat, in Dinge hineinzukommen, sie von innen zu sehen. Ich habe im Pflug kein Leben erschaffen – das war bereits vorhanden. Die Goldbestandteile wollten die Form halten, die ich ihnen gegeben hatte, die Form der Pflugs, und so kämpften sie gegen das Schmelzen des Feuers an, aber sie hatten nicht die nötige Kraft. Sie kannten ihre Kraft nicht. Und ich konnte sie auch nicht lehren, was für eine Kraft sie hatten. Und dann kam ich plötzlich auf den Gedanken, meine Hände ins Feuer zu stecken und dem Gold zu zeigen, wie es leben kann, genau wie ich lebe.«
    »Ihr habt die Hände ins Feuer gesteckt?« fragte Verily.
    Alvin nickte. »Ich sage Euch, es tat fürchterlich weh …«
    »Aber Ihr habt keine Narben davongetragen«, sagte Verily.
    »Es war heiß, aber versteht Ihr nicht, es war das Feuer eines Schöpfers, und schließlich wurde mir völlig klar, was ich von Anfang an gewußt haben muß – daß ein Schöpfer Teil dessen ist, was er schöpft. Ich mußte gemeinsam mit dem Gold im Feuer sein, ihm zeigen, wie es leben kann, ihm helfen, sein eigenes Herzfeuer zu finden. Wüßte ich genau, wie es funktioniert, könnte ich es den Leuten viel besser erklären. Bei Gott, ich habe es versucht, aber ich habe es noch nie jemandem richtig beibringen können, obwohl ein paar langsam dorthin kommen, Schritt für Schritt. Auf jeden Fall erwachte der Pflug im Feuer zum Leben.«
    »Also war der Pflug da schon so, wie wir ihn jetzt gesehen haben – oder besser gesagt, wie man ihn uns beschrieben hat.«
    »Ja«, sagte Alvin. »Lebendes Gold.«
    »Und wem gehört dieses Gold Eures Erachtens?«
    Alvin schaute zuerst Makepeace, dann Marty Laws und schließlich den Richter an. »Es gehört sich selbst. Es ist kein Sklave.«
    Marty Laws erhob sich. »Der Zeuge will einem goldenen Pflug doch sicher nicht die Staatsbürgerschaft verleihen.«
    »Nein, Sir«, sagte Alvin. »Das will ich nicht. Sein Dasein hat einen bestimmten Zweck, doch ich nehme nicht an, daß

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