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Der Reisende

Der Reisende

Titel: Der Reisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Ich entgleite jedem.«
    »Abgesehen von ein oder zwei Personen?«
    »Mein Gatte erinnert sich an mich.«
    »Ta-Kumsaw? Dann ist er nicht tot?«
    Becca schnaubte. »Mein Gatte heißt Isaac.«
    Das war Ta-Kumsaws weißer Name. »Streite nicht so spitzfindig mit mir«, sagte Peggy. »Etwas hat mich gerufen und hierher geführt. Wenn du es nicht warst, wer dann?«
    »Meine untalentierte Schwester. Diejenige, die Fäden zerreißt, wann immer sie den Webstuhl berührt.«
    Tante Becca, so hatten die Kinder die Weberin genannt. »Ist deine Schwester die Mutter der Kinder, die ich kennengelernt habe?«
    »Des mörderischen kleinen Jungen, der aus reiner Freude Eichhörnchen tötet? Seiner brutalen Schwestern? Für mich sind sie die vier Reiter der Apokalypse. Der Junge ist der Krieg. Die Schwestern wissen noch nicht genau, welche anderen Kräfte der Vernichtung sie jeweils darstellen.«
    »Ich hoffe, du sprichst in Metaphern«, sagte Peggy.
    »Ich hoffe nicht«, sagte Becca. »Metaphern haben es an sich, die meiste Wahrheit auf geringstem Raum zu enthalten.«
    »Warum hat deine Schwester mich hergeholt? An der Tür schien sie mich nicht zu kennen.«
    »Du bist die Richterin«, sagte Becca. »Ich habe im Webstuhl einen purpurnen Faden der Gerechtigkeit gefunden, und das warst du. Ich wollte dich nicht hier haben, wußte aber, daß du kommen würdest, weil ich wußte, daß meine Schwester dich hier haben wollte.«
    »Warum? Ich bin keine Richterin. Ich bin selbst schuldig.«
    »Siehst du? Dein Urteil schließt alle ein. Selbst diejenigen, die für dich unsichtbar sind.«
    »Unsichtbar?« Doch noch, bevor sie die Frage gestellt hatte, wußte sie, was Becca meinte.
    »Dein Gesicht, dein Fackeln, wie du es so drollig nennst – du siehst, wo die Menschen auf den vielen Pfaden ihrer Leben stehen. Aber ich stehe nicht auf dem Pfad der Zeit. Und meine Schwester auch nicht. Wir gehören in deinen Prophezeiungen nirgendwo hin, oder in den Erinnerungen jener, die uns kennen. Nur im gegenwärtigen Augenblick sind wir hier.«
    »Und doch erinnere ich mich an dein erstes Wort lange genug, um den gesamten Satz zu verstehen«, sagte Peggy.
    »Aha«, erwiderte Becca. »Die Richterin besteht auf der Richtigkeit der Rede. Grenzen sind nicht so klar, Margaret Larner. Jetzt erinnerst du dich genau daran; aber woran wirst du dich heute in einer Woche erinnern? Was du von mir vergißt, wirst du so vollständig vergessen, daß du dich nicht mehr daran erinnern wirst, es einmal gewußt zu haben. Dann wird meine Behauptung zutreffen, aber du wirst vergessen haben, daß ich sie gemacht habe.«
    »Das glaube ich nicht.«
    Becca lächelte.
    »Zeig mir den Faden«, sagte Peggy.
    »Das tun wir nicht.«
    »Welchen Schaden kannst du damit anrichten? Ich habe bereits alle möglichen Wege meines Lebens gesehen.«
    »Aber du hast nicht gesehen, welchen du wählen wirst«, sagte Becca.
    »Und du hast ihn gesehen?«
    »In diesem Augenblick nicht«, erwiderte Becca. »Aber in dem Augenblick, der alle Augenblicke enthält, ja. Ich habe den Verlauf deines Lebens gesehen. Aber deshalb bist du nicht gekommen. Nicht, um so etwas Dummes herauszufinden, ob du den Jungen nun heiraten wirst, den du dein ganzes Leben lang unterrichtet und vorangebracht hast. Du wirst ihn heiraten, oder auch nicht. Was für eine Rolle spielt das schon für mich?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Peggy. »Ich frage mich, warum es dich überhaupt gibt. Du veränderst nichts. Du siehst lediglich. Du webst, hast aber keine Kontrolle über die Fäden. Du bist bedeutungslos.«
    »Wenn du es sagst«, meinte Becca.
    »Und doch hast du ein Leben, oder hattest zumindest eins. Du hast Ta-Kumsaw geliebt – oder Isaac, welchen Namen auch immer du benutzen willst. Also ist es dir nicht immer dumm vorgekommen, einen Jungen zu lieben und ihn zu heiraten.«
    »Wenn du es sagst«, meinte Becca.
    »Oder schließt du dich darin ein? Bezeichnest du dich selbst als dumm, weil du geliebt und geheiratet hast? Wenn du einen Mann geliebt und verloren hast, kannst du nicht vorgeben, kein Mensch zu sein.«
    »Verloren?« fragte sie. »Ich sehe ihn jeden Tag.«
    »Er kommt hierher? Nach Appalachee?«
    »Das glaube ich kaum!« johlte Becca.
    »Wie viele Fäden sind mit diesem Streichen des Schlegels unter deiner Hand zerrissen?« fragte Peggy.
    »Zu viele«, sagte Becca. »Und nicht genug.«
    »Hast du sie zerrissen? Oder sind sie einfach zufällig zerrissen?«
    »Die Fäden wurden dünn. Das Leben war verbraucht. Oder

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