Der Reisende
Welt zurückführte. Sie wollte durch die Tür in der alten Blockhütte gehen. Die östliche Tür, die nach England führte. Die westliche Tür, ins Land der Roten. Oder die im Süden – wohin führte die?
Trotzdem – sie gehörte in diese Zeit und an diesen Ort. Auf sie wartete eine Kutsche, und Arbeit. Zum Krieg aufrütteln, indem sie Mitgefühl für die Sklaven weckte. Ja, damit konnte sie leben, wie Becca es gesagt hatte. Hatte nicht auch Jesus gesagt, daß er gekommen war, um nicht den Frieden, sondern den Krieg zu bringen? Um Bruder gegen Bruder zu richten? Wenn das erforderlich war, um den Schandfleck der Sklaverei von diesem Land zu entfernen, läßt es sich nicht ändern. Ich spreche nur von friedlichen Veränderungen – wenn andere sich entscheiden, zu töten oder lieber zu sterben, als die Sklaven freizulassen, ist das ihre Wahl, und ich habe es nicht verursacht.
Genau, wie ich nicht verursacht habe, daß meine Mutter nach dem Gewehr greift und den Sklavensucher tötet, der schließlich nur das Gesetz befolgt hat, wie ungerecht dieses Gesetz auch sein mag. Er hätte Arthur Stuart nicht gefunden, so gut war er in meinem Haus verborgen. Alvins Schöpfen hatte sogar seinen Geruch verändert, und seine Anwesenheit war hinter all den Zaubern verborgen, die Alvin dort angebracht hatte. Ich habe sie nicht getötet. Und selbst, wenn ich hätte verhindern können, was sie getan hat, hätte ich damit nicht verändert, wer sie war. Sie war die Frau, die nun mal so eine Entscheidung treffen würde. Das war die Frau, die ich geliebt habe, ihren scharfen, zornigen Mut genauso wie alles andere an ihr. Ich trage nicht die Schuld an ihrem Tod. Der Mann, der sie erschossen hat, trägt sie. Und nicht ich habe sie der Gefahr ausgesetzt; das hat sie selbst getan.
Peggy trat leichtfüßig und gestärkt in das Sonnenlicht hinaus. Die Luft schmeckte plötzlich süß. Der Ort ohne Herzensfeuer hatte ihr Ich wieder aufleben lassen.
Sie stieg in die Kutsche, und diese brachte sie ohne weitere Störungen zu einem Gasthaus nördlich von Chapman Valley. Dort verbrachte sie die Nacht, und am nächsten Tag fuhren sie nach Baker’s Fork weiter. Nachdem sie dort eingetroffen war, hielt sie ihren Unterricht ab und bildete Schulmeister und begabte Schüler aus, und dazwischen unterhielt sie sich mit diesem Mann oder jener Frau über die Sklaverei, gab Kommentare ab, strafte jene mit Verachtung, die Sklaven schlecht behandelten, erklärte, solange irgend jemand eine solche Macht über andere Männer und Frauen habe, würde es Mißhandlungen geben, und das einzige Heilmittel dagegen sei, allen Männern und Frauen die Freiheit zu geben. Sie nickten. Sie stimmten ihr zu. Sie sprach von dem Mut, der dazu erforderlich war, und daß die Sklaven selbst die Peitsche ertrugen und alles verloren hatten; und wieviel würden weiße Männer und Frauen erleiden, um sie zu befreien? Was hatte Jesus Christus um anderer willen erlitten? Sie lieferte eine starke und gemessene Vorstellung ab. Sie wich kein bißchen zurück, obwohl sie nun wußte, daß ihre Worte zum Krieg führen würden. Kriege sind schon aus törichten Gründen geführt worden. Hier sollte nun endlich einer aus einem guten Grund geführt werden, falls den Feinden des Anstands nicht weich ums Herz werden sollte.
Zwischen dem Unterricht und der Überzeugungsarbeit fand sie noch Zeit genug, um eine Stunde für sich selbst abzuzweigen. Sie saß am Schreibtisch im Haus der alten Witwe eines Plantagenbesitzers. Es war derselbe Schreibtisch, an dem die Frau vor ein paar Augenblicken all ihre Sklaven freigelassen und sie als freie Arbeiter und Arbeiterinnen eingestellt hatte. Als sie die Entscheidung traf, sah Peggy in ihrem Herzfeuer, daß man ihre Scheunen niederbrennen und ihre Felder verderben würde. Aber sie würde diese gerade befreiten Schwarzen trotz aller Schikanierungen und Gefahren nach Norden führen. Ihr Mut würde legendär werden, ein Funken, der andere tapfere Herzen inspirieren würde. Peggy wußte, daß die Frau letztlich ihr schönes Haus und wunderbares Land nicht vermissen würde. Und eines Tages würden zwanzigtausend schwarze Töchter den Namen der Frau tragen. Warum heiße ich Jane? würden sie ihre Mütter fragen. Und die Antwort würde lauten: Weil es einmal eine Frau mit diesem Namen gegeben hat, die ihre Sklaven freigelassen und den ganzen Weg in den Norden über beschützt hat, und dort hat sie sie dann angeheuert und auf sie geachtet, bis sie gelernt hatten,
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