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Der Reisende

Der Reisende

Titel: Der Reisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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übereinstimmen.
    Manchmal war Armor-of-God mit Alvins Werk völlig im reinen. Und manchmal dachte er, daß nur ein vom Teufel geblendeter Narr auch nur einen Augenblick lang glauben würde, Gott sei mit irgendeiner Hexerei einverstanden. Aber das waren alles nur Gedanken. Wenn es um Taten ging, hatte Armor-of-God seine Entscheidung getroffen. Er stand zu Alvin und gegen jeden, der sich ihm widersetzte. Sollte er dafür in der Hölle schmoren – nun gut. Manchmal mußte man einfach seinem Herzen folgen. Und manchmal mußte man einfach eine Entscheidung treffen und dabei bleiben, komme nun die Hölle oder das Hochwasser.
    Und niemand würde mit Peggy Larners Brief an Alvin Schindluder treiben. Ganz besonders nicht Armor-of-Gods Frau, die sich mit Zaubern und Hexagrammen sowieso viel zu gut auskannte.
    An einem weit entfernten anderen Ort sah Peggy die Veränderungen in den Herzensfeuern und wußte, daß der Brief nun Alvins Familie erreicht hatte. Er würde seinen Zweck erfüllen. Die Welt würde sich ändern. Die Fäden in Beccas Webstuhl würden sich bewegen. Es ist unerträglich, einfach zuzusehen, ohne sich einzumischen, dachte Peggy. Und dann ist es unerträglich, zu beobachten, was mein Einmischen verursacht.

4 Suche

    Noch bevor Miss Larners Brief kam, hatte Alvin Hummeln in der Hose. Die Dinge verliefen einfach nicht so, wie er es geplant hatte. Nachdem er monatelang versucht hatte, seine Familie und Nachbarn in Schöpfer zu verwandeln, sah es so aus, als sei dies eine Aufgabe für sechs Leben, und so sehr er es auch versuchte, er bekam nicht heraus, wie er mehr als nur ein Leben bekommen konnte.
    Nicht, daß der Unterricht ein Fehlschlag war – man konnte ihn keine totale Pleite nennen, wenn man berücksichtigte, daß einige von ihnen tatsächlich lernten, in kleinem Rahmen zu schöpfen. Es war ganz einfach nur so, daß das Schöpfen nicht ihr Talent war. Alvin hatte herausgefunden, daß es kein Talent gab, das eine andere Person nicht erlernen konnte, wenn sie genug Zeit und Unterweisung und Grips und schlichte altmodische Hartnäckigkeit hatte. Aber er hatte nicht berücksichtigt, daß es mit dem Schöpfen wie mit einem ganzen Haufen von Talenten war, und während ein Teil seiner Schüler dieses oder jenes kleine Teil davon kapierten, gab es kaum jemanden, der auch nur ansatzweise das Ganze zu verstehen schien. Measure zeigte manchmal einen Schimmer. Eigentlich mehr als nur einen Schimmer. Er hätte wahrscheinlich selbst ein Schöpfer sein können, hätte er sich nur nicht immer wieder ablenken lassen. Aber die anderen – sie würden dem, was Alvin war, nie nahekommen. Welchen Sinn hatte es also, es weiterhin zu versuchen, wenn es keine Aussicht auf Erfolg gab?
    Doch wann immer er sich so entmutigt fühlte, sagte er sich einfach: Halt die Klappe und mach weiter mit deiner Arbeit.
    Man wird nicht zum Schöpfer, indem man seine Pläne alle paar Minuten ändert. Wer kann dir dann folgen? Bleib dabei. Selbst als Calvin, der einzige Schöpfer von Natur aus unter ihnen, selbst als er sich weigerte, irgend etwas zu lernen und schließlich davonlief, um in der weiten Welt wer weiß was für ein Unheil anzurichten, selbst dann hast du nicht einfach aufgegeben und dich auf die Suche nach ihm gemacht, weil, wie Measure den Männern erklärte, die einen Suchtrupp auf die Beine stellen wollten, »man niemanden zwingen kann, ein Schöpfer zu sein, denn die Leute zwingen, irgend etwas zu tun, heißt, sie zu unschöpfen.«
    Selbst als Alvins eigener Vater sagte: »Al, ich staune darüber, was du vollbringst, aber mir genügt es, daß du es kannst. Ich hab den Eindruck, mein Teil war getan, als du geboren wurdest, ‘s gibt keinen Mann auf der Welt, der nicht stolz wäre, wenn sein Sohn ihn übertrifft, was du eindeutig getan hast, und ich hab nicht vor, wieder ins Rennen einzugreifen.« Selbst da entschloß Alvin sich grimmig, mit dem Unterrichten weiterzumachen, während sein Vater in die Mühle zurückkehrte, sie aufräumte und wieder zum Mahlen bereit machte.
    »Ich bekomm’ einfach nicht raus«, sagte Vater, »ob mein Mahlen nun Schöpfen oder Unschöpfen ist. Die Steine mahlen das Korn und zerreiben es zu Staub, also ist es Unschöpfen. Aber der Staub ist Mehl, und damit kann man Brot oder Kuchen backen, was man mit Mais oder Weizen nicht kann, und so könnte das Mahlen einfach nur ein Schritt auf der Straße zum Schöpfen sein. Kannst du mir das beantworten, Alvin? Ist es Schöpfen oder Unschöpfen, wenn ich

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