Der Reisende
ihrer Sechsheit noch perfekt waren und der Wind oder Manipulationen Fremder sie nicht gestört hatten. Alles war in Ordnung. Während seiner Abwesenheit konnte er seine Familie lediglich vor Gefahren bewahren, indem er solche Abwehrzeichen für sie errichtete.
»Mach dir keine Sorgen um Amy«, sagte Measure. »Sobald du erst fort bist, wird sie ein Auge auf einen anderen strammen Jungen werfen und ziemlich bald Träume und Geschichten über ihn erzählen, und dann werden die Leute begreifen, daß du nichts Unrechtes getan hast.«
»Hoffentlich hast du recht«, sagte Alvin. »Denn ich habe nicht vor, lange fortzubleiben.«
Diese Worte hingen einen Augenblick lang in der Stille, denn ihnen allen war klar, daß Alvin womöglich diesmal endgültig ging, vielleicht nie mehr nach Hause kommen würde. Es war eine gefährliche Welt, und der Unschöpfer hatte offensichtlich einiges auf sich genommen, um Alvin von hier fort und auf die Straße zu locken.
Er küßte und umarmte alle, die um ihn herumstanden, wobei er darauf achtete, daß der schwere Pflug niemanden verletzte. Dann ging er zum Wald hinter dem Haus, schlenderte gemächlich, um – falls jemand ihn beobachtete – den Eindruck zu erwecken, er sei nur zu einem unwichtigen Botengang aufgebrochen und nicht zu einer Flucht, die sein gesamtes Leben verändern würde. Arthur Stuart hatte wieder seine linke Hand ergriffen. Und zu Alvins Überraschung schritt neben ihm Geschichtentauscher.
»Dann begleitest du mich also auch?« fragte Alvin.
»Nicht weit«, sagte Geschichtentauscher. »Nur, um mich kurz mit dir zu unterhalten.«
»Bin gern dazu bereit«, sagte Alvin.
»Ich hab mich nur gefragt, ob du mit dem Gedanken gespielt hast, Peggy Larner zu suchen«, sagte Geschichtentauscher.
»Keine Sekunde lang«, sagte Alvin.
»Was, bist du böse auf sie? Verdammt, Junge, hättest du nur auf sie gehört …«
»Meinst du etwa, ich wüßte das nicht? Glaubst du etwa, ich hätte nicht die gesamte Zeit daran gedacht?«
»Ich sage ja nur, daß ihr beide damals in Hatrack River drauf und dran wart zu heiraten, und du könntest eine gute Frau gebrauchen, und sie ist die beste, die du je finden wirst.«
»Seit wann mischst du dich ein?« fragte Alvin. »Ich dachte, du würdest nur Geschichten sammeln. Ich wußte gar nicht, daß du sie auch geschehen läßt.«
»Ich hatte Angst, daß du wütend auf sie bist.«
»Ich bin nicht wütend auf sie. Ich bin wütend auf mich selbst.«
»Alvin, glaubst du etwa, ich würde eine Lüge nicht erkennen, wenn ich eine höre?«
»Na schön, ich bin wütend. Sie hat es gewußt, oder? Warum hat sie es mir da nicht einfach gesagt? Amy Sump wird Lügen über dich erzählen und dich zwingen, den Ort zu verlassen, also geh lieber sofort, bevor ihre kindischen Phantasien alles verderben.«
»Wenn sie das gesagt hätte, wärst du erst recht nicht gegangen, nicht wahr, Alvin? Du wärst geblieben, hättest gedacht, du könntest alles mit Amy klären. Du hättest sie zur Seite genommen und hättest ihr gesagt, sie solle dich nicht lieben, nicht wahr? Und wenn sie dann angefangen hätte, über dich zu reden, hätte es Zeugen gegeben, die sich daran erinnerten, daß sie eines Tages nach dem Unterricht länger geblieben ist und allein mit dir war, und dann hättest du in richtigen Schwierigkeiten gesteckt, weil noch mehr Leute ihre Geschichte geglaubt hätten und …«
»Geschichtentauscher, ich wünschte, du hättest manchmal das Talent, die Klappe zu halten!«
»Tut mir leid«, sagte Geschichtentauscher. »Dafür habe ich einfach keine Begabung. Ich schwatze einfach weiter und verärgere die Leute nur noch mehr. Tatsache ist aber, daß Peggy dir soviel erzählt hat, wie sie konnte, ohne die Dinge noch schlimmer zu machen.«
»Das stimmt. Sie hat die Entscheidung getroffen, wieviel ich wissen durfte, und mir dann auch nicht mehr gesagt. Und du hast die Unverschämtheit, mir zu sagen, ich sollte sie heiraten?«
»Hier kann ich deiner Logik nicht ganz folgen, Al«, sagte Geschichtentauscher.
»Was für eine Ehe ist es denn, wenn meine Frau alles weiß, mir aber nie genug erzählt, damit ich eigene Entscheidungen treffen kann! Statt dessen trifft sie alle Entscheidungen für mich. Oder sagt mir genau das, was sie mir sagen muß, um mich dazu zu bringen, etwas zu tun, von dem sie glaubt, es müsse getan werden.«
»Aber du hast doch gar nicht getan, was sie dir geraten hat. Du bist geblieben.«
»Das ist also das Leben, das du für mich
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