Der Reiz des Verbotenen - Page, S: Reiz des Verbotenen
betrat. Juliette hatte ein unattraktives Gesicht mit rotgeränderten Augen, war dünn wie eine Bohnenstange und näherte sich Marcus in unterwürfiger Haltung. Er betrachtete sie ernst und mit der Autorität seiner gesellschaftlichen Stellung, doch seine ersten Fragen kamen mit leiser, mitfühlender Stimme, die selbst Juliettes Gesicht zum Leuchten brachte.
„Meine Herrin hat in ihrem Zimmer keine Männer empfangen, Mylord“, erklärte die Zofe, während sie an ihrem schlichten schwarzen Rock zupfte. „Gestern Abend verließ sie ihr Zimmer, um zu einem bestimmten Gentleman zu gehen und sagte mir, sie würde erst sehr spät zurückkehren. Ich habe sie nicht wieder gesehen …“ Mit einem erstickten Schluchzer brach Juliette ab. „Aber warum wollen Sie das wissen, Mylord?“
„Was ist mit ihrem Buch? Ihren Memoiren?“, fragte Marcus und faltete die Arme vor der Brust.
„Nein, ich habe das Manuskript meiner Herrin nie gesehen. Aber es muss sehr wertvoll sein – ihre Memoiren. Ich glaube, es gab viele Leute, die nicht darin genannt werden wollten. In London passierten Unfälle.“
Die Hände gegen die Tür gelehnt, zitterte Venetia vor Aufregung.
„Was für Unfälle?“, fragte Marcus.
Juliette trat einen Schritt näher an ihn heran. „Ich stehe jetzt ohne Arbeit da und werde auch noch verdächtigt, meine Herrin getötet zu haben. Was, wenn ich keine neue Stelle finde? Aber ich könnte Ihnen mehr über die Vorfälle in London erzählen. Dieses Wissen biete ich zu einem bestimmten Preis an.“
Marcus, das konnte Venetia erkennen, war jedoch nicht bereit zu verhandeln. Er befragte Juliette, bis Tränen über die Wangen der Zofe liefen. Venetias Herz brach fast vor Mitleid. Es fehlte nicht viel, und sie hätte die Tür aufgestoßen und Marcus angefleht aufzuhören.
Juliette weinte: „Ich weiß es nicht! Ich habe doch nur gehofft, Geld zu bekommen. Ich weiß nicht, wer versucht hat, meiner Herrin etwas anzutun.“ Plötzlich drehte sie sich um und rannte aus dem Zimmer. Krachend fiel die Tür hinter ihr ins Schloss.
Venetia stieß ihre Tür auf. „Sollen wir ihr hinterhergehen?“
Marcus schüttelte den Kopf. „Du siehst erschöpft aus, Süße. Es ist Zeit, schlafen zu gehen.“
Zu ihrer Überraschung nahm er sie bei den Schultern und führte sie zu seinem Bett. Seine Hände legten sich um ihre Taille, um den Gürtel ihres Morgenmantels aufzuknoten.
„Was … was machst du da?“
„Dich ins Bett stecken.“
Er hatte die Schultern gezuckt, als er von Lady Chartrand gesprochen hatte, was wohl ausdrücken sollte, dass die Intimität mit ihr ihm nichts bedeutet hatte. War das wahr? Machte seine Gleichgültigkeit die Sache nicht noch schlimmer? Ich habe nie größere Nähe zu jemandem erlebt, Vee, als in den wenigen Tagen mit dir .
Frauenhelden wussten, wie sie Frauenherzen zum Schmelzen brachten. Sie versuchte, sich das vor Augen zu halten, während er die weißen Laken für sie zurückschlug, sodass sie in die vorgewärmte, seidene Glückseligkeit schlüpfen konnte. Er ging um das Bett herum und hob auf der anderen Seite die Decke. Erschrocken sah sie, dass er neben ihr ins Bett stieg.
„Aber du schläfst nicht bei … teilst doch nicht dein Bett mit …“
Seine Fingerspitze legte sich auf ihre Lippen und brachte sie zum Verstummen. „Ich will dich in meinen Armen halten und wissen, dass du sicher in meiner Obhut bist.“ Er schmiegte sich an sie und presste seine wunderbar männliche nackte Brust, seine Hüften und seinen Schoß an sie. Seinen Arm legte er um sie. Sie berührte seine Hand, hielt seine Finger fest.
Er sank mit einem Seufzer ins Kissen, der ihrem dummen Herzen etwas von Liebe und Glück zuflüsterte.
Marcus regte sich, streckte sich und gähnte. Warme, nackte weibliche Kurven schmiegten sich an ihn. Sein schlafender Schwanz ruhte auf dem Kissen, das ihm Venetias warmer Po bereitete, sein Bein lag zwischen ihren, sein Arm hing locker über der üppigen Rundung ihrer Hüfte. Ihre Locken kitzelten seine Lippen, und er hauchte einen Kuss in ihr Haar. Sie lagen in seinem Bett unter den zerwühlten Decken wie zwei Löffel in der Schublade. Die Intimität des Moments durchfuhr ihn wie ein Schmerz. Nie zuvor hatte er so viel Wärme, eine so tiefe Zufriedenheit gefühlt.
Mit jedem seiner Atemzüge inhalierte er eine magische Mischung aus dem Duft frisch gewaschener Haare, Rosen und Lavendel. Er stützte sich auf seinen Ellbogen, um die schlafende Venetia genau zu betrachten.
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