Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Reiz des Verbotenen - Page, S: Reiz des Verbotenen

Der Reiz des Verbotenen - Page, S: Reiz des Verbotenen

Titel: Der Reiz des Verbotenen - Page, S: Reiz des Verbotenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Page
Vom Netzwerk:
auch das hatte sie gefühlt.
    Ihr drehte sich der Magen um, und sie lehnte ihre Stirn gegen den geschnitzten Sims.
    Gleich darauf hob sie ihren Kopf so rasch wieder, dass ihr Nacken knackte. Ihre Bilder! Sie hatte eine Skizze von jedem Gentleman hier angefertigt. Vielleicht würde es ihr helfen, den maskierten Eindringling zu identifizieren, wenn sie sich die Bilder anschaute. Vielleicht fand sie einen Hinweis.
    Sie schloss ihren Koffer auf und zog die Schachtel mit ihren Malutensilien hervor, die sie eilig dort hineingestopft hatte. Als der Deckel von allein zurückklappte und Pinsel und Fläschchen herausfielen, wurde ihr klar, dass sie vergessen hatte, die Schachtel abzuschließen. Mit einer weit ausholenden Armbewegung schob sie die herausgefallenen Arbeitsgeräte zusammen und warf sie wieder in den Kasten, schloss die Schachtel sorgfältig ab und zog ihren Skizzenblock aus dem Koffer. Dann zögerte sie. Lydias Buch hatte unter dem Block gelegen. Sie hatten es wieder und wieder gelesen und keinen Hinweis gefunden. Jeder Gast hatte ein Motiv. Zaghaft berührte sie es. Marcus‘ Geheimnisse standen nicht länger darin. War Lady Ravenwood das Inzestopfer gewesen? Hatte Marcus die Geheimnisse seiner Schwester gehütet?
    Warum glaubte er den Worten seiner Mutter, er sei es nicht wert, geliebt zu werden? Sie konnte sich keinen Mann vorstellen, der es mehr wert war als er!
    Da lag das in rotes Leder gebundene Buch. Von außen wirkte es so unschuldig, aber es war das sündigste Ding, das sie jemals gesehen hatte. Venetia stellte ihre Malschachtel zurück in den Koffer, direkt auf das Buch und schob den Koffer unter das Bett.
    Dieses Buch hatte jemanden zu den unvorstellbarsten Verbrechen getrieben.
    Marcus hockte sich hin, ignorierte Chartrands blicklose graue Augen und betrachtete sinnend den hässlichen Schnitt in seiner Kehle. Das Weiß der Luftröhre hob sich vom rohen roten Fleisch ab. Herr im Himmel.
    Im Lampenlicht schimmerte der Staub, der aus dem Heu aufstieg. Hufe klapperten auf dem Steinboden, als die Pferde unruhig herumliefen und auf die Hinterbeine stiegen. Wildes Schnauben kam von den angstvollen Tieren, die Blut und Tod rochen. Ein rötlichgrauer Hengst warf sich mit der Flanke gegen die Wand seiner Box und versetzte die Bretter in Schwingung. Der Stallmeister fing den Haltestrick des Hengstes ein und versuchte, das Tier zu beruhigen.
    Die anderen beiden Knechte – schmalbrüstige, struppige Jungen – drückten sich hinter Marcus und der Leiche von Chartrand herum.
    „Puh“, hauchte der eine.
    „Ich werd‘ verrückt“, fügte der andere hinzu.
    Marcus richtete sich auf und schickte Rutledge fort, um die anderen Suchenden zu alarmieren.
    Chartrands Leiche war in eine leere Box gezogen worden, der Kopf lehnte an einem Strohballen. Aus dem Schnitt in seiner Kehle war Blut geflossen, das einen roten Fluss auf dem Boden bildete.
    Der massigste Knecht, ein breiter Mann mit grauen Strähnen im braunen Haar, stiefelte zu Marcus herüber und nahm seine Mütze ab. „Dürfen wir ihn wegbringen, Mylord. Die Pferde sind furchtbar unruhig.“
    Marcus nickte. Es gab keine Hinweise auf den Mörder, bis auf die Fußabdrücke in dem langen Blutstreifen am Boden, doch diese verblassten an der Stalltür. Wenn der Messerstich von vorn gekommen war, musste der Mörder von oben bis unten mit Chartrands Blut bespritzt sein.
    Wer war es? Wer blieb noch übrig? Die Frauen. Lady Yardley. Lady Chartrand. Die verschiedenen Kurtisanen. Er konnte nicht glauben, dass eine Frau das hier getan hatte. Sie hätte nicht die Kraft gehabt, mit Chartrand fertig zu werden. Oder mit ihm selbst in seinem Schlafzimmer zu kämpfen. Und er war sicher, dass der Knochen, den er mit seiner Faust zerstört hatte, einem Mann gehörte.
    „Waren es die Zigeuner, Mylord?“, fragte der größte der Burschen, der abstehendes rotes Haar hatte.
    „Nein“, sagte der Stallmeister. „Sie haben zusammengepackt und sind gegangen. Sind vergrault worden.“
    Wer blieb dann noch übrig? Die Diener. War einer der Diener dafür bezahlt worden? Er würde Rutledge beauftragen müssen, alle Männer auf diesem verdammten Besitz zusammenzutreiben. Er fragte den Stallmeister: „Ist einer deiner Burschen vergangene Nacht in einen Kampf geraten?“
    Der Gefragte kreuzte die Arme vor der breiten Brust. „Nö, nich von mein’n.“
    „So is es“, mischte sich der rothaarige Knabe ein. „Aber ich habe einen Diener im Kutschenhaus gesehen. Wollte was für einen

Weitere Kostenlose Bücher