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Der Reiz des Verbotenen - Page, S: Reiz des Verbotenen

Der Reiz des Verbotenen - Page, S: Reiz des Verbotenen

Titel: Der Reiz des Verbotenen - Page, S: Reiz des Verbotenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Page
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Gentleman holen, sagt‘ er. Hatte ’ne geplatzte Lippe und ein Veilchen auf einem Auge. Sagt‘ mir, er hätt‘ der falschen Schlampe in den Hintern gekniffen.“
    „Eine zweispännige Kutsche is weg“, fügte der jüngste Knecht atemlos hinzu. „Und Mr. Wembleys Graue fehlen auch.“
    „Welcher verdammte Diener war es?“, herrschte Marcus die Stallknechte an.
    Mit untergeschlagenen Beinen auf dem Bett sitzend öffnete Venetia ihren Skizzenblock. Welcher war es? Welcher?
    Die erste Skizze war auch ihre unsittlichste. John und Cole, wie sie nach dem Sex ineinander verschlungen dalagen. Zwei schlaffe Schwänze ruhten Seite an Seite, Johns Kopf lag an Coles Brust.
    Sie wandte sich der nächsten Zeichnung zu. Ein Porträt von Lydia. In der Absicht, sie umzuschlagen, hob sie die Seite an, doch dann zögerte sie. Lydia war sehr schön gewesen. Allein die wundervoll geschwungenen Lippen – Venetia war stolz darauf, wie sie die Form getroffen hatte. Der einzige nicht vollkommene Teil des Gesichts war Lydias Nase, gerade, doch breit, mit einem runden Höcker am Ende. Dann die großen, runden Augen. Sie hatte mit Zeichenkohle gemalt, sodass die Augen schwarz mit weißen Kreisen darin waren, die die Reflexion des Lichts und das lebendige Funkeln darstellen sollten. Lydias Augen hatten die Farbe des Nachthimmels kurz vor dem Morgengrauen gehabt – Mitternachtsblau, vermischt mit Violett.
    Sie betrachtete die nächste Skizze. Lord Chartrand schlug mit einer Reitgerte auf Trixies kurviges Hinterteil, während sie mit der Hand Mr. Wembleys harten, nackten Hintern bearbeitete. Die Zeichnung war nicht vollendet und deutete nur die Formen an. Venetia knabberte an ihrem Daumennagel. Konnte Lord Chartrand ihr Angreifer gewesen sein? War der Mann so groß und breit wie der Lord gewesen?
    In ihrem Schock hatte sie alles nur undeutlich wahrgenommen.
    Oder konnte es Wembly gewesen sein, der schlank, aber groß und außerdem blond war? Konnte er seine gelangweilte, spöttische Stimme derart verstellt haben, dass sie wie die heisere Stimme eines Grobians klang?
    Sie starrte ihr unfertiges Porträt von Montberry an, welches ihn zeigte, wie er fasziniert einer der anstößigen Vorführungen zusah – Lady Chartrand und Rosalyn, die Kopf an Möse lagen und sich gegenseitig eifrig leckten. Der Kriegsheld war so groß wie Marcus. Venetia war sicher, zumindest ziemlich sicher, dass der maskierte Mann kleiner als Marcus gewesen war, wenn auch nicht viel.
    Sie sah auf die Uhr auf dem Kaminsims. Viertel vor drei. War Marcus unten? Hatte er alle Männer gefunden? Warum hatte sie bis jetzt noch nichts von ihm gehört?
    Sie blätterte um.
    Eine weitere Skizze, die sie nicht beendet hatte. Lord Brude, grüblerisch und wunderschön. Mit langgliedrigen Händen und einer ungewöhnlich langen Zunge. Nicht gerade die Merkmale, mit deren Hilfe man einen maskierten und behandschuhten Angreifer identifizieren konnte, wenn er hinter einem stand.
    Oder Lord Swansborough?
    Ihre Bilder waren kein bisschen hilfreich, und sie war schon beim letzten angekommen. Es zeigte Lady Yardly, festgehalten in einem leidenschaftlichen Moment, mit dem schwarzhaarigen Diener, Polk. Mit wenigen Strichen hatte sie die Verletzlichkeit gemalt, die in den Augen ihrer Ladyschaft geschimmert hatte, und den anmaßenden Triumph in seinem Blick …
    Venetia erstarrte. Warum sah sie das erst jetzt?
    Das Gesicht des Dieners … Lydia Harcourt und Polk, der Diener, hatten dieselben Züge. Seine waren breiter, gröber und maskuliner, aber letztlich waren sie einander sehr ähnlich. Dasselbe Kinn. Dieselbe Nase. Die Augen – sie war auf ihre Erinnerung angewiesen, aber die Augenfarbe war dieselbe.
    Das konnte kein Zufall sein! Lydia und der Diener waren verwandt. Ziemlich eng verwandt, nahm sie an. Waren sie Bruder und Schwester? Venetias Kopf schwirrte. An dem Tag, an dem Lydia getötet worden war, hatte Polk Brandy in ihr Zimmer gebracht. Er war bestürzt und aufgeregt gewesen. Wozu er allen Grund gehabt hätte, wenn es seine Schwester war, die getötet worden war!
    War Lydia hierhergekommen, um seine Hilfe oder seinen Schutz zu finden?
    Es erschien Venetia als seltsamer Zufall, dass ausgerechnet Lydias Bruder Chartrands Diener war.
    Der Mann, der sie angegriffen hatte, hatte dunkle Augen, so dunkel, dass sie auch hätten schwarz sein können, wie es Lord Swansboroughs Augen waren. Bedachte man aber das schwache Licht und den Schatten, den die Maske über die Augen geworfen hatte,

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