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Der Reiz des Verbotenen - Page, S: Reiz des Verbotenen

Der Reiz des Verbotenen - Page, S: Reiz des Verbotenen

Titel: Der Reiz des Verbotenen - Page, S: Reiz des Verbotenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Page
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hätten sie ebenso gut mitternachtsblau sein können. Oder braun.
    Warum hätte Polk seine eigene Schwester erdrosseln sollen? Seine demnächst sehr wohlhabende Schwester?
    Sie musste Marcus finden und es ihm sagen. Venetia klemmte sich den Skizzenblock unter den Arm, lief zur Tür und drehte den Schlüssel im Schloss. Verdammt, ihre Wachen!
    Da es der Job der Männer war, sie zu beschützen, konnten sie das auch tun, wenn sie sie auf der Suche nach Marcus begleiteten. Sie öffnete die Tür und starrte auf die beiden Körper herunter, die direkt vor ihren Füßen auf dem Flur lagen. Die leblosen Gestalten trugen zerknitterte dunkelrote Uniformen. Die Spitzen ihrer glänzenden Stiefel zeigten zur Decke.
    Venetia zuckte zurück. Ihre Arme umklammerten den Skizzenblock. Während sie noch die bewegungslos daliegenden Männer anstarrte, tauchten in ihrem Gesichtsfeld Röcke auf. Schwarze Röcke.
    „Ich will das Buch meiner Herrin. Jetzt.“
    Venetias entsetzter Blick glitt nach oben. Eine Pistolenmündung war auf ihre Brust gerichtet. Sie starrte in die kalten, gnadenlosen Augen von Lydias Zofe Juliette. Es war die Frau mit dem finsteren Gesicht, die beim Tod ihrer Herrin Tränen vergossen hatte.
    Juliettes Hand zitterte. Als sie begriff, dass Juliette Angst hatte, setzte Venetias Herzschlag für einen Moment aus. Vielleicht hatte die Zofe ebenso große Angst wie sie selber. Und das versetzte Venetia am allermeisten in Furcht. Womöglich würde Juliette sie aus lauter Nervosität versehentlich erschießen.
    „Ja“, beeilte Venetia sich zu versprechen. „Ja, ich kann es dir geben.“ Sie schaute nach unten. „Sind … sind sie tot?“
    „Es ist kinderleicht, die Tölpel dazu zu bringen, mit Schlafmittel gemischten Alkohol zu trinken.“ Juliette schnaubte verächtlich, stieg über einen der Diener und hielt dabei einen Moment inne, um ihm auf die Brust zu spucken. „Lachten mich aus, als ich ihnen schöne Augen machte, waren aber nur zu gerne bereit, den Portwein zu trinken, den ich mitgebracht hatte.“ Die Pistole in der vorgestreckten Hand, trat sie über die Schwelle.
    Venetia wich instinktiv zurück. War es die ganze Zeit Juliette gewesen? Aber Juliette war nicht stark genug, um die große Vase herunterzustoßen oder zwei kräftige Männer zu töten.
    Ob sie es schaffen konnte, Juliette die Pistole aus der Hand zu schlagen? Hatte sie genug Mut dazu?
    Während Venetia noch überlegte, nahm Juliette die Waffe in beide Hände. „Vorwärts!“, kreischte sie.
    Venetia hatte das Spielerblut ihres Vaters nicht geerbt. „Das Buch ist in meinem Koffer“, verriet sie. „Unter dem Bett.“
    „Hol es raus, und beeil dich dabei.“ Juliette schloss die Tür. Das Klicken des Schlosses hörte sich für Venetia wie etwas Endgültiges an.
    Sie drehte sich um und bewegte sich mechanisch auf das Bett, auf den Koffer zu. Die Angst schien ihre Glieder einzufrieren. Konnte sie nach dem Schürhaken greifen? Sie würde ein Loch im Rücken haben, bevor sie das Eisen benutzen konnte.
    Venetia kniete sich hin und hob den Stoff hoch, mit dem das Bett ringsum verkleidet war.
    „Zieh den Koffer raus und mach ihn auf.“
    Sie zerrte den Koffer hervor. Dabei spürte sie, dass ihr Knie etwas Hartes und Kaltes berührte. Sie senkte den Blick.
    Auf dem Teppich lag die kleine Glasflasche mit Terpentin. Sie musste aus dem Koffer gefallen sein, als sie ihren Skizzenblock herausgezogen hatte. Mit ihrem Rücken versperrte sie Juliette den Blick, schloss ihre Hand um das Fläschchen und ließ es in ihre Rocktasche gleiten, während sie jede Sekunde erwartete, von Juliette ertappt und erschossen zu werden.
    „Zieh ihn weiter heraus. Wo ich ihn sehen kann.“
    Venetia gehorchte. Die kleine Terpentinflasche erschien ihr in ihrer Rocktasche schwer wie Blei.
    Juliette schaute in den Koffer, wahrscheinlich um festzustellen, ob Waffen darin lagen.
    „Das Buch. Und beeil dich! Wenn du zu lange brauchst, ich schwör’s bei Gott, schieße ich.“
    Venetia stand auf und streckte der Zofe das ledergebundene Buch hin. „Da.“
    Nun war sie nutzlos für Juliette. Sie biss sich auf die Lippe. Es gab keinen Grund mehr für sie, Venetia am Leben zu lassen.
    Doch Juliette zeigte auf die Tür, und die Pistole sank ein kleines Stück tiefer, als die Hand der Zofe unter dem Gewicht zitterte. „Du kommst uns gerade recht, Süße. Als Fahrschein in die Freiheit für Tom und mich.“
    Venetia schluckte heftig. Die dumme, gefährliche Frage war über ihre Lippen,

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