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Der Retter von Dent-All

Der Retter von Dent-All

Titel: Der Retter von Dent-All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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vom Studium demnach verkehrt?
    Am nächsten Tag absolvierten sie die erste praktische Prüfung. Dillingham mußte mit den klinischen Geräten der Uni eine Reihe von Aufgaben erfüllen: Zahnziehen, polieren, bohren und plombieren mit Amalgam, anatomisch vermessen. Abdrücke von ihm bekannten und unbekannten Kiefern herstellen. Er mußte diagnostizieren und verordnen. Er mußte seine Kenntnisse und Fertigkeiten in allen Phasen der Laborarbeit beweisen, wobei er seine Wissenslücken und Schwächen immer deutlicher erkannte. Instrumente waren in reicher Vielzahl vorhanden, und er hatte keine Mühe, sich mit dem Instrumentarium vertraut zu machen. Aber die Bestecke und Geräte wiesen einen so hohen Grad an Präzision und Spezialisierung auf, daß er fürchtete, seine eigenen Fähigkeiten könnten viel geringer als die seiner Patienten sein, die er mit diesen Instrumenten behandeln sollte.
    Die ersten Übungen waren reine Routineaufgaben, und er erledigte sie mühelos in der vorgeschriebenen Zeit. Doch allmählich wurden die Aufgaben immer schwieriger. Er mußte sich konzentrieren wie noch nie im Leben, um die Aufgaben überhaupt zu bewältigen, geschweige denn in der vorgeschriebenen Zeit. Ein paar Kiefer waren so fremdartig, daß er nicht einmal ihre Funktion begriff. Hier mußte er sich achselzuckend geschlagen geben, obwohl die Zahnbehandlung bei diesen Kiefern gar nicht so kompliziert zu sein schien. Seine Zurückhaltung, diese Kiefer zu behandeln, gründete sich auf seine jüngsten Erfahrungen in der galaktischen Zahnpraxis. Manchmal traten die verrücktesten Komplikationen auf, wenn man bei anscheinend >harmlosen< Zähnen einen Eingriff machte. Deshalb weigerte Dillingham sich, ein Modellstück zu behandeln, wenn diese Behandlung sich vielleicht schlimmer für den Patienten auswirken konnte, als gar keine Behandlung.
    Während der Pausen unterhielt er sich mit seinen Kommilitonen, die in den angrenzenden Praxisräumen — jeder hatte sein eigenes Labor und sein eigenes Behandlungszimmer — arbeiteten. Voll Schrecken stellte er fest, daß keiner der anderen Mühe bei der Bewältigung seiner Aufgaben hatte.
    »Wie hast du denn die Füllung bei Nummer 17 hergestellt?« fragte er das Baumwesen. »Bei diesem Fall war doch keine obere Kinnlade vorhanden, um sich ein Bild von den Schneidezähnen machen zu können!«
    »Ach — das war ein Oopoo-Kiefer«, meinte das Baumwesen wegwerfend. »Die Oopoos haben keine oberer Schneidezähne, nur eine Knochenplatte ohne besondere Formung. Wußtest du das denn nicht?«
    »Kennst du denn alle Kiefertypen in der Galaxis?« fragte Dillingham, mehr im Scherz.
    »Selbstverständlich. Ich habe die Lehrbücher über Zähne jeder galaktischen Spezies studiert. Wir Baumwesen vergessen nie etwas, das wir einmal gelesen haben.«
    O Gott! Ein photographisches Gedächtnis! Wie konnte ein schlichter Mensch so vermessen sein, mit einem Wesen zu konkurrieren, das eine Million Bücher lesen konnte, ohne ein Wort vom Text zu vergessen. Jetzt begriff Dillingham erst richtig, warum seine Aufnahmechance so gering war. Vielleicht war sein Prozentsatz noch viel zu hoch gegriffen.
    »Was war denn Nummer 36, der letzte Fall?« fragte Nadelkissen. »Ich habe den Kiefer nicht wiedererkannt, obwohl ich sie doch alle studiert habe.«
    Baumwesen schrumpfte sichtlich zusammen. »Ich habe so einen Kiefer hier auch zum erstenmal gesehen«, gestand er seinen Kommilitonen. »Entweder war er außergalaktisch oder eine theoretische Scheinform, um unser Reaktionsvermögen zu testen.«
    »Auf jeden Fall war es sonnenklar, was wir mit dem Kiefer anfangen sollten« warf der Ameisenbär ein. »Ich habe das Ding in vier Sekunden poliert.«
    »Vier Sekunden!« echoten die anderen verblüfft.
    »Und, wir sind solchen Routineaufgaben organisch angepaßt«, meinte Ameisenbär ein wenig gönnerhaft. »Unsere Bohrer und Polierscheiben und was sonst noch dazugehört sind uns angeboren. Nur die Diagnose macht uns Kopfzerbrechen. Nummer 36 war eine simple Labialhöhle. Hier wurde ein plastoider Unterbau verlangt und eine metallische Deckschicht, die man für siebenunddreißig Mikrosekunden bis auf 540 Grad Celsius erhitzen mußte.«
    »Neununddreißig Mikrosekunden«, korrigierte Baumwesen mit einer Spur von Selbstgefälligkeit. »Du hast die Absorption im Rotspektrum bei der Beleuchtung nicht berücksichtigt.«
    »Selbstverständlich habe ich meine eingebaute Organlampe verwendet«, erwiderte Ameisenbär ebenso selbstgefällig. Er

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