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Der Retuscheur

Der Retuscheur

Titel: Der Retuscheur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dimitri Stachow
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Wie vereinbart!« erklangen gleichzeitig.
    Ohne Kulagins ausgestreckte Hand zu beachten, trat ich über die Schwelle. In der Tat: Die Tür hatte eine von Kulagin mitgebrachte Frau abbekommen. Hochgewachsen, mit wohlgeformter Figur, das lange üppige Haar zum Schwanz gebunden. Ein schwarzes Jäckchen – Ausdruck von Solidität –, der Rock allerdings ein bisschen kurz. Ein unter den Arm geklemmtes Handtäschchen, eine das halbe Gesicht verdeckende Sonnenbrille, ein großer Mund mit hochmütig vorgeschobener Unterlippe. Ein großer Diplomatenkoffer mit Zahlenschloss.
    »Verzeihung!«, sagte ich, »ich habe Sie nicht gesehen«, und zog die Tür heran.
    »Nicht so schlimm!«, sagte sie, und Kulagin erklärte rasch:
    »Wir kommen zusammen. Sie will zu dir. Der kleine Auftrag. Du erinnerst dich doch, dass ich dir davon erzählt habe? Ich habe sie am Bahnhof abgeholt und beschlossen, mit ihr vorbeizukommen. Wir sprachen gerade darüber …«
    »Kommt herein!« Ich trat zurück. »Mach die Tür zu!«
    Krachend schlug die Tür zu, das Studio versank wieder in Dunkelheit, aber ich drückte einen Knopf auf dem Arbeitstisch, und eine leistungsstarke Soffitte erhellte die mit weißen Laken bespannte gegenüberliegende Wand.
    »Kaffee?«, fragte ich die von Kulagin mitgebrachte Frau und rückte ihr einen Stuhl heran.
    Was war das für ein kleiner Auftrag, worüber wollte Kulagin mit mir gesprochen haben? Ich konnte mich an nichts erinnern.
    »Nein …« Sie setzte sich hin und stellte den Diplomatenkoffer neben sich ab.
    »Du?«, fragte ich, zu Kulagin gewandt. Aufgeregt, wie er war, wusste er nicht, wohin mit den Händen.
    »Später. Ljudmila, Ljudmila äh …«
    »Mein Name ist Minajewa«, sagte sie, wobei sie die Sonnenbrille abnahm. Ihre Augen sahen müde aus, doch ohne Brille wirkte sie jünger.
    »Ja, Frau Minajewa hat beschlossen, sich an dich zu wenden …«
    Ich ging in die Küche, kam mit einem Glas Milch zurück und setzte mich in einen Sessel. Das aus dem Badezimmer kommende Wassergeräusch veranlasste mich zum Umdrehen: Allem Anschein nach war Alina, während ich Milch holen ging, ins Badezimmer geschlüpft. In der auf dem Tisch liegenden großen Metallkugel sah ich je nach Blickwinkel bald mein eigenes Spiegelbild, bald das der von Kulagin mitgebrachten Auftraggeberin, bald das von Kulagin selbst.
    »Genosse! Hier …« Kulagin beugte sich zu dem Diplomatenkoffer hinunter, fasste ihn am Griff und stellte ihn auf den Tisch.
    »Entschuldigen Sie, aber meine Sachen sind im Badezimmer. Und das ist besetzt«, sagte ich zu Minajewa.
    Sie zuckte die Schultern, und ich richtete meinen Blick auf Kulagin.
    »Nun?!«
    »Na, hier!« Kulagin legte den Diplomatenkoffer hin und drückte auf die Schlösser. »Hier ist alles! Auf dem Herweg habe ich mit Ljudmila über dich gesprochen, darüber, dass du Mängel beliebiger Art beheben kannst, dass du nicht nur Fotograf, sondern auch Retuscheur bist, dass du …«
    »Verstehe, verstehe!«, sagte ich. Wenn man Kulagin nicht bremste, konnte er stundenlang Reden halten.
    Kulagin verstummte gekränkt, der Diplomatenkoffer aber wollte sich einfach nicht öffnen lassen. Minajewa und ich sahen uns eine Weile Kulagins erfolglose Versuche an, bis sie endlich aus ihrer Handtasche Schlüssel hervorholte.
    »Geben Sie her!«, sagte sie zu Kulagin und zog den Diplomatenkoffer zu sich herüber.
    Die Schlösser schnappten auf, der Deckel des Diplomatenkoffers klappte hoch, ein großes schwarzes Kuvert fiel auf den Tisch, das mit einer Ecke die Metallkugel anstieß, und die rollte mit zunehmender Geschwindigkeit über den Tisch.
    »Gut! Wann?« Ich nahm einen Schluck Milch und beobachtete, wie sich die Kugel immer rascher der Tischkante näherte.
    »Übermorgen. Bis Mittag …«, sagte Kulagin, nachdem er sich geräuspert und Minajewa einen Blick zugeworfen hatte.
    Ich fing die Kugel auf, trank die Milch, stellte das Glas hin, nahm das Kuvert und leerte seinen Inhalt auf den Tisch.
    Die fächerartig daliegenden Farbfotos mit entblößten Frauen neben, in und auf schicken Autos entlockten mir ein Lächeln. Ich nahm meine Lupe, betrachtete eines der Fotos genauer und sah Minajewa an: Eine der Frauen, die auf der Kühlerhaube eines Mercedes lag, schien sie zu sein.
    »Eine sehr schlechte Qualität. Sind die Negative verdorben? Kann man keine Neuaufnahmen machen?«
    »Genosse! Wenn das ginge …!«, sagte Kulagin hastig.
    »Ich kann die Neuaufnahmen besorgen …«
    »Danke, nicht nötig!«, sagte

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