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Der Richter und sein Henker - Der Verdacht

Der Richter und sein Henker - Der Verdacht

Titel: Der Richter und sein Henker - Der Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Dürrenmatt
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Polizist nervös war.
    »Fahren wir zu Gastmann«, sagte Tschanz, »es ist höchste Zeit.«
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    »Zum Schriftsteller«, antwortete der Alte und zog den Mantel an.
    »Umwege, alles Umwege«, wetterte Tschanz, hinter Bärlach die Treppen hinuntergehend. Der Kommissär blieb im Ausgang stehen:
    »Da steht ja Schmieds blauer Mercedes.«
    Tschanz sagte, er habe ihn gekauft, auf Abzah-lung, irgendwem müßte ja jetzt der Wagen ge-hören, und stieg ein. Bärlach setzte sich neben ihn, und Tschanz fuhr über den Bahnhofplatz gegen Bethlehem. Bärlach brummte.
    »Du fährst ja wieder über Ins.«
    »Ich liebe diese Strecke.«
    Bärlach schaute in die reingewaschenen Felder hinein. Es war alles in helles, ruhiges Licht getaucht. Eine warme, sanfte Sonne hing am Himmel, senkte sich schon leicht gegen Abend. Die beiden schwiegen. Nur einmal, zwischen Kerzers und Müntschemier, fragte Tschanz:
    »Frau Schönler sagte mir, Sie hätten aus
    Schmieds Zimmer eine Mappe mitgenommen.«
    »Nichts Amtliches, Tschanz, nur Privatsache.«
    Tschanz entgegnete nichts, frug auch nicht mehr, nur daß Bärlach auf den Geschwindigkeitsmesser klopfen mußte, der bei Hundertfünfundzwanzig zeigte.
    »Nicht so schnell, Tschanz, nicht so schnell.
    Nicht daß ich Angst habe, aber mein Magen ist nicht in Ordnung. Ich bin ein alter Mann.«

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    Der Schriftsteller empfing sie in seinem. Arbeits-zimmer. Es war ein alter, niedriger Raum, der die beiden zwang, sich beim Eintritt durch die Türe wie unter ein Joch zu bücken. Draußen bellte noch der kleine, weiße Hund mit dem schwarzen Kopf, und irgendwo im Hause schrie ein Kind. Der Schriftsteller saß vorne beim gotischen Fenster, bekleidet mit einem Overall und einer braunen Lederjacke, Er drehte sich auf seinem Stuhl gegen die Eintretenden um, ohne den Schreibtisch zu verlassen, der dicht mit Papier besät war. Er erhob sich jedoch nicht, ja grüßte kaum, fragte nur, was die Polizei von ihm wolle. »Er ist unhöflich«, dachte Bärlach, »er liebt die Polizisten nicht; Schriftsteller haben Polizisten nie geliebt.« Der Alte beschloß, vorsichtig zu sein, auch Tschanz war von der ganzen Angelegenheit nicht angetan.
    »Auf alle Fälle sich nicht beobachten lassen, sonst kommen wir noch in ein Buch«, dachten sie ungefähr beide. Aber wie sie auf eine Handbewegung des Schriftstellers hin in weichen Lehnstühlen 92
    saßen, merkten sie überrascht, daß sie im Lichte des kleinen Fensters waren, während sie in diesem niedrigen grünen Zimmer, zwischen den vielen Büchern das Gesicht des Schriftstellers kaum sahen, so heimtückisch war das Gegenlicht.
    »Wir kommen in der Sache Schmied«, fing der Alte an, »der über Twann ermordet worden ist.«
    »Ich weiß. In der Sache Doktor Prantls, der Gastmann ausspionierte«, antwortete die dunkle Masse zwischen dem Fenster und ihnen. »Gastmann hat es mir erzählt.« Für kurze Momente leuchtete das Gesicht auf, er zündete sich eine Zigarette an. Die zwei sahen noch, wie sich das Gesicht zu einer grinsenden Grimasse verzog: »Sie wollen mein Alibi?«
    »Nein«, sagte Bärlach.
    »Sie trauen mir den Mord nicht zu?« fragte der Schriftsteller sichtlich enttäuscht.
    »Nein«, antwortete Bärlach, »Ihnen nicht.«
    Der Schriftsteller stöhnte: »Da haben wir es wieder, die Schriftsteller werden in der Schweiz aufs traurigste unterschätzt!«
    Der Alte lachte: »Wenn Sie's absolut wissen wollen: wir haben Ihr Alibi natürlich schon. Um halb eins sind Sie in der Mordnacht zwischen Lamlingen und Schernelz dem Bannwart begegnet und gingen mit ihm heim. Sie hatten den gleichen Heimweg. Sie seien sehr lustig gewesen, hat der Bannwart gesagt.«
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    »Ich weiß. Der Polizist von Twann fragte schon zweimal den Bannwart über mich aus. Und alle ändern Leute hier. Und sogar meine Schwieger-mutter. Ich war Ihnen also doch mordverdächtig«, stellte der Schriftsteller stolz fest. »Auch eine Art schriftstellerischer Erfolg!« Und Bärlach dachte, es sei eben die Eitelkeit des Schriftstellers, daß er ernst genommen werden wolle. Alle drei schwiegen, und Tschanz versuchte angestrengt, dem Schriftsteller ins Gesicht zu sehen. Es war nichts zu machen in diesem Licht.
    »Was wollen Sie denn noch?« fauchte endlich der Schriftsteller.
    »Sie verkehren viel mit Gastmann?«
    »Ein Verhör?« fragte die dunkle Masse und schob sich noch mehr vors Fenster. »Ich habe jetzt keine Zeit.«
    »Seien Sie bitte nicht so unbarmherzig«, sagte der Kommissär, »wir wollen uns doch nur

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