Der Richter
geht alles etwas langsamer. Können wir uns zum Mittag- oder Abendessen treffen?«
Auf der Website war keine Jacht erwähnt, Mr. French, die haben Sie wohl vergessen. Ray hätte eine Stunde bei einer Tasse Kaffee einem zweistündigen Mittagessen oder gar einem noch längeren Abendessen vorgezogen, aber schließlich war er der Gast. »Das passt mir beides.«
»Dann halten Sie mir doch beide Termine offen, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Hier draußen im Golf scheint es etwas windig zu werden, und ich bin nicht sicher, wann wir zurück sind. Kann meine Sekretärin Sie morgen anrufen?«
»Selbstverständlich.«
»Geht es um den Gibson-Prozess?«
»Ja, es sei denn, da ist noch etwas anderes.«
»Nein. Mit Gibson fing alles an.«
In seinem Zimmer im Easy Sleep Inn sah sich Ray mit einem Auge und ohne Ton ein Baseballspiel an, während er gleichzeitig zu lesen versuchte und darauf wartete, dass die Sonne unterging. Er brauchte Schlaf, hatte aber keine Lust, ins Bett zu gehen, bevor es dunkel wurde. Er erreichte Forrest beim zweiten Versuch. Sie sprachen gerade über die Freuden der Therapie, als sein Handy lautstark klingelte. »Ich rufe dich zurück«, sagte Ray und hängte auf.
Schon wieder ein Eindringling - in Ihre Wohnung wird gerade eingebrochen, meldete die Roboterstimme des Sicherheitsdienstes. Als die Aufnahme verstummte, öffnete Ray die Tür und starrte auf sein Auto, das er keine sieben Meter entfernt geparkt hatte. Mit dem Telefon in der Hand wartete er.
Erneut rief der Sicherheitsdienst auch Corey Crawford an, der sich fünfzehn Minuten später bei Ray meldete. Haus- und Wohnungstür mit der Brechstange geöffnet, ein Tisch umgestoßen, Lichter an, alle elektrischen Geräte noch vorhanden. Der Polizist vom letzten Mal füllte gerade einen fast identischen Bericht wie beim ersten Einbruch aus.
»Es gibt da nichts Wertvolles«, meinte Ray.
»Und warum wird dann immer wieder eingebrochen? «, fragte Corey.
»Das weiß ich nicht.«
Crawford telefonierte mit dem Vermieter, der versprach, einen Schreiner zu finden, um die Türen zu reparieren. Nachdem der Polizist gegangen war, blieb er in der Wohnung und rief Ray wieder an. »Das ist kein Zufall«, sagte er.
»Warum nicht? «
»Weil die gar nicht versuchen, etwas zu stehlen. Das ist ein Einschüchte-rungsmanöver. Was ist los?«
»Ich weiß es nicht.«
»Das kaufe ich Ihnen nicht ab.«
»Ich schwöre es.«
»Sie verheimlichen mir was.«
Da hast du allerdings Recht, dachte Ray, aber er ließ sich nichts anmer-ken. »Es ist reiner Zufall, Corey, regen Sie sich ab. Nur ein paar Jugendliche aus den Slums mit rosafarbenen Haaren und Sicherheitsnadeln in den Backen. Drogensüchtige, die Kohle brauchen.«
»Ich kenne die Gegend. Das waren keine Jugendlichen «
»Ein Profi würde doch nicht zurückkommen, wenn er merkt, dass es eine Alarmanlage gibt. Das waren unterschiedliche Einbrecher.«
»Da bin ich anderer Meinung.«
Sie einigten sich darauf, sich nicht zu einigen, obwohl beide die Wahrheit kannten.
Ray wälzte sich zwei Stunden lang in der Dunkelheit im Bett herum, oh-ne dass es ihm gelungen wäre, auch nur ein Auge zu schließen. Gegen elf stieg er ins Auto. Kurz darauf fand er sich im Acropolis wieder, wo er Roulette spielte und bis zwei Uhr morgens schlechten Wein trank.
Er verlangte ein Zimmer mit Blick auf den Parkplatz, nicht auf den Strand. Von einem Fenster im dritten Stock aus bewachte er seinen Wagen, bis er schließlich einschlief.
30
Ray schlief so lange, dass das Zimmermädchen die Geduld verlor. Abreise war bis zwölf Uhr mittags, da gab es keine Ausnahmen. Als sie um 11.45
Uhr gegen die Tür hämmerte, brüllte er etwas zurück und sprang unter die Dusche.
Sein Auto schien in Ordnung zu sein, zumindest gab es am Heck keine Dellen und Kratzer oder andere Hinweise darauf, dass jemand herumge-schnüffelt hatte. Er schloss den Kofferraum auf und warf einen schnellen Blick hinein: drei schwarze Müllsäcke aus Plastik, die mit Geld voll gestopft waren. Alles kam ihm völlig normal vor, bis er sich hinter das Lenkrad setzte und den Umschlag entdeckte, den jemand unter den Scheibenwischer gesteckt hatte. Wie erstarrt blickte er ihn an, und das Ding schien seinen Blick aus fünfzig Zentimeter Entfernung zu erwidern. Weiß, A4-Format, keine sichtbaren Markierungen, zumindest nicht auf der Seite, die am Glas anlag.
Was auch immer das war, Gutes hatte es nicht zu bedeuten. Es war eindeutig keine Werbung für einen Pizza-Service oder
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