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Der Rikschamann

Der Rikschamann

Titel: Der Rikschamann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Schroeter
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auf Max zu. Eine Menge Weib, dachte er, selbst ohne die High Heels wahrscheinlich noch fast so groß wie er selbst. Die hatte er noch nie in der Rikscha chauffiert, daran würde er sich garantiert erinnern.
    Jetzt stand sie vor ihm, stemmte ihre Hände in die Seiten und musterte ihn abschätzend, deutlich weniger verspielt als eben noch. »Wann war das mit der Werkstatt?«
    Es nervte Max, sich nach der Kripo jetzt auch noch von irgendeiner Cabriotussi ausfragen zu lassen. »Wann war das mit der Rikscha?« konterte er.
    Sie nagte zögernd an ihrer kussechten Unterlippe – dann entschloss sie sich zum ersten Schritt. »Gestern, später Nachmittag.«
    Also vor Olegs Verschwinden im Hirschpark. Trotzdem noch, nachdem Max ihn das letzte Mal am Nikolaifleet gesehen hatte. »Wer ist darauf gefahren?«
    »Ein süßer Muskelzwerg, Russlanddeutscher, in Ihrem Alter. Bloß die Frisur war voll Panne.«
    Trotz der ernsten Lage ließ die treffsicher Beschreibung seines Freundes Max grinsen. »Stimmt, die ist Panne.«
    »Sie kennen ihn also auch?«
    »Mein Geschäftspartner. Wir teilen uns die Rikscha.«
    Das schien sie nicht besonders zu interessieren. »Wann war das nun mit der Werkstatt?«
    »Wo genau haben Sie Oleg und die Rikscha gesehen?«
    Sie kniff misstrauisch die Augenlider zusammen. »Warum fragen Sie nicht Ihren Partner?«
    »Würde ich gerne. Aber er ist seit gestern verschollen.«
    Das schlug bei ihr härter ein als von Max erwartet. Selbst das Make-up verdeckte nicht ihre plötzliche Blässe, und die Stimme kippte eine Spur auf Hysterie.
    »Bitte, sagen Sie mir das mit der Werkstatt! Das ist wichtig für mich!«
    »Warum fragen Sie nicht den, der Ihren Wagen in die Werkstatt gebracht hat?«
    Sie senkte betreten den Kopf. »Das kann ich nicht! Bitte…«
    »Okay«, gab Max nach. »Es war gestern früh. So gegen Sechs.«
    »Gegen Sechs…« wiederholte sie nachdenklich. »Welche Werkstatt? Was haben die am Wagen gemacht? Und warum?«
    »Wo haben Sie Oleg und die Rikscha getroffen?«
    Sie ließ kopfschüttelnd die schwarze Mähne fliegen, lehnte sich an den BMW und verschränkte abwartend die Arme.
    »Ich weiß zwar momentan nicht, was genau mit Ihrem Wagen los war«, tastete sich Max vor, »aber das könnte ich herauskriegen. Dafür will ich dann aber wissen, wo Sie Oleg gesehen haben, warum er dort war und was er da getan hat. Geht das klar?«
    Sie überlegte nur kurz und nickte dann einvernehmlich.
    »Wie erreiche ich Sie?« erkundigte sich Max.
    »Gar nicht!« wehrte sie ab, angelte ihre Handtasche vom Beifahrersitz, zückte einen damenhaftes Notizbüchlein mit in einer Lasche angehängtem Kugelschreiber und streckte es Max auffordernd entgegen. »Geben Sie mir Ihre Nummer, ich rufe Sie an!«
    »Frühestens in zwei Stunden«, versetzte Max und brachte die Ziffern schwungvoll zu Papier. Wenn das so weiter ging, müsste er sich noch private Visitenkarten drucken lassen. Kaum stand die letzte Ziffer, riss sie ihm das Büchlein aus der Hand und stöckelte wieder um den Wagen herum.
    »Wie heißen Sie?«
    Sie deutete ein Kopfschütteln an, signalisierte mit knapper Handgeste: Ich ruf an!, sprang in den Z 3 und startete durch. Max sah ihr nach, bis sie rasant um die nächste Ecke bog. Ihre im Wind flatternde Mähne erweckte in ihm die fatale Assoziation eines Trauerflors. Er ließ das Gelbe Ungetüm am Straßenrand stehen und kehrte zum Hauseingang zurück. Der Uhu stand erwartungsgemäß am Außenfenster seines Glaskastens und drückte sich die Nase platt.
    »Mit unsereinem würde so eine Schmuckschlampe überhaupt kein Wort wechseln«, grinste er Max neidisch entgegen. »und meine Nummer würde die auch nicht haben wollen! Verrat’ mir dein Geheimnis, Casanova…«
    »Morgens duschen.« Max ließ dem Uhu nicht groß Zeit, diesen Tipp zu überdenken. »Hast du die Frau schon mal hier gesehen, Uhu? Oder ihr Auto?«
    »Sowohl, als auch!« nickte der Hausbetreuer stolz, um dann den jungen Mann einmal mehr mit jenem Blick, den Uhu für besonders pfiffig hielt, durch die Flaschenglasbrille zu fixieren. »Und jetzt willst du Einzelheiten wissen, was?«
    »Ich lad’ Erika und dich nach dem Klövensteen zu Kaffee und Kuchen ein«, seufzte Max ergeben. »Los jetzt!«
    »Die Dame heißt Elena. Soll hier mal gewohnt haben – hier bei uns im Born. Ist aber schon ein bisschen her und sowieso wohl nur für ganz kurze Zeit gewesen. Na ja, so wie die aussieht, hat sie nicht lange gebraucht, um aus ihrem Körper Kapital zu

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