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Der Rikschamann

Der Rikschamann

Titel: Der Rikschamann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Schroeter
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ausgestrecktem Zeigefinger auf eines der oberen Stockwerke. Die wissen doch, dass Max hier wohnt, schoss es Elke durch den Sinn, wozu müssen die nachfragen? Hesse bedankte sich bei der Frau, ihr Hund rieb sich derweil inbrünstig an Bronsteins Hosenbein. Hoffentlich nutzten seine Flöhe die Gelegenheit zum Übersprung.
    Das Kripo-Duo setzte sich in Bewegung und kam auf das Haus zu. Elke verspürte partout keine Lust, sich mit ihnen zu konfrontieren, schon gar nicht mit Bronstein. Das karge Treppenhaus bot kein anderes Versteck als eine grau lackierte Stahltür, deren Klinke das Mädchen rasch drückte – zum Glück ließ sich die Tür öffnen. Dahinter lag die Treppe, hinab in den stockdunklen Keller. Elke schob ihren Koffer auf den oberen Treppenabsatz, sich selbst hinterher und konnte gerade noch rechtzeitig die Tür hinter sich zuziehen, als sie auch schon in einer der Wohnungen oben im Haus eine Klingel läuten hörte. Bei Max können die es lange probieren, dachte sie hämisch auf ihrem dunklen Horchposten, ätsch, keiner da! Prompt schnurrte der Türsummer, die Haustür wurde aufgedrückt und die Kripoleute stiefelten hallenden Schrittes die Treppen hinauf. War Max etwa doch zu Hause? Elke öffnete beunruhigt die Stahltür so weit, dass sie ihren Kopf durch den Spalt schieben und besser lauschen konnte. Die Polizisten nahmen alle Treppen bis zur obersten Etage. Auf dem Klingelbrett draußen vor der Haustür lag Max’ und Olegs Namensschild in der Mitte, erinnerte Elke. Unterm Dach wohnten die Jungs demnach eigentlich nicht…
    »Guten Tag, Frau Tiemann, wir sind von der Kriminalpolizei!« Das war Kommissar Hesse. »Keine Sorge, es geht nicht um Sie persönlich.«
    »Guten Tag… was wollen Sie denn?« Elke spürte die Irritation der Frau bis zur Kellertreppe.
    »Es geht um Ihre Nachbarn – Oleg Wolff und Max Harder.« Bronstein, die Schlange. »Dürfen wir reinkommen? Nur ganz kurz.«
    Sie durften. Und blieben tatsächlich höchstens zwei Minuten. Danach arbeiteten sie sich systematisch die Stockwerke hinunter. Nicht überall wurde ihnen geöffnet, doch wenn, kam stets die Frage nach Oleg und Max. Die Antworten ließen höchst unterschiedliche Schlüsse zu. Zwei ganz entzückende junge Männer. Rotznäsige Dreckschleudern, die höchst unzureichend den Hausflur putzten. Echte Kavaliere, die bereitwillig alten Damen schwere Taschen die Treppe hinauftrugen. Terrorverdächtige Elemente mit fatalem Hang zu laut aufgedrehter Krawallmusik. Elke glaubte kaum, dass Hesse und Bronstein damit etwas anfangen konnten. Was versprachen die sich überhaupt von dieser Aktion? Sie schienen ja genau zu wissen, dass Max selbst nicht zu Hause war. Und auf ihn warten wollten sie offenbar auch nicht, denn jetzt trabten sie zurück ins Erdgeschoss, klingelten vergeblich an den dortigen Wohnungstüren und strebten zurück zum Hauseingang. Plötzlich registrierte Elke, dass genau dort draußen ein Mann stand und mit einem Schlüsselbund klapperte. Gerade noch rechtzeitig zog sie ihren Kopf wieder in die Finsternis des Verstecks zurück, bevor auf der anderen Seite der Stahltür die Kripoleute mit dem Hereinkommenden zusammentrafen.
    »Hallo«, hörte sie Hesse grüßen. »Kripo Hamburg. Sie wohnen hier?«
    »Ja, zweiter Stock…« kam es unsicher zurück.
    Bronstein gab wieder die Freundliche. Elke sah ihr falsches Lächeln genau vor sich, trotz ägyptischer Finsternis. »Dann sind Sie sicher der Herr Struck?«
    »Ja…«
    Sogar in Hesses Stimme lag jetzt eine Spur Heiterkeit. »Keine Sorge, Herr Struck. Sie wohnen doch Wand an Wand mit den Herren Harder und Wolff! Um die geht es uns.«
    »Was ist denn mit denen?« Darin schwang neben Erleichterung auch schon eine Portion Neugier.
    »Wann haben Sie den Herrn Wolff zuletzt gesehen?«
    Struck musste nicht lange überlegen. »Freitagabend! Als ich von der Arbeit kam… ist Herrn Wolff was passiert?«
    »Wie kommen Sie darauf?« Hesse klang schon wieder völlig humorlos.
    »Ist Ihnen am Freitag denn etwas Besonderes aufgefallen?« gab Bronstein mit verschwörerischer Stimme Zucker. Elke lauschte angespannt und verlagerte vorsichtig ihr Gewicht aufs linke Standbein. Das rechte schlief allmählich ein.
    »Die haben sich gestritten!« trumpfte Struck auf. »Wie die Blöden haben die sich im Treppenhaus angeschrieen! Ich dachte echt, die gehen aufeinander los. Viel hat wohl auch nicht gefehlt…«
    »Interessant«, murmelte der Kommissar. Elke presste ein Ohr an die kalte Stahltür, um ja

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