Der Rikschamann
klar ist!« Der Erpresser mit der getunten Donald-Stimme. »Morgen um Neun öffnen die Banken, um Neun Fuffzehn hast du das Geld, Neun Dreißig melden wir uns bei dir! Ende der Durchsage.«
»Nein, warte!« Pieter merkte kaum, dass er vor Panik fast schrie. »Du hast mir versprochen, ihr kümmert euch um den Rikschamann!«
»Ist erledigt«, stellte Donald sachlich fest. »Der lässt dich in Ruhe.«
»Und warum steht er dann gerade vor meiner Tür?« schrie Pieter.
»Oleg? Kann gar nicht sein!«
»Nicht Oleg! Noch einer von der Sorte! Mit derselben scheißgelben Rikscha! Schnüffelt in meinem BMW rum, belästigt meine Frau, grinst frech und weiß genau, dass ich nicht die Bullen hole! Ich will nicht in den Knast, ich stopfe euch aber auch kein Geld in den Rachen, wenn hier jeden Tag ein neuer Irrer auf der Matte steht! Du hast versprochen, ihr kümmert euch darum. Also: Kümmert euch darum! Sonst könnt ihr euren ›Zeitplan‹ vergessen!«
Donald schien einmal tief durchzuatmen. Danach klang seine Stimme eiskalt, sogar trotz der lächerlichen Verzerrung. »Wie sieht der Kerl aus?«
»Jung, Anfang Zwanzig vielleicht, schlank, sportlich, braune Zottelhaare. Scheiße, macht einfach endlich was, damit der Irrsinn aufhört!«
»Worauf du einen lassen kannst. Du hörst von mir«, bemerkte Donald beängstigend sanft, bevor er die Verbindung abbrach. Pieter schloss erschöpft die Augen.
»Was ist hier los, Piet?«
Elena. Sie war durch den Durchgang von der Garage in die Eingangshalle gekommen, ohne dass Pieter es gemerkt hatte. Sie stand direkt hinter ihm. Wie viel hatte sie gehört?
»Das würde ich dich gern fragen!« Angriff ist die beste Verteidigung, dachte Pieter. »Warum bist du zu diesem Rikschaclown rausgefahren? Hinter meinem Rücken? Hätte ich nicht zufällig aus dem Fenster geguckt…«
»Ich musste einfach…« Elena verkniff sich unglücklich weitere Enthüllungen und schob energisch nach: »Wir müssen reden, Piet! Jetzt sofort.«
Er verzog das Gesicht, sah jedoch die Unausweichlichkeit klärender Worte ein und nickte geschlagen, was Elena frische Energie verlieh.
»Komm, ich mach’ uns Kaffee.«
Eine Minute später hing Pieter schlaff am Tresen der Designerküche, während seine Frau geschäftig an der De-Longhi-Coffeebar herumpusselte.
»Latte Macchiato? Cappuccino?«
»Einfach Kaffee, verdammt!« seufzte Pieter resigniert. »Schwarz.«
Sie machte sich kommentarlos an die Ausführung. Sekunden später dampfte die heiße Brühe vor ihm in einer schneeweißen Bistrotasse. Für ihr eigenes Getränk, irgendwas Kompliziertes mit Schaum und Streifen, brauchte Elena etwas länger. Doch dann gab es keinen Aufschub mehr.
»Was ist los?« bohrte sie nach.
Pieter schüttelte den Kopf. »Du zuerst!«
Elena überlegte. Lass nur das raus, was er erklären muss, entschied sie und zögerte ihre Antwort ein wenig hinaus, indem sie ihren Kaffeelöffel in den Milchschaum grub, die fluffige Masse zum Mund führte und genüsslich abschleckte. Zum Teufel mit den Kalorien.
»Ich war doch heute Vormittag mit dem Cabrio in… in der Stadt«, tastete sie sich vor. »Jedenfalls sehe ich plötzlich diesen jungen Mann auf der gelben Rikscha…«
»Den von eben – oder den von Gestern?«
»Von eben! Wir stehen zufällig nebeneinander an der Ampel, und ich sag’: Hey, die Rikscha kenn’ ich doch! Und er: Ihr Auto kenne ich auch! Das stand gestern früh noch in der Werkstatt…«
»Bitte? Das wüsste ich doch!«
»Genau das hab’ ich auch gesagt«, bekräftigte Elena. »Aber dann war ich neugierig. Er wirkte ziemlich aufgeregt und wollte ganz genau wissen, woher ich seine Rikscha kenne und wann ich das Ding und diesen anderen Fahrer mit der komischen Brikettfrisur gesehen habe.«
»Du hast es ihm gesagt?«
»Ich habe einen Deal vorgeschlagen: Er nennt mir diese ominöse Werkstatt und kriegt raus, was da an unserem Auto gemacht worden ist – und ich sag’ ihm, was er wissen will. So, mein Lieber – jetzt bist Du an der Reihe…«
»Moment noch«, wehrte Pieter ab. »Hat er denn was herausgefunden? War er deshalb eben hier?«
Sie nickte, ohne ihn aus den Augen zu lassen. »Die Werkstatt gehört einem gewissen Hamid. In Eimsbüttel.«
»Kenne ich nicht«, äußerte Pieter, ehrlich verblüfft.
Vielleicht ist alles ganz harmlos, schöpfte Elena begierig Hoffnung. Jedenfalls für Pieter und mich… Sie versuchte, alle Gedanken an Mascha zu verdrängen. Und die quälenden Gedanken an Nastja. »Erinnerst du
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