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Der Rikschamann

Der Rikschamann

Titel: Der Rikschamann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Schroeter
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modisch und trendy, aber nicht allzu ausgefallen – einmal absah. Gerahmte Fotos, herumliegende Zeitungen, nicht beendete Kreuzworträtsel oder Ähnliches fehlten völlig.
    »So, wie es aussieht«, konstatierte Bronstein, als sie sich alle drei nach schneller Inspektionsrunde wieder im Wohnzimmer zusammenfanden, »könnte hier tatsächlich irgendein Herr Ost wohnen.«
    »Irgendein Herr Ost ist kein Popstar!« versetzte Max. »Und im Zusammenhang mit dem Penthouseschlüssel war eindeutig von einem Popstar die Rede.«
    »Sagst du.«
    »Glaubst du mir nicht mehr?«
    »Was soll ich denn glauben?« fragte Bronstein ratlos. »Kann ja sein, dass sich alles so abgespielt hat, wie du sagst! Kann sein, die Bude gehört Pete West! Aber falls Nastja wirklich in ihrer Todesnacht mit ihm hier war, haben die beiden Typen, die du im Club belauscht hast, leider Recht: Von der Kleinen ist in diesem Penthouse tatsächlich nichts übriggeblieben. Soweit man das ohne professionelle Spurensicherung beurteilen kann. Aber bevor ich die Profis herbeipfeife, brauche ich ein bisschen mehr als das hier…«
    Sie brach ab und starrte entgeistert in eine Ecke. Max folgte ihrem Blick: Elke hockte auf einem der breiten Sofas und zog einen Faden zwischen den Polstern heraus, als wolle sie den Bezug aufribbeln. An dem Faden hingen winzige Stoffteilchen. »Hab ich doch gleich gesehen, dass die Farbe nicht zum Sofa passt!« triumphierte Elke, hielt das Gebilde mit spitzen Fingern der Kripofrau entgegen und erkundigte sich unschuldig: »Haben Sie eigentlich noch was drunter, Bronstein – oder war hier noch eine von Ihrer Sorte?«
    Jetzt erkannte Max, um was es sich handelte: Das Unterteil eines Teufelchen-Kellnerinnendress aus dem »Hell on Earth«. Gerade klaubte Elke auch noch das Oberteil zwischen den Polstern hervor.
    »Das muss von Nastja sein!« beschwor Max die Polizistin. »Die Mörder haben es bei der Beseitigung ihrer Spuren übersehen!«
    »Ich alarmiere meinen Chef«, beschloss Bronstein. »Aber nur, wenn wir ihm erzählen, ihr hättet mich erst hierher bestellt, nachdem ihr schon auf eigene Faust in die Wohnung gegangen seid. Okay?«
    Max und Elke nickten einvernehmlich. Bronstein, deren Habseligkeiten ja allesamt entweder bei sich zuhause oder im Umkleideschrank des »Hell on Earth« steckten, lieh sich Max’ Handy und rief den Kommissar an. Sie erreichte ihn – angesichts der fortgeschrittenen Stunde – überraschend schnell.
    »Hallo Chef, ich bin’s… Sie versuchen mich seit einer Stunde zu erreichen? Nein, mein Handy ist kaputt, Akku oder so… Was? Sie sind wo…?« Bronstein lauschte und starrte entgeistert ins Leere. Max wechselte einen beklommenen Blick mit Elke. Was war bloß jetzt schon wieder los?
    »Ist gut. Ich komme, so schnell wie möglich.« Bronstein drückte das Gespräch weg, legte das Telefon auf den Tisch und fixierte Max, in einer seltsamen Mischung aus Trauer und Wut. »Ich gebe dir jetzt einen letzten Rat, Max: Lass’ deine miesen Tricksereien und Manipulationen und stelle dich endlich!«
    »Bist du irre?« Max kam nicht mehr mit.
    Bronstein riss sich mühsam zusammen, obwohl sie innerlich kochte. »Die Kripo hat einen anonymen Anruf erhalten. Von einem Anwohner, der in den beiden letzten Nächten Schreie aus Deiner Wohnung vernommen hat! Dem sind meine Kollegen nachgegangen…«
    »Hesse ist in meiner Wohnung? Jetzt?«
    »Sie haben eine Mädchenhand gefunden, an der ein Finger fehlt! In deiner Wohnung! Nastjas Hand!«
    Max fehlten die Worte. Auch Elke saß da wie vom Donner gerührt.
    »Und den kleinen Finger einer Männerhand! Dem Abdruck nach ist es der Finger deines verschollenen Mitbewohners…«
    »Oleg?« Max durchfuhr blankes Entsetzen.
    »Tu nicht so überrascht!« fuhr ihn Bronstein an. »Ihr habt euch wegen des Mädchens gestritten, und du hast sie beide umgebracht! Und jetzt versuchst du mir hier sonst was zu erzählen. Was weiß ich, woher du den Schlüssel zu diesem Penthouse hast!«
    »Und was ist hiermit?« hieb Elke dazwischen und warf demonstrativ den Teufels-Tanga auf den Tisch.
    Bronstein winkte genervt ab. »Haben Sie doch bestimmt eben erst selbst zwischen die Polster gestopft! Sie sind ihm doch hörig!«
    Elke holte empört Luft. Max ignorierte das Geplänkel und strebte zur Tür. »Die Schweine halten Oleg irgendwo fest! Ich muss ihn finden!«
    »Du gehst nirgendwo hin!« Die Kripofrau verstellte ihm energisch den Weg. »Außer mit mir zu Kommissar Hesse! Und versuche gar nicht erst,

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