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Der Rikschamann

Der Rikschamann

Titel: Der Rikschamann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Schroeter
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die Flammen über auf ein zweites Regal – und leckten gierig am Arbeitsoverall eines still und verkrümmt daliegenden Menschen. Hamid.
    Max packte den leblosen Körper und wälzte ihn aus der unmittelbaren Gefahrenzone, wobei er gleichzeitig das schwelende Feuer am kokelnden Overall erstickte. Er meinte Hamid leise stöhnen zu hören, wertete das erst mal als gutes Zeichen und wandte sich dem Feuer zu. Wie alle übrigen Werkstattutensilien war auch der Feuerlöscher gut sichtbar und frei zugänglich an der Wand platziert, und bei Hamid konnte man gesichert davon ausgehen, dass die Funk­tionsfähigkeit des Geräts durch penibelst eingehaltene Wartungsintervalle voll gewährleistet war – wovon sich Max umgehend selbst überzeugte. Sekunden später war vom Feuer nur noch ein klebriger Haufen Schaum übrig und Max stand im Dunkeln. Er ließ den Löscher fallen, tastete sich zum Schalter und sorgte für Licht.
    Hamid setzte sich stöhnend auf und stierte desorientiert in die Gegend. Sein kahler Schädel glänzte vor Blut, das aus einer Platzwunde sickerte. Er langte sich an den Kopf und betrachtete verständnislos die blutverschmierten Finger.
    »Hoffentlich denkst du nicht, dass ich dir einen über die Rübe gezogen hab’!«
    »Max?« Hamids Blick wurde allmählich klarer. »Wo ist… der andere…?«
    »Ab durch die Mitte. Genau durch meine Rikscha. Wer war das, Hamid?«
    »Hilf mir hoch«, ächzte der Mechaniker. Max stützte seinen Arm, Hamid kam langsam auf die Beine und lehnte sich gegen die Werkbank.
    »Im Erste-Hilfe-Schrank steht eine Flasche Raki…«
    »Ich dachte, du lebst abstinent?«
    »Deshalb steht die Pulle ja auch im Medizinschrank.«
    Max holte den Raki und brachte auch gleich den Verbandkasten mit. Während sich Hamid mit geschlossenen Augen eine gehörige Portion Schnaps eintrichterte, verpflasterte Max die Platzwunde. Sie sah weniger übel aus als erwartet. Außerdem hielt sich Max’ Mitleid mit Hamid in Grenzen.
    »Wer hat dir das Z3-Cabrio mit dem vollgebluteten Kofferraum gebracht?«
    Hamid blinzelte Max vorsichtig an. »Ich hatte dir empfohlen, dich da rauszuhalten.«
    »Hätte ich mich daran gehalten, wärst du jetzt ein ägyptisches Barbecue. Oder libanesisches. Oder syrisches. Wo immer du auch herkommst.«
    Hamid lächelte unbestimmt. »Du bist zäher, als ich dachte, Kleiner.«
    »Deine Auftraggeber halten Oleg gefangen. Sie haben ihn vielleicht schon umgebracht. Sie haben ihm einen Finger abgeschnitten und in meiner Wohnung versteckt! Die Kripo sucht nach mir und eben hat mich jemand über den Haufen gefahren! Dieser Jemand saß in genau dem VW Touareg, mit dem man mich schon einmal gejagt hat – im Hirschpark, genau an der Stelle, wo Oleg entführt worden ist!« Max nahm Hamid die Rakiflasche aus der Hand und packte sie wie eine Keule. »Und wenn du mir nicht sofort den Namen verrätst, verpasse ich dir die nächste Platzwunde!«
    »Barbar! Nicht du – der Kerl, der mir den Z3 gebracht hat. Es ist sein Name. Nicht sein richtiger natürlich, den weiß ich nicht. Er hat mir auch das Ding auf den Kopf verpasst!« Hamid nahm dem verdutzten Max die Flasche aus der Hand und stellte sie neben sich auf die Werkbank. »Der Touareg gehört Rufus, seinem Chef. Barbar ist der Mann fürs Grobe und arbeitet nebenher als DJ in Rufus’ Club…«
    »Im ›Hell on Earth‹?«
    Hamid betrachtete den jungen Mann überrascht. »Du kommst ganz schön rum.«
    Max bohrte seinen Blick forschend in die dunklen Augen des Mechanikers. »Sag mir ganz ehrlich, Hamid: Was hast du damit zu tun?«
    Hamid hielt dem Blick offen stand. »Ich bin nur einer, der gute Handwerksarbeit abliefert, nie eine Frage stellt und garantiert die Klappe hält – egal, ob Papiere fehlen, Seriennummern nicht übereinstimmen oder zum Himmel stinkende Flecken entfernt werden müssen. Barbar und sein Chef Rufus wissen das. Andere auch.«
    »Barbar und Rufus scheinen aber nicht mehr daran zu glauben, dass du auch weiterhin die Klappe hältst!« Max deutete auf Hamids martialischen Kopfverband. »Oder wie erklärst du dir das?«
    Hamid nickte ernst. »Sie wollten mich eliminieren! Sie vernichten die Zeugen ihrer Tat. Sie werden Oleg längst umgebracht haben, Max – mach’ dir da keine Illusionen. Und falls sie es doch bisher nicht getan haben, dann tun sie es spätestens jetzt!«
    Eine zwingende Kausalität der Fakten, würde Professor Straschitz dazu sagen. Hamid hatte zweifellos Recht. Und daraus ließ sich für Max nur eine

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