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Der Rikschamann

Der Rikschamann

Titel: Der Rikschamann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Schroeter
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an mir vorbeizukommen. Ich habe eine Nahkampfausbildung…«
    Bronstein verspürte plötzlich einen derben Stoß zwischen den Schulterblättern, stolperte, ging auf alle Viere nieder und fühlte sich von einer jähen Last unwiderstehlich zu Boden gepresst.
    »Hau ab, Max! Los!«
    Max sah verständnislos auf das dicke Mädchen, das in voller Breite auf dem Rücken der Polizistin saß und ihn verzweifelt zur Tür winkte.
    »Hau schon ab!«
    Er riss sich zusammen und verließ fluchtartig das Penthouse. Elke seufzte erleichtert. Unter ihr versuchte Bronstein verzweifelt zu bocken, brach aber unter der Last sofort wieder zusammen und streckte resigniert alle Viere von sich.
    »Tja, meine Liebe«, bemerkte Elke süffisant, »Sie haben eine Nahkampfausbildung. Ich hab’ Übergewicht. Und noch was…« Sie lupfte ihren Hintern geringfügig, nur um dann damit in entschlossener Abwärtsbewegung Bronsteins Kreuz regelrecht auf dem Boden festzunageln – was der Polizistin fast die letzte Luft aus der Lunge trieb. »Ich bin fett. Ich bin hässlich. Aber garantiert niemandem hörig!«

16.
    Nervös überprüfte Pieter Westheim zum wiederholten Mal die Position des FLEA-Mikrofons. Es hing in einer Spinnenhalterung punktgenau über seinem Mobiltelefon, das empfangsbereit und auf Lautsprecherfunktion geschaltet vor ihm auf dem Studiotisch lag. Das FLEA ließ sich fernsteuern, aber Pieter hatte es schon seit geraumer Zeit laufen lassen, um die Röhre anzuwärmen. Das Mikrofonsignal lief über einen Vorverstärker ins Mischpult und von dort aus in den Studiocomputer, den schon ein winziger Mausklick aus dem Standbymodus wachküssen würde. Alles stand auf Start.
    Elena kam mit einem Becher frischen Kaffees herein und platzierte das Getränk vorsichtig am Rand des Tisches, weit genug entfernt von der sensiblen Studiotechnik. »Frau Müller ist gerade gekommen. Sie wird im Gästezimmer schlafen, in dem gleich neben dem Kinderzimmer. Wir brauchen uns also keine Sorgen um unseren Kleinen machen – auch wenn wir vielleicht noch weg müssen! Das kostet natürlich eine Kleinigkeit extra.«
    »Hier kostet so Einiges ’ne Kleinigkeit extra…« grummelte Pieter.
    Sie drehte ihn auf seinem Bürostuhl zu sich herum und setzte sich auf seinen Schoß. »Meine Liebe nicht!« Elena schmiegte sich an ihren Mann und fühlte sein Herz pochen. Er flattert, dachte sie. Hoffentlich behält er die Nerven.
    Ihre Liebe nicht, wiederholte Pieter im Geiste. Sie schenkt sie mir, einfach so. Sogar jetzt noch, wo sie das mit Nastja weiß. Mein Gott, sie liebt mich wirklich. Sein Puls, der eben noch im Rhythmus seiner Nervosität hämmerte, hüpfte jetzt im Glückstaumel. Und plötzlich wusste Pieter, dass es genau das war, wonach er all die Jahre immer verzweifelter gesucht und was ihm gefehlt hatte: Die Frau, die nur den Pieter liebt und nicht den Popstar – so wie die Mädels früher, als er noch Sechzehn, Siebzehn war, die Liebe ein unverbrauchtes Abenteuer und der Kaffee noch einfach Schwarz ohne Schnickschnack. In Nastja glaubte er, so ein Mädchen gefunden zu haben, erinnerte sich Pieter jetzt. Eigentlich hatte ihn nicht in erster Linie ihr Aussehen, sondern ihre Unschuld fasziniert. Aber an Nastja wollte er lieber nicht mehr denken.
    »Ich liebe dich, Elena!«
    Sie kuschelte sich dicht an Pieter heran und lächelte erleichtert. So ist alles gut, dachte sie. Bitte, lieber Gott, belass’ es dabei. Frier die Zeit ein. Dann bleib’ ich ewig reich und für immer jung und meine Figur geht nicht aus dem Leim.
    Das Handy auf dem Tisch vibrierte plötzlich und schmetterte blechern die Anfangstakte von »You’re my blood, you’re my bone«. Mit einem panischen Satz hüpfte Elena von Pieters Schoß herunter.
    »Showtime«, murmelte Pieter, startete per Mausklick die Aufnahme und nahm den Anruf entgegen. »Hallo?«
    »Der Zeitplan ist wieder in Kraft.« Wieder die getunte, überdrehte Donald-Duck-Stimme. »Du bist nachher um Neun in der Bank, Viertel nach Neun hast du die Million, halb Zehn melden wir uns!«
    »Was ist mit dem Rikschamann? Mit dem, der bei mir am Tor war?«
    Donald lachte keckernd. »Den dürften die Bullen schon am Haken haben! Und wenn du mitziehst, Westheim, und immer schön tust, was ich dir sage – dann bist du nicht nur den Rikschamann los, sondern brauchst dir auch wegen der Bullen keine Sorgen mehr machen. Die halten nämlich den Jungen für Nastjas Mörder. Also – bis morgen.«
    »Moment noch!« flehte Pieter. »Was ist mit

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