Der Ring
die Roboter-Spürgeräte waren durch eine plötzliche Überlastung ausgeschaltet worden; Jeff hoffte, daß der kurze Zwischenfall an den Kontrolltafeln im Haus als zufälliges Aufflackern der Stromzufuhr hingenommen wurde. Ed hatte sich dieser Einzelheit angenommen. Er besaß beträchtliche Erfahrung mit Schrott-Maschinen aller Art.
Jeff sprang hinunter und wartete, daß Ed und Annie sich an dem Seil herunterließen. Er überprüfte die Wahr-Wahr-Phiole, die er in eine Tasche eingesiegelt trug, und das kleine Zweivisions-Aufnahmegerät, das er sich mit einem Gurt umgeschnallt hatte.
Der Plan war denkbar einfach – von Gunnardorfer Gehirnen, die an überflüssigen Kunstzügen keinen Gefallen fanden, bis auf die Grundzüge vereinfacht: Brich ein, setze George McKissic unter Wahr-Wahr, bombardiere ihn mit wesentlichen Fragen, mach dich mit der Aufzeichnung des Verhörs aus dem Staub. Zwei Zeugen, um Wache zu halten und später vor Gericht auszusagen (nicht bei Richter Crater!), für den Fall, daß McKissic es dann noch immer vorzog, kein offenes Geständnis abzulegen. Die Aufzeichnung war gegen Mittag freizugeben, in kaum acht Stunden – um wirksamen juristischen Manövern durch die Allgemeinen Kreiselmotoren vorzubeugen. Rasende Manöver solcher Art würde es natürlich sowieso geben, um die Veröffentlichung der Aufzeichnung zu verhindern – aber Jeff wollte ja auch nur Gründe für eine amtliche Untersuchung schaffen, in deren Verlauf dann McKissic mit gesetzlichen Zwangsmitteln zum zweitenmal unter Wahr-Wahr gesetzt würde. Jeff selbst wollte während dessen untertauchen, um seine Rechtfertigung abzuwarten.
Unweigerlich würde die Wahrheit zum Vorschein kommen: daß Jeffs Vater betrogen, böswillig verleumdet und in den Tod geschickt worden war – ein unschuldiger Mann. Daß Jeff keine gesetzmäßige Art zur Verfügung gestanden hatte, um dieses Unrecht wieder gutzumachen, weil die Justiz korrumpiert war: Der unmittelbar beteiligte Richter war eine Marionette des unrechtmäßigen Firmenchefs. Daß der Ring die Wahrheit nicht etwa gefördert, sondern einen wirksamen Protest verhindert hatte.
Ob es diesmal gut ging? Jeff unterdrückte sein Unsicherheitsgefühl. Kleiderschrank Ed war zuversichtlich, und manchmal warendie ungeschliffenen, direkten Methoden auch die wirksamsten. Es war kein Plan, den Jeff in Betracht gezogen hätte, solange er den Ring trug. Das mochte die Stärke des Ringes sein. Diese Hauptstütze der McKissic’schen Verschwörung war unerwartet zunichte geworden, und er konnte ihr die Maske wegreißen. Einige wenige Stunden nur konnte er tun, was erforderlich war.
Hinterher – nun, er konnte den Ring wieder tragen, falls die Entscheidung so lautete, nachdem sämtliches Beweismaterial eine gerechte Beurteilung gefunden hatte. Er wußte, daß er im Recht war – aber falls er doch im Unrecht war, und falls sie nachweisen konnten, daß Geoffrey Font so schuldig gewesen war, wie jene Anklage es hatte wissen wollen, dann mußte Jeff es eben durchstehen und die Strafe auf sich nehmen. Er brach jetzt das Gesetz; danach hatte er es nie wieder vor; die Rolle eines Verbrechers gefiel ihm nicht.
Sie durchquerten den dunklen Garten. Das große Haus war beleuchtet. Die Strahlenbündel brachen sich am Glastik. Wurde das Licht jetzt am Abend überhaupt nicht mehr ausgeschaltet, oder erwartete der Besitzer Besuch?
Es erstaunte ihn, daß ein Mann wie McKissic einen so künstlerischen Geschmack entwickelte. Alles auf der Besitzung, von den Linien des Herrenhauses bis zur Plazierung kleiner Sträucher, gab einen Hauch ästhetischer Feinfühligkeit wieder. Merkwürdig auch, dachte Jeff, daß er diesmal so ganz anders auf eine Garten-Anordnung reagierte, die ihm vorher obszön erotisch vorgekommen war. Hatte er McKissic falsch eingeschätzt?
Oder wies der wohlhabende Verbrecher diese materielle Schönheit vor, um die Tatsache auszugleichen, daß er geistige Schönheit nicht besaß?
Ed und Annie waren als stumme Umrisse neben ihm. Gemeinsam bewegten sie sich durch den Garten und hielten Ausschau nach den synthetischen Hunden. Aber die Bluthunde tauchten nicht auf. Ed hatte einen betäubenden Sendestrahl auf ihr Nervensystem eingestellt; sie brauchten sich um einen Angriff dieser Maschinenwesen keine Sorge zu machen.
Vor ihnen die großflächigen Fenster waren von durchscheinender Beschaffenheit; sie ließen ein diffuses Licht nach außen durch, gestatteten aber keine neugierigen Blicke ins Innere. Jeff
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