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Der Ring

Der Ring

Titel: Der Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Margroff und Piers Anthony
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blieb stehen. Er war nicht sicher, wie er jetzt vorgehen sollte, da die Entscheidung bevorstand. McKissic schlief um diese Zeit wohl in einem der Innenräume; er war als ein Mann mit geordneten Lebensgewohnheiten bekannt. Weshalb brannten dann aber sämtliche Parterre-Beleuchtungen?
    Ed sah ihn an, überlegte einen Moment und warf sich gegen die verzierte Tür.
    Jeff versuchte dazwischen zu springen, aber es war zu spät. Der Mann hatte mit unbedachter Hast gehandelt, auf eine Art, die Jeff unmöglich war. Das war wieder ein Unterschied zwischen ihnen. Wenn Jeff Gelegenheit zu ruhiger Überlegung hatte, dann mußte er ruhige Überlegungen anstellen.
    Annie folgte Ed ohne Zögern. Sie hatte Zutrauen zu ihrem Mann. Sie standen zusammen in der Türöffnung, und der Lichtschwall von drinnen gab ihnen scharfe Konturen. Keiner von beiden bewegte sich, keiner sprach.
    Jeff beschirmte seine Augen mit einer Hand und lugte zwischen den festgefrorenen Gestalten in den Raum hinein. Er wußte, daß etwas nicht stimmte – aber er konnte sich nicht dazu bringen, entweder zu den beiden hinzugehen oder sich zurückzuziehen.
    Die Entscheidung wurde ihm abgenommen. „Kommen Sie herein, Geoffrey Font junior, bevor ich Ihren Komplizen zu Stücken schieße!“ rief eine knarrende Stimme.
    Es war Richter Crater.
    Soviel war also das Element der Überraschung wert gewesen. Ed hatte an der direkten Methode nichts auszusetzen gefunden – und war in eine Falle gestürmt. Etwas zögernderes Vorgehen wäre besser gewesen.
    Jeff kam zur Tür. Er war fast erleichtert, daß alles in nichts zerronnen war. Irgendwie hatte er unterwegs seine Begeisterung für dieses Wagnis verloren.
    Der Richter saß mit übereinandergeschlagenen Beinen da. Er trug einen eleganten schwarzen Umhang, und auf seinem Knie lag ein enormer Revolver. Es war eine altertümliche Waffe, seit langem durch moderne Geräte überholt – und doch in vielerlei Hinsicht auf die gleiche Art schreckenerregend wie eine mittelalterliche Daumenschraube oder ein Würge-Eisen. Diese Instrumente aus alten Zeiten waren so direkt.
    „Entledigen Sie sich Ihrer Bewaffnung“, sagte der Richter. „Ich bin einmal ein tüchtiger Schütze gewesen, mit diesem Feldstück hier. Ich habe mehrere Kugeln, und der Abstand ist klein, aber ich kann nicht mehr garantieren, daß ich Sie außer Gefecht setze, ohne Sie zu töten, falls ich schießen muß. Ich würde es bei weitem vorziehen, überhaupt nicht zu schießen. Wollen Sie mir Ihr Wort geben, dort zu bleiben, wenn ich diese Waffe weglege?“
    Ed sah Jeff an. „Wir könnten ihn angreifen – wir alle drei auf einmal“, sagte er.
    „Sie werden bemerken, Gunnardorfer“, sagte der Richter, „daß es Font ist, auf den ich ziele.“
    „He!“ sagte Ed, der sofort begriff. „Wenn er Sie umlegt, bekommt keiner was!“
    Würde Crater wirklich schießen? Jeff glaubte: Ja. Offensichtlich hatte der Richter dieses kleine Aufeinandertreffen nicht arrangiert, und er war nicht allein im Haus eines anderen so spät aufgeblieben, um nur zu bluffen. Seltsam überhaupt, daß statt der Polizei er hier war; seltsam und bezeichnend. Warum machte er sein heimliches Einverständnis mit McKissic derart offenkundig? Etwas Ungewöhnliches war im Gange.
    Oder hatten sie Angst gehabt, die Polizei zu rufen, die vielleicht zu wissen verlangt hätte, warum? Nicht nur, warum Schutz erforderlich war, sondern auch, warum ein unberingter Ringträger alles riskieren sollte, um an den Chef der Allgemeinen Kreiselmotoren GmbH heranzukommen. McKissic mußte eine Nachforschung dieser Art wirklich fürchten, dachte Jeff – und der Richter wußte, warum.
    „Na schön“, sagte er. „Aber Sie wissen, daß Sie auf der falschen Seite stehen. Sie müßten die Gerechtigkeit stützen, statt sich hinter Gerichtsprozeduren zu verstecken. Ich hatte weiter nichts vor, als …“
    „… als Georg McKissic zu einem Geständnis zu veranlassen, daß er Geoffrey Font hintergangen hat. Aus drei Gründen, junger Mann, gab es für Ihren Plan keinerlei Erfolgsmöglichkeit.“ Der Richter legte seinen Revolver auf dem Tisch neben ihm ab, als die drei Besucher ihre Betäubungspistolen und anderen Waffen abgelegt hatten.
    Jeff fühlte, wie die Schwere der Niederlage sich auf ihn senkte. Der Richter war so entschlossen, nichts zu sehen! Er mußte so gründlich bestochen worden sein, daß er an seinen Amtseid nicht mehr dachte. Alles war verloren.
    Nicht ganz! Jeff trug noch das Aufnahmegerät bei sich.

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