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Der Ring

Der Ring

Titel: Der Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Margroff und Piers Anthony
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nicht auf die geeignete Weise ausgebeutet und auf den Markt gebracht wurden. Und daß große industrielle Macht entsprechende Verpflichtungen mit sich brachte. Jeff hatte zugehört und gelernt. Er wußte, daß eines Tages zwei Fünftel des Geschäfts ihm gehören sollten – und mehr, wenn er einmal Pamela heiraten sollte, obwohl das nie erwähnt wurde.
    Bis alle seine Träume mit denen seines Vaters in sich zusammenfielen. Bis Bedrängnis und Rache-Visionen die Freude und das Vertrauen ersetzten.
    „Und so war es Geoffrey Font, der die Konsequenzen für die Intrigen seiner Frau zu tragen hatte“, schloß Crater. „McKissic wußte, daß Font unschuldig war – aber er liebte auch seine Frau und seine Familie. Es war besser, daß sein Partner durch die Umstände in eine ausweglose Lage geriet, als daß alles zerstört wurde. Ronda war sicher gewesen, daß McKissic vor einer solchen Wahl zurückweichen würde, aber er hat es nicht getan. Man ließ ihr die Wahl: Sie konnte ihre Schuld gestehen – oder mit ihrem Mann in die Verbannung gehen. Wenn sie Font reinwusch, wurde McKissic natürlich frei, die ganze Wahrheit zu erzählen, da Font kaum noch mehr getroffen werden konnte. Sie aber spielte ihre letzte Karte aus …“
    „Hat sie deshalb McKissic die Säure entgegengeschüttet?“ fragte Jeff. Es wurde ihm klar, was seine Frage bedeutete: Er akzeptierte, was der Richter ihm mitgeteilt hatte. Immer weitere Einzelheiten fügten sich jetzt in das Gesamtbild.
    Crater stand auf. „Nicht ganz“, sagte er. „Aber ich glaube, Sie erfahren das übrige besser aus einer anderen Quelle. Die Wahrheit wird nicht leicht zu schlucken sein, Jeff.“
    „Sie meinen, da ist noch mehr? Noch schlimmeres?“
    Der Richter nickte ernst. „Stellen Sie Ihr Aufnahmegerät ab und kommen Sie ins Nebenzimmer“, sagte er.
     
2
     
    Er stand vor dem Fenster und sah zu, wie die Dämmerung sich auflöste. „Sachte Lüfte fächern Wolken fort“, sagte er. „Nun seh’ ich jene dunkle Welt, die mich gebar.“
    „Bitte, Mister McKissic – Sie sind doch die ganze Nacht auf gewesen. Sie müssen sich ausruhen.“
    Das Morgenglühen verstärkte sich. Er sah die großen Hengste am Horizont, die Feuersträhnen schnaubten und von ihren blitzenden Hufen Diamanten schüttelten. Prächtige Tiere in funkelndem Geschirr, die den goldenen Sonnenwagen zogen.
    „Und schütteln aus den lock’ren Mähnen Dunkelheit, und schlagen Zwielicht jetzt zu Feuerflocken. Sieh! Stets wächst sie herrlich so in Schweigen …“
    Sie zog ihn am Arm, der jetzt behandelt war und heilte, und fügsam drehte er sich zu ihr um. Sie war es, die er aus dem Schloß des Bösen gerettet und auf Pferderücken in Sicherheit gebracht hatte. Er hatte sie für Guinnevere gehalten, obwohl sie es nicht war. Guinnevere war die Frau eines anderen, das war vorbei. Dieses Mädchen war schön – doch wieder zwischen Mauern gefangen, isoliert, sehr ansehnlich und doch nicht geschätzt, obwohl sie sich gesäubert und neue Kleidungsstücke angezogen hatte. Sie tat ihm leid. „Wer aber hat sie winken sehn? Oder unterm Fensterbogen stehn? Oder ist sie wohlbekannt in allem Land, die Lady von Shalott?“
    Er setzte sich und mied höflich den Anblick ihres immer noch etwas gewöhnlichen Gewandes, bemerkte aber den Reif um ihren großen Zeh. Ja – dies war das Zeichen ihrer Leibeigenschaft. Der magische Ring, der sie mit einem sonderbaren Fluch belegte. „Dort webt sie tags und bei der Nacht ein magisch’ Netz von Farben bunt. Ein Wispern hat sie sagen hören, daß Fluch ihr sei, solang sie dort hinabblickt auf das gold’ne Camelot.“
    Die Lady von Shalott plumpste unfein in einen Sessel. „Oh, bin ich erledigt“, sagte sie. „Der Richter hat gesagt – aber wenn ich nur sicher wüßte, was mit Jeff passiert ist.“
    Er lächelte ihr mitfühlend zu. „Da sprach sie nur: ,Voll Trauer ist mein Leben, weil er nicht kommt’, so sagte sie. Und auch: ‚Mein Herz ist müde, so müde – drum wünschte ich mir, tot zu sein!’“
    Sie lachte nervös. „Denken Sie sich das immer aus, Mister McKissic? Ich weiß nicht, ob ich Sie ernst nehmen soll oder nicht. Warum können Sie nicht richtig mit mir sprechen?“
    Seltsam, daß sie die Sprache des Meisters nicht verstehen konnte! „Die Luft ist feucht und still und nah, so wie in eines kranken Mannes Raum, wenn er zur Ruhe sich begibt, nur eine Stunde vor dem Tod“, sagte er zu ihr und fühlte, wie das Zimmer zu einem Sarg wurde, der sich in

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