Der Ring
krachte in beide hinein, und sie fielen gemeinsam zu Boden. Jeff rollte zur Seite und schoß hoch, aber Ed versuchte die Pistole nicht mehr zu heben.
„Ed!“ schrie Annie.
Da sah es auch Jeff: Eds Arm, Mittelpunkt des Handgemenges, war unter das fallende Gewicht aller drei Körper geraten. Ein dunkler Fleck erschien auf seinem langen Ärmel. Der Arm war gebrochen.
Annie faßte den billigen Stoff mit beiden Händen und riß den Ärmel auf.
Es war kein schöner Anblick, aber Jeff hatte auf Alpha IV mit solchen Dingen jeden Tag zu tun gehabt. „Das ist ein komplizierter Bruch“, sagte er. „Ich könnte ihn richten, aber es ist besser, ihn in Ruhe zu lassen, bis wir Hilfe holen können.“
Ed grinste unter Schmerzen. „Hab’ nicht schießen können“, sagte er. „Hab’ ja Zeit gehabt, aber – ich werde genau so lahm wie einer mit’m Ring. Genau so weich. Und ich bin froh …“ Er zuckte zusammen, als Annie die Aderpresse, die sie aus dem zerrissenen Ärmel und dem Pistolenlauf hergestellt hatte, zusammendrehte. „Weil ich sonst meine Frau getroffen hätte.“ Er sah seinen Arm an. „Tut gar nicht weh, wissen Sie?“ sagte er und fiel bewußtlos um.
Jeff sah sich um und fand Richter Crater immer noch auf seinem Sessel sitzen, unbeweglich und ganz Richter. „Ein Mediziner ist unterwegs“, sagte er.
Einige Minuten später tauchte der medizinische Robot auf. Er hob Eds Arm an, sprühte ein Betäubungsmittel darüber, wusch den Schmutz und das Blut fort, klammerte das zerrissene Fleisch beiseite, richtete den Knochen, führte einen Knochit-Splint ein, schloß die Wunde mit Pseudofleisch, legte einen fachmännischen äußeren Verband an und sprühte einen dünnen, festen Überzug darauf. „Wem sollen diese Bemühungen in Rechnung gestellt werden?“ fragte er, wobei er Antischock-Plasma in Eds anderen Arm spritzte und die Hemdfetzen in seinem Bauchbrenner vernichtete.
Ed erholte sich und starrte begriffsstutzig auf seinen Arm, während der Mediziner als nächstes schon Jeffs Hand festklammerte und dort den Verband wegschnitt.
„Der McKissic-Besitzung“, erwiderte der Richter. „Beide Bemühungen.“ Die Maschine arbeitete so schnell, daß diese Klarstellung notwendig war.
„Wer ist für diese Verletzungen verantwortlich?“ wollte der Robot wissen, während er Knochen-Segmente zusammenstellte und sie nach dem Vorbild von Jeffs heilem Mittelfinger mit Pseudofleisch umformte.
„Beides Unfälle. Du wirst keine polizeiliche Meldung machen“, sagte der Richter.
„Dieser Patient hat noch vor kurzem einen Ring getragen.“
„Davon habe ich Kenntnis. Mach deine Arbeit und pack dich.“
Der Mediziner paßte den neuen Finger an Jeffs Stumpf an, verschloß die Knochengelenke, vulkanisierte die zusammengehörigen Sehnen und versiegelte das ganze mit Pseudofleisch. Seine vielfältigen chirurgischen Werkzeuge glichen den Beinen einer großen Spinne. Er sprühte einen Überzug auf und schloß seinen Bauchladen. „Vielen Dank, Richter Crater“, sagte er und rollte davon.
Jeff blickte verwirrt auf den neuen Finger. Er sah unter dem steifen, durchsichtigen Überzug natürlich und gesund aus. Er drückte darauf und sah, wie das Fleisch unter dem Überzug weiß wurde. Das Druckempfinden war normal.
„Mistress Bladderwart, wenn Sie Ihren Mann mit in den Garten nehmen wollen“, sagte der Richter trocken. „Mister Font und ich führen jetzt unsere Unterredung fort.“
„Wir sind nicht echt verheiratet“, protestierte sie. „Das ist bloß …“
„In wenigen Minuten kommt ein Standesamt-Robot zu Ihnen. Geben Sie ihm die nötigen Informationen, und er stellt Ihnen die Heiratsurkunde aus. Gebühren und Wartezeit sind Ihnen erlassen.“
„Jawohl, Euer Ehren“, sagte sie eingeschüchtert. Sie geleitete Ed hinaus.
Crater wandte sich wieder Jeff zu. „Ich freue mich, zu sehen, daß Sie von dem Ring unabhängig sind“, sagte er. Und Jeff wußte, daß er damit nicht meinte, Jeff sei den Ring glücklicherweise los geworden, sondern Jeff treffe auch ohne Ring richtige Entscheidungen. „Ja, natürlich ist Hallam gestorben. Tennyson hat ihn um mehr als fünfzig Jahre überlebt. Vielleicht hat er sich im Zusammenhang mit dem Ableben seines Freundes Vorwürfe gemacht, obwohl er eigentlich gar nichts damit zu tun hatte.“
Jeff betrachtete Crater mit neuem Respekt. Dies war kaum noch der pompöse, breitgesäßige, engherzige Angeber, den er sich vorgestellt hatte. Der Richter hatte gewußt, daß er Wort
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