Der Ring
ungewöhnlicher Ort für …?“ erkundigte sich Merlin.
Tristan lächelte selbstbewußt. „Wir könnten es auch draußen tun, aber dann müßten wir die Flutlichter anstellen, damit man etwas sieht. In der Garage liegt auch das ganze Zubehör bereit.“
„Das – Zubehör?“ Alle hörten jetzt gespannt zu.
„Das Putzmittel, Schwämme, Wasserschlauch, Wachs.“
„Er will mich zwingen, den Wagen zu waschen!“ rief Maud empört aus. „Mich! Mit der Hand!“
Galahads Wangen bliesen sich vor zurückgehaltenem Gelächter auf. Sogar Merlin lächelte.
Tristan wandte sich an sie. „Sie werden mich heiraten, Mädelchen – aber erst, wenn ich mit Ihnen zufrieden bin. Ich will keine Frau, die einen Wagen nicht verschönen kann.“
Sie stand noch immer da und starrte ihn lange an. „Sie wollen mich … wirklich heiraten ?“
Tristan ließ sie ohne ein weiteres Wort los und ging zur Tür. Sie stand unbeweglich da; dann gab sie nach und folgte ihm.
„Auf ihrer Stirn und Wangen Blässe kommen Farbe und ein Licht, wie ich gesehn das Nordlicht rosig flackern. Und ein Sturm von Seufzern plötzlich läßt sie kehren um. Und im Haselbraun der Augen dämmert aller Geist und spricht: ,Was ich fühlte, war verborgen – in der Angst, daß mir’s zum Schaden nur gereichen könnt.’ Und spricht: ,Oh Vetter, sagt, ob Ihr mich liebt?‘ Und weint: ,So lang schon lieb ich Euch.’ So nahm die Liebe auf das Stundenglas und dreht’ mit lichter Hand es hin und wider. In gold’nen Krümchen Sand zerrann, ganz leicht geschüttelt, jeder Augenblick.“
Die Tür schloß sich hinter ihnen. „Was diese Situation sehr hübsch zusammenfaßt“, sagte Merlin. „Ein bemerkenswertes Gedächtnis – ich glaube, das war aus Locksley Hall . Die meisten erinnern sich aus diesem Stück nur an eine Zeile: ‚Eines jungen Mannes Denken wendet sich im Frühling rasch der Liebe zu.’ Oder vielleicht noch an jenen Ausschnitt mit der Zukunftsvision. Wie ich schon sagte, ist eine Verständigung möglich – aber es liegt auf der Hand, daß George die Allgemeinen Kreiselmotoren nicht mit Tennyson-Zitaten führen kann. Er ist jetzt auf Dauer in dieses Reich der Poesie eingeschlossen, und wir müssen froh sein, daß ihm die eine Verbindungslinie zu unserer Welt geblieben ist. Es ist überhaupt nicht auszudenken, was ohne diese Zuflucht alles mit ihm hätte geschehen können, nachdem er diesen Drogen-Nebel abbekommen hat. Er stand sowieso dicht vor dem Zusammenbruch, und das Halluzinogen hat ihm den Rest gegeben. Glücklicherweise hat er für seine Kinder und das Geschäft alles geregelt. George hat vorausgeplant, weil er wußte, was ihm bevorstand. Nicht allzu viele Männer sind so realistisch.“
„Seine Kinder ?“ fragte Galahad.
„Seine Tochter erhält ein Viertel des Einkommens aus dem Geschäft, aber kein Stimmrecht – vorausgesetzt, daß sie den richtigen Mann heiratet“, sagte Merlin. „Ich glaube, das wird sie jetzt wohl tun. Sein Sohn bekommt drei Viertel des Einkommens – und, nach einem gewissen Zeitraum, alle stimmberechtigten Aktien. Auch das hängt davon ab, daß er die richtige Frau heiratet.“
„Aber er hat doch gar keinen …“
Die Lady erwachte plötzlich aus ihrer Beobachterrolle. „Drei Viertel des – Jeff! Du bist gemeint!“
„Ich!“ Galahad wandte sich dem Fenster zu. „Er gibt den Anteil meines Vaters zurück?“
„Sie wollen nicht zugeben, daß Sie diese letzte Waffe kennen“, sagte Merlin ruhig. „Das, womit Ronda Font George McKissics Willen brechen wollte. Sie schickte ihm Kopien von Test-Ergebnissen und zeigte ihm den Jungen. Sie bewies McKissics Vaterschaft jenseits aller Zweifel. Das war der Grund, weshalb er sich nie unter Wahr-Wahr setzen lassen konnte – nicht, solange sein Partner am Leben war, und nicht im öffentlichen Verhör. Darum hat er anonym Ihre Ausbildung bezahlt und es Ihnen ermöglicht, auf die Erde zurückzukehren. Darum mußte er Sie von Pamela fernhalten …“
„Der Sohn Lancelots!“ sagte die Lady. „Du bist ihm wirklich recht ähnlich, Jeff. Das ist mir bisher nie so ganz aufgegangen.“
„Aber ich …“ Galahad zögerte und blickte von einem Gesicht zum anderen. „Wie konnte … ich glaub’s nicht.“
„Sogar das zeigt Ihr väterliches Erbteil“, meinte Merlin. „Sie sind ein Mann von Entschlußfähigkeit und Durchsetzungsvermögen, ein Mann, der andere führt, ein Eroberer. Aber wenn Sie eine wirklich wichtige moralische Entscheidung zu treffen haben,
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