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Der Ring

Der Ring

Titel: Der Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Margroff und Piers Anthony
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seiner Macht stand. Aber nun war nur noch wenig Zeit. Sein Denken und Fühlen stand pausenlos unter Druck, und er wußte, daß sein Mediziner nicht übertrieben hatte. Er spürte es ja: Noch ein Schock, noch ein Zuviel, und es würde ihm nicht mehr möglich sein, durchzuhalten. Er würde diese häßliche Welt aufgeben und sich eine bessere suchen müssen. Wenigstens hatte er sein Testament auf den neuesten Stand gebracht und für den kommenden Verlust seiner Fähigkeiten vorgesorgt.
    Wenn die moderne Technik nur imstande gewesen wäre … aber das war eine vergebliche Klage. Er hatte die Sünden seiner Vorfahren zu büßen, wie so viele seiner Generation. Da gab es nichts zu sühnen und nichts wiedergutzumachen.
    Er brauchte jede Faser seines Gehirns, um das Geschäft zusammenzuhalten, weil er dabei allein war und sich das Kreiseldiebstahls-Syndikat zu einem ständigen Ärgernis entwickelte. Die eine Operation, die seine Fähigkeiten zeitlich gestreckt hätte, diese Operation hätte seine Schlagkraft beeinträchtigt. Gehirn-Teilamputationen waren noch nie ein wirksames Mittel gegen Geisteskrankheit gewesen …
    „Ich trink’ das Leben bis zur Neige“, sagte er laut in Erinnerung an ein anderes Gedicht. Wie der Wanderer Odysseus, den Tennyson beschrieb, so war auch er schließlich alt geworden und mußte den unausweichlichen Verfall einst berühmter Fähigkeiten hinnehmen. Der griechische König hatte nach körperlichen Abenteuern körperlichen Niedergang erlitten – aber heute gab es andere Mühsal, die ebenso wichtig und gefahrvoll war.
    Er hoffte, Pamela hätte sich in der Stunde, die sie vor ihm zu Hause gewesen war, die Sache überlegt und sich beruhigt. Er hatte seine Geste gemacht und ihr soviel von der Wahrheit erzählt, wie er konnte. Wenn das nicht half, blieb wohl nichts mehr als der Ring. Gewiß konnte er sie nicht mehr nach ihrem Belieben Unfug anrichten lassen – jetzt nicht mehr. Samuel Crater hatte ihm schon Vorjahren gesagt, daß es unweigerlich auf den Ring hinauslaufen würde, falls sich nicht jemand fand, der die undankbare Aufgabe übernehmen konnte und wollte, sie zu zähmen. Er hatte es nicht glauben wollen, trotz der haushohen Beweise ihrer Aufsässigkeit. Nur ihrer eigenen Perversität war es zu verdanken, daß sie mit dem Zwischenfall im Krankenhaus nicht …
    Das Haus war leer. Nun, es würde einfach genug sein, sich auf dem laufenden zu halten. Pamela war jetzt davon überzeugt, daß er um sie ein ausgedehntes Spionennetz gezogen hatte, als ob sie solche Aufmerksamkeit wert gewesen wäre. Er hatte es nicht für nötig gehalten, ihr die Illusion zu rauben. Vernünftiger Gebrauch ganz gewöhnlicher Geräte und Einrichtungen hatte immer ausgereicht.
    Er drückte auf den Knopf und ließ das Telefon-Magnetband zurückspulen. Zwei Gespräche waren aufgezeichnet worden, beide vom Apparat in ihrem Schlafzimmer: ein Anruf von draußen und einer, der hinausgegangen war. Außerdem gab es eine beachtliche Abbuchung von dem Überbringergeld-Konto. Sie hatte etwas vor. McKissic ließ sich in dem Massagestuhl nieder und hörte sich das erste Telefonat an.
    Es war ein Routinebericht von einer Angestellten. McKissic bedauerte die allzu häufigen Unfälle, aber er konnte im Privatleben der Arbeiter nicht Polizei spielen. Er würde sich um die Angelegenheit kümmern.
    „… Geoffrey Font junior.“
    McKissic sprang wild hoch. Nicht Jeff – nicht Jeff!
    Dann zwang er sich zu ruhigerem Denken. Er spielte sich die Aufzeichnung noch einmal vor. Nein – über einen Todesfall war nichts gesagt worden, und die Mediziner konnten praktisch alles übrige wieder in Ordnung bringen.
    Ein Unfall, ja; aber Einzelheiten waren nicht genannt worden. Alice Lang hatte versprochen, nachzuforschen. Er erinnerte sich an sie: einer seiner wenigen weiblichen Beringten, und eine gute Arbeitskraft. Ein klarer Kopf. Er hatte sie für ihre Mitarbeit in der Entführungs-Angelegenheit damit belohnt, daß er Jeff in ihrer Abteilung arbeiten ließ, wie von ihr erbeten. Sie hatte an dem Jungen sofort Interesse gefunden. Die Verbindung zwischen diesen beiden war ein glückliches Zusammentreffen und konnte nicht den geringsten Schaden anrichten. Es war wichtig, daß seine Tochter ferngehalten wurde – und wie konnte das besser zuwege gebracht werden als durch die Einschaltung einer anderen Frau?
    Aber das allein hatte nicht gewirkt, und daher hatte er es Pamela direkt verbieten müssen. Er hatte ihr nie vorher etwas verboten, und

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