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Der Ring

Der Ring

Titel: Der Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Margroff und Piers Anthony
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jetzt war er gar nicht so sicher, daß er damit durchdrang.
    Er hatte den Faden verloren. Da war doch etwas Dringendes gewesen …
    McKissic sah sich um. Er stand in seinem Wohnzimmer neben dem eingeschalteten Telefon. Der Magnetband-Knopf blinkte. Er mußte ein Telefonat abgehört haben.
    Die Erinnerung kam ihm wieder. Jeff hatte einen Unfall gehabt.
    Konzentrationsverlust: für ihn ein unübersehbares Signal des bevorstehenden Zusammenbruchs. Er hatte einen schweren Schock hinnehmen müssen. Wenn er nur ein paar Minuten aushalten konnte, ging der Anfall vorbei – für den Augenblick. Sein Mediziner hatte ihn gewarnt und ihm gesagt, wie er dagegen ankämpfen konnte. Er mußte Ruhe bewahren und sofort etwas tun, um die Spannung zu mildern.
    Er rezitierte den Prolog zu In Memoriam A. H. H.: „Starker Sohn Gottes, unsterbliche Liebe …“ Gefangen in der machtvoll düsteren Stimmung der Verse, fühlte er seine Bedrängnis vergehen.
    Diesmal erholte er sich noch davon.
    Was hatte er gerade … oh ja. Jeff hatte einen Unfall gehabt. Aber vielleicht war es nicht so schlimm gewesen. Die Kreiselwagen waren so konstruiert, daß sie ihren Insassen selbst dann noch Schutz gewährten, wenn sie total zertrümmert wurden; das war einer jener Grundzüge gewesen, an denen sein früherer Partner so gewissenhaft gearbeitet hatte. Welch aufsehenerregende Neuerungen hätte es geben können, wenn nicht die tragischen Umstände Font senior von der Beteiligung ausgeschlossen hätten!
    Er drückte den Knopf und hörte sich das zweite Telefonat an.
    Pamelas Stimme: „Leichtfuß-Palast? Den Geschäftsführer bitte.“
    McKissic runzelte die Stirn. Also hatte sie es sich in den Kopf gesetzt, wieder bei diesem abstoßenden Sabbat mitzumachen und aus dem Betasten drogenbetäubter Mädchen heimliche Schauder zu beziehen. Homosexualität war jetzt gesellschaftlich akzeptabel, ebenso wie unverhüllter Masochismus. Aber diese Schau beunruhigte ihn. Vielleicht deshalb, weil er die heimtückischen Auswirkungen halluzinogener Drogen aus eigener Erfahrung kannte. Generationen mußten für Augenblicksfreuden leiden.
    Ein Mann erschien auf dem Bildschirm, ganz offensichtlich ein Schau-Veranstalter aus Gunnardorf. Seine Finger waren geschmacklos von Ringen bedeckt. Selbst dem verkleinerten Bild konnte McKissic die minderwertige Art seiner Ware ansehen. „Er ist gerade nicht da, Miss. Aber ich bin sein Vertreter.“
    „Na schön. Ich möchte folgendes.“ Sie sagte es mit präzisen Worten.
    McKissic sprang wieder auf die Beine. „Philip!“ bellte er.
    Das Gesicht des Chauffeurs erschien unverzüglich auf dem Bildschirm des Dienstboten-Sprechapparats. „Mister McKissic?“
    „Bring mich zum Leichtfuß-Palast im Elendsviertel und …“
    Er hatte den Faden von neuem verloren. „Und …“
    Wenn er nur bei der Sache bleiben könnte! „Und finde mir heraus, wieso ich dorthin will!“ endete er ärgerlich.
    Philip war unergründlich. „Gewiß, Mister McKissic.“ Er war ein sehr guter Chauffeur.
     
    Der Gestank von Schweiß und Ammoniak ließ Alice nach Luft ringen und brachte ihr das Bewußtsein zurück. Es war heiß und dunkel, und irgendwo dröhnten Stammestrommeln, zu laut, zu nahe. Sie setzte sich auf – und entdeckte, daß sie angekettet und blind war. Eine feingewirkte Kapuze bedeckte ihren Kopf. Sie faßte sie an, aber das Ding war um ihren Hals eng zugeknotet und wollte sich nicht lösen. Sie befühlte ihren Fußknöchel, fand den Plastoidstreifen, der als Fessel darum lag, und die dehnbaren Kettenglieder, die zum Boden führten. Sie riß daran, aber die leichte Kette war stark. Sie war gefangen.
    Sie hörte auf, sich mit der Kette abzumühen, und konzentrierte sich. Woran erinnerte sie sich als letztes? An ihr Appartement – sie hatte darauf gewartet, daß Jeff zurückkam oder anrief und gehofft …
    Sie wußte es wieder. Der Anruf wegen des Unfalls. Ihr Entschluß, selbst nachzusehen. Vorher noch ihr Anruf, um für Mr. McKissic eine Nachricht zu hinterlassen. Die Fahrt im Duo-Bus bis zu der Haltestelle, die dem Unfallort am nächsten lag. Ihr Gebet darum, daß Jeff nicht schwer verletzt sei. Der kurze Fußweg zu …
    Hier endete ihr Erinnerungsvermögen. Sie konnte sich an die Straße erinnern, die von dem Nachmittagsregen glänzte, und die grellen Lichter einer Gassenschenke der Lust-A.G. Sie war an einem großen, dunkelfarbigen, finsteren Mann vorbeigegangen, der dort herumgelungert hatte. Er hatte ihren Ring angestarrt, einen

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