Der Ring an meiner Hand
Verzweiflung wandte Emily sich um und schlang die Arme schützend um ihren Körper.
„Du bist also klug“, meinte Rafaele und schloss die Tür.
„Woher weißt du, dass ich hier bin?“
„Ich denke, du kennst die Antwort bereits.“
„Vermutlich hast du den armen Simon gezwungen, es dir zu verraten“, sagte sie finster.
„Zwang war gar nicht notwendig. Außerdem kenne ich dieses Haus schon lange. Ursprünglich haben meine Freunde es mir für unsere Flitterwochen angeboten. Jetzt bedaure ich, damals abgelehnt zu haben.“ Er sah sich anerkennend um. „Es ist wirklich gemütlich und wunderbar abgeschieden, findest du nicht auch?“
Auf einmal war der Eindruck, auf einer schroffen Klippe über dem Abgrund zu stehen, so real, dass Emily schwankte. Eilig setzte sie sich auf eines der Sofas.
„Freunde?“, wiederholte sie heiser. „Was für Freunde?“
„Marcello und Fiona Albero. Du hast sie in London kennengelernt. Ich wusste, dass du dich nicht an sie erinnern wirst. Du hast dich immer zu sehr in deinen kleinen privaten Eisblock zurückgezogen, um auf die Menschen zu achten, die ich dir vorgestellt habe.“
„Dann muss Simon sie auch kennen.“
„Signor Aubrey“, sagte er verächtlich, „weiß nur, was ich ihm gesagt habe. Ich habe vermutet, dass du ein Treffen mit mir verhindern willst. Also habe ich ihm aufgetragen, dich auf die richtige Fährte zu setzen. Und er hat dich hergeschickt. Zu mir.“
„Nein“, entgegnete sie. „Das hätte er nie getan. Wir haben einander wiedergefunden, Simon und ich. Wir haben Pläne …“ Sie verstummte. „Du musst ihn irgendwie ausgetrickst haben.“
„Natürlich.“ Spott lag in seinem harschen Tonfall. „Ich habe ihn ausgetrickst, indem ich mir erlaubt habe, die schlimmsten seiner Schulden zu bezahlen. Und die waren beachtlich.“
„Woher weißt du, dass er Schulden hat?“
„Ich habe deinem Vater versprochen, dich zu beschützen. Daher musste ich wissen, was Signor Aubrey so treibt. Vor allem, weil er meine frühere Warnung ignoriert hat und wieder in dein Leben getreten ist.“
Sie rang nach Luft. „Du meinst, du hast ihn beobachten lassen?“
„Selbstverständlich. Ich bin oft unterwegs, wie sollte ich sonst an die Informationen kommen, die ich brauchte? Und in den Berichten tauchten immer wieder seine hohen Schulden auf.“
„Das ist doch Unsinn. Simon leitet seine eigene erfolgreiche Firma.“
„Es gibt keine Firma. Und allmählich gehen ihm die Alternativen aus. Ich möchte nicht, dass du zu einer wirst.“
„Weißt du, was du da sagst?“, flüsterte Emily. „Du erzählst mir, dass der Mann, den ich liebe, mich nur will, weil ich das Vermögen meines Vaters erbe.“
„Ja, Emilia, genau das sage ich dir.“
„Und was ist mit mir? Hast du mich auch beobachten lassen?“
„Natürlich. Ich bin ein reicher Mann und du meine Ehe frau. In gewissen Kreisen macht dich das zu einem potenziellen Ziel. Da ich wusste, dass du keinen Leibwächter an deiner Seite akzeptieren würdest, habe ich mich für die einzige andere Möglichkeit entschieden.“
„Und alles nur aus rein altruistischen Motiven, nicht wahr? Aber wer beobachtet dich?“
„Ich kann auf mich selbst aufpassen“, sagte er. „Dich wollte ich beschützen. Außerdem musste ich verhindern, dass du dich wegen Simon Aubrey zum Narren machst.“
Eine angespannte Stille trat ein, dann sagte er knapp: „Ich bedaure, dass ich dich beunruhigen musste. Aber es war an der Zeit, dass du die ganze Wahrheit erfährst.“
„Ich glaube dir nicht.“ Sie griff nach ihrer Handtasche und zog ihr Mobiltelefon heraus. „Ich werde Simon anrufen und beweisen, dass du ein Lügner bist.“
„Tu das“, meinte Rafaele und hob seine Reisetasche auf. „Aber sag mir vorher, wo ich schlafen werde.“
„Du bleibst auf keinen Fall hier!“ Mit blitzenden Augen schaute sie ihn an. „Denkst du, ich schlafe unter demselben Dach wie du?“
„Es wäre nicht das erste Mal“, gab er gleichmütig zurück. „Fiona hat mir gesagt, es gebe zwei Schlafzimmer. Bekomme ich das rechte oder das linke?“
„Das rechte“, sagte sie eisig und sah ihm nach, wie er nach oben ging. Ihre Gedanken wirbelten wild durcheinander.
Sie konnte einfach nicht fassen, was er gesagt hatte. Es war zu monströs, um wahr zu sein.
Simon liebt mich, dachte sie, und Rafaele ist wütend, weil ich diese dummen Dinge zu seinen Anwälten gesagt habe. Das ist alles.
Und doch konnte sie Simons seltsames Verhalten nicht
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