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Der Ring an meiner Hand

Der Ring an meiner Hand

Titel: Der Ring an meiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SARA CRAVEN
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vergessen – wie zögernd, wie nervös er ihr gestern seine Hilfe angeboten hatte. Als fühlte er sich irgendwie schuldig … oder beschämt.
    Als Rafaele zehn Minuten später wieder nach unten kam, saß sie immer noch in derselben Haltung auf dem Sofa, das Handy in der Hand.
    „Nun?“, fragte er.
    „Ich bekomme hier keine Verbindung. Die Berge müssen schuld sein“, antwortete sie kopfschüttelnd und schaute sich um. „Irgendwo muss es doch ein Telefon geben.“
    „Nur im Dorf. Marcello und Fiona bevorzugen es, hier allein zu sein … ohne jede Störung.“
    Wie eine Totenglocke hallte das Wort in ihrem Kopf. Allein. Bislang waren sie und Rafaele immer von anderen Menschen umgeben gewesen. Gäste, Bekannte oder Hausangestellte.
    Jetzt gab es zum ersten Mal nur sie beide, und das auf ziemlich begrenztem Raum.
    Rafaele schlenderte im Zimmer umher und betrachtete alles. Dabei stieß er auf ihre Tasse mit der mittlerweile kalten Suppe.
    „Soll das das Abendessen sein?“, fragte er missbilligend.
    „Ja, meines. Ich bin nicht sehr hungrig.“
    „Ich schon. Was gibt es sonst noch zu essen?“
    „Du glaubst doch nicht, dass ich für dich kochen werde?“
    „Du bist immer noch meine Frau, mia cara “, sagte er sanft. „Und bislang haben sich deine Pflichten in Grenzen gehalten. Außerdem kochen die meisten Ehefrauen für ihre Männer … hast du das nicht gewusst? Oder kannst du gar nicht kochen?“
    Sie seufzte ungehalten. „Jeder auf meiner Schule lernt kochen. Die Nonnen bestehen darauf.“
    „Aha, die Nonnen“, wiederholte er nachdenklich. „Das erklärt eine Menge. Zumindest einigen Aspekten deiner Erziehung wurde also Aufmerksamkeit geschenkt, wenn nicht sogar allen.“
    „Was soll das jetzt wieder heißen?“
    „Unwichtig. Gibt es Eier? Dann könntest du mir ein schlichtes Omelett zubereiten.“
    „Ich könnte schon, aber warum sollte ich?“
    „Weil Männer mit vollem Magen bessere Verhandlungspartner sind. Und aus diesem Grund sind wir ja hier, um zu verhandeln.“
    Mit abweisendem Blick nahm sie ihm die unberührt gebliebene Suppentasse ab und trug sie in die Küche. Dort füllte sie den Wasserkocher und schaltete ihn ein. Im Lebensmittelkorb lagen einige Teebeutel und eine kleine Dose Instantkaffee. Allerdings glaubte sie nicht, dass Rafaele eines von beiden mochte. Andererseits war er kein willkommener Gast, warum sollte es sie also kümmern?
    Im Schrank entdeckte Emily eine flache Pfanne, stellte sie auf den Herd und ließ ein Stückchen Butter hineingleiten. Als sie gerade die Eier aufschlug, kam Rafaele in den Raum.
    „Ich wollte dir das hier geben.“ Er legte ein Päckchen auf die Arbeitsplatte neben sie.
    Aus den Augenwinkeln erkannte Emily das Logo einer sehr exklusiven Kaffeemarke. „Du denkst einfach an alles“, sagte sie kühl.
    „Das muss ich, carissima , wenn es um dich geht.“ Er holte eine Cafetière aus dem Regal. „Leider gibt es keine Espressomaschine, aber das wird ausreichen.“
    Dann spülte er das kleine Metallkännchen aus und löffelte Kaffee in den Filter.
    „Möchtest du zwei Eier oder drei?“, fragte Emily.
    „Vier“, entgegnete er. „Ich muss doch bei Kräften bleiben.“
    Auf diese Formulierung war sie nicht vorbereitet. „Was soll das bedeuten?“
    Seine Mundwinkel zuckten spöttisch. „Nur, dass ich uns, wenn es weiter so schneit, vielleicht aus dem Cottage graben muss … was dachtest du denn? Übrigens, deine Butter wird braun“, fügte er lakonisch hinzu und zog sich aus der Küche zurück.
    Zähneknirschend zog Emily die Pfanne vom Herd und steckte Vollkorntoast in den Toaster. Dann füllte sie Wasser in die Kaffeekanne, stellte sie auf den Herd und ging mit Geschirr und Besteck ins Wohnzimmer.
    Rafaele saß auf dem Sofa und sah ins Feuer.
    „Ist dir klar, dass es hier keinen Fernseher gibt, keinen Computer und kein Faxgerät?“, fragte sie.
    „Hältst du das für ein Problem?“
    „Es entspricht kaum deiner üblichen hoch technisierten Umgebung. Von hier aus kannst du den Puls der Finanzwelt nicht überprüfen.“
    „Oh, ich denke, der Patient wird eine Zeit lang ohne mich auskommen.“
    „Aber kannst du ohne den Patienten leben?“
    „Eine Weile bestimmt. Es wird mir guttun, mich vollkommen zu entspannen. Das passiert nur selten.“
    „Du hast unsere Verhandlungen vergessen.“
    „Ich habe gar nichts vergessen“, erwiderte er und senkte den Blick wieder in die flackernden Flammen.
    Emily ging zurück in die Küche, verquirlte die

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