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Der Ring an meiner Hand

Der Ring an meiner Hand

Titel: Der Ring an meiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SARA CRAVEN
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Eier mit einer Gabel, würzte die Masse und goss sie in die heiße Pfanne. Mit Argusaugen wachte sie über das Omelett, bis es goldbraun und locker war. Dann teilte sie es in zwei ungleiche Portionen und trug die Teller ins Wohnzimmer.
    „Das ist köstlich“, kommentierte Rafaele nach dem ersten Bissen. „Du besitzt verborgene Talente, mia cara .“
    Sie hielt den Blick fest auf den Teller gerichtet. „Sag das Schwester Mary Antony.“
    Zwar musste Emily sich zum Essen zwingen, aber irgendwie gelang es ihr. Sie wollte Rafaele nicht zeigen, wie nervös sie war. Entsetzen und Wut über seine unerwartete Ankunft hielt sie für legitime Gefühle, Angst jedoch nicht.
    Kühle Gleichgültigkeit, die brauche ich jetzt, dachte sie.
    Nach dem Essen räumte sie rasch auf. Als sie danach wieder zu ihm kam, standen eine Flasche Wein und zwei Gläser auf dem Tisch vor ihm.
    „Hast du die auch mitgebracht?“, fragte sie.
    „Nein. Marcello bewahrt im Keller einen kleinen Vorrat für seine eigenen Besuche auf.“ Er schenkte den Wein ein und reichte ihr ein Glas. „Er hat mir den Schlüssel gegeben.“
    Mein Gott, schoss es ihr durch den Kopf, dieser Überfall ist sorgfältig geplant. Und je länger sie darüber nachdachte, desto deutlicher erkannte sie, dass er ohne Simons Hilfe nicht gelungen wäre. Diese hässliche Wahrheit musste sie allmählich akzeptieren.
    Jetzt fielen ihr auch die fehlenden Gegenstände im Salon von High Gables ein. Wenn er Geld braucht, warum hat er sich dann nicht an mich gewandt, fragte sie sich. Warum gibt er vor, ein erfolgreicher Unternehmer zu sein, der von zu Hause aus arbeitet?
    „Du siehst wütend aus, carissima . Ist der Wein nicht nach deinem Geschmack?“
    „Doch, aber er macht dein Eindringen in meine Privatsphäre nicht akzeptabler.“
    „Du hast mich nie sonderlich willkommen geheißen, Emilia, ganz gleich, wo du warst.“
    „Nun, das spielt vermutlich keine Rolle. Ich bin sicher, woanders wurdest du umso herzlicher empfangen.“
    Verdammt! Sie hätte sich auf die Zunge beißen können! Jetzt hatte sie ihre eigene eiserne Regel gebrochen, nie – wie verschleiert auch immer – auf die anderen Frauen in seinem Leben anzuspielen.
    Aber Rafaele ging nicht darauf ein. Stattdessen lehnte er sich zurück und nippte mit nachdenklichem Blick am Wein. „Ist dir gar nicht in den Sinn gekommen, dass deine Flucht wie eine Art … Verführung auf mich wirken könnte? Dass ich geradezu gezwungen bin, dir zu folgen?“
    Augenblicklich versteifte sie sich. „Nein.“
    „Wie wenig du doch über die Männer weißt.“
    Emily strich sich in einer zornigen Geste die Haare zurück. „Warum sagst du nicht endlich, was du zu sagen hast? Dann kannst du in die wirkliche Welt zurückkehren und mich in Frieden lassen.“
    Einen langen Moment schaute er sie an, dann stand er auf. „Ich schlage vor, wir setzen dieses Gespräch morgen fort.“ Er griff nach der Weinflasche. „Vielleicht bist du dann zugänglicher und eher bereit, auf die Stimme der Vernunft zu hören. Ist es mir erlaubt, ein Bad zu nehmen, bevor ich schlafen gehe?“
    „Ja, natürlich.“ Das verschaffte ihr zumindest eine kleine Atempause. So, wie die Dinge lagen, musste sie für alles dankbar sein.
    „Grazie.“ Er neigte höflich den Kopf. „Da der Warmwasservorrat begrenzt ist, werde ich mich bemühen, nicht alles zu verbrauchen.“
    „Ich bin sicher, das ist kein Problem. Deine Freunde kommen ja auch zurecht.“
    „Ja“, erwiderte er lässig. „Aber die baden auch zusammen.“ Er bedachte sie mit einem flüchtigen unpersönlichen Lächeln und stieg die Treppe hinauf.
    Wie hatte sie jemals glauben können, es mit ihm aufnehmen zu können? Sie hätte ein Team von Anwälten engagieren sollen, die an ihrer Stelle den Kampf ausgefochten hätten. Nun war es dafür zu spät.
    Aber wenn Rafaele glaubte, die Nachricht von Simons Verrat würde sie schwächen, sollte er sich noch wundern. Denn kampflos wollte sie sich nicht ergeben.
    Emily ergriff ihr Weinglas. „Auf mich“, sagte sie laut und nahm einen tiefen Schluck.
    Sie lauschte auf die Geräusche, die vom ersten Stock zu ihr hinunterdrangen. Endlich ging die Badezimmertür auf, gefolgt von Schritten nackter Füße, und schließlich wurde die Tür zum zweiten Schlafzimmer geschlossen.
    Emily stellte das Schutzblech um das Kaminfeuer, löschte die Lichter und machte sich leise auf den Weg nach oben.
    Im Bad legte sie den Riegel vor und ließ heißes Wasser in die Wanne. Nur eine

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