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Der Ring an meiner Hand

Der Ring an meiner Hand

Titel: Der Ring an meiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SARA CRAVEN
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Niemanden sonst. Denn Rafaele wähnte ich ja bei Jilly.
    Und sobald ich meinen Fehler bemerkte, habe ich ihn von mir gestoßen. Ganz sicher! Es war ein Irrtum. Rafaele hat kein Recht und keinen Grund, etwas anderes anzudeuten. Als ob ich herausfinden wollte, wie es sich anfühlte, von ihm gehalten und geküsst zu werden!
    Und doch erschauerte Emily plötzlich und legte schützend die Arme um ihren Körper. Denn sie erkannte, dass sie jenen Moment nie vergessen hatte. Stets erinnerte er sie daran, Rafaele nie wieder zu erlauben, ihr nahe zu kommen.
    Sollte es während jenes Kusses tatsächlich einen winzigen Moment gegeben haben, in dem sie gar nicht aufhören wollte? Sondern sich ganz im Gegenteil enger an seinen Körper pressen und ihm bereitwillig die Lippen öffnen wollte?
    Wenn sie tief in sich hineinhörte und ganz ehrlich mit sich war, musste sie zugeben, dass dies nicht die einzige Situation war, in der sie so reagiert hatte.
    In der Hochzeitsnacht in Italien, dachte sie. Rafaele kam ins Schlafzimmer, und ich habe angefangen, innerlich zu zittern. Natürlich aus Angst, zumindest anfangs … aber da gab es noch etwas anderes, und ich – ich wusste es.
    Auch in jener Nacht musste ich wieder an die Nacht in Dads Haus denken … an Rafaeles Arme, die mich gehalten haben … an seine Berührungen … den Geschmack seiner Lippen …
    Für einen Moment hätte ich beinahe vergessen, dass er mit der Heirat nur seine Schuld begleichen wollte. Doch Rafaele hat mich schnell wieder daran erinnert und ist gegangen.
    Damals fühlte ich mich erleichtert, weil er mich nicht wollte, und noch dankbarer, weil ich mich nicht zum Narren gemacht und ihn angelächelt oder ihm auf eine andere Weise zu verstehen gegeben habe, dass er gern bleiben dürfe.
    Im ersten Jahr ihrer Ehe ertrug sie seine ständigen Besuche nur schwer. Denn ihnen folgten Träume, für die sie sich schämte. Aber dann kam er immer seltener, und sie las in den Zeitungen, dass er sein Junggesellenleben wieder aufgenommen hatte. Sie redete sich ein, nur kurzzeitig verwirrt gewesen zu sein.
    Dann kehrte Simon zurück und schwor, er hätte nie aufgehört, mich zu lieben, dachte sie. Ich habe mich bestätigt gefühlt. Ich war so stolz, ihm sagen zu können, dass es nie einen anderen für mich gegeben hat und wir noch einmal von vorn anfangen können.
    Schöne Worte – und doch habe ich noch keine Träne an ihn verschwendet. Kann es sein, dass ich tief in meinem In neren schon immer ahnte, dass er sich nur für mein Erbe interessierte?
    Resolut schloss sie die Augen, dann öffnete sie sie wieder.
    Jene lange vergangene Nacht …
    Erst jetzt fiel ihr auf, dass Rafaele heute zum ersten Mal davon gesprochen hatte. Andererseits hatte er bislang auch noch nie einen Kuss von ihr verlangt.
    An erholsamen Schlaf war in dieser Nacht nicht zu denken. Emily träumte von schattenhaften Menschen mit Gesichtern, die sie nicht erkannte und die sich in eine trostlose öde Landschaft zurückzogen, sobald sie sich ihnen näherte.
    Als sie erwachte, fiel fahles graues Licht durch die Vorhänge. Ihr erster überwältigender Eindruck war der von Wärme, Entspannung und einem unglaublichen Wohlbehagen.
    Doch dann drangen einige weniger erfreuliche Tatsachen in ihr Bewusstsein. Zum einen lag sie nicht mehr auf ihrer Seite des Bettes. Im Schlaf musste sie näher an Rafaele gerückt sein. Sie lag nicht nur neben ihm, sondern hatte sich eng an ihn gekuschelt! Sogar ihre Beine verschränkten sich mit seinen, die Brüste schmiegten sich an den muskulösen Rücken, und ein Arm umschlang seine Taille. Selbst ihr Kopf ruhte an seinen Schulterblättern, sodass der warme saubere Duft seiner Haut sie umgab.
    Einen Moment lag Emily ganz still und lauschte dem rasenden Pochen ihres Herzens. Wie um alles in der Welt hatte das passieren können? Sie allein musste dafür verantwortlich sein, denn Rafaele lag noch genauso da wie gestern. Glücklicherweise schlief er tief und fest.
    Sie biss sich auf die Unterlippe und begann, sich vorsichtig von ihm zu lösen. Wenn er jetzt aufwachte …
    Eine Ewigkeit später schlüpfte sie unter der Decke hervor und musste ein Keuchen unterdrücken, als ihr warmer Körper mit der kalten Luft des Zimmers in Berührung kam.
    Hastig hüllte sie sich in ihr Nachthemd, schlich auf Zehen spitzen zum Fenster und zog lautlos den Vorhang zurück. Auch in dieser Nacht hatte es geschneit. Vereinzelt tanzten immer noch Flocken vom wolkenverhangenen Himmel.
    Kein Wunder, dass ich

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