Der Ring an meiner Hand
friere, dachte sie und berührte vorsichtig die Heizung. Der Heizkörper war eiskalt, was bedeutete, dass etwas mit dem Boiler nicht stimmte.
Sie stöhnte innerlich. Genau das, was ihr jetzt noch fehlte.
Leise verließ sie das Zimmer und ging nach unten in die Küche. Oberste Priorität hatte jetzt ein Kaffee, heiß und stark. Also füllte sie den Wasserkocher und schaltete ihn ein.
Im Wohnzimmer schlug sie die Vorhänge zurück, schaffte ein wenig Ordnung und kehrte dann mit den Gläsern vom gestrigen Abend in die Küche zurück. Mittlerweile hätte das Wasser kochen müssen, aber weder hörte sie die typischen Geräusche noch stieg Dampf auf.
Sie erinnerte sich an Angus’ Warnung und an das Flackern der Lichter gestern Abend. Laut sagte sie: „Oh nein!“
Dann drückte sie auf den Lichtschalter neben der Tür, ohne Erfolg.
„Fühlst du die Kälte, carissima ?“
Die sanft gesprochenen Worte ließen sie herumwirbeln. Rafaele lehnte gegen den Türrahmen und betrachtete sie amüsiert.
„Ist das nicht offensichtlich?“, schnauzte sie zurück, kam aber nicht umhin zu bemerken, dass er lediglich ein Handtuch um seine Hüften trug.
Er grinste, schlenderte auf sie zu und schloss sie in die Arme. Zärtlich küsste er ihren Hals. „Dann hättest du bei mir im Bett bleiben sollen“, flüsterte er. „Heute Morgen habe ich viel bessere Laune.“
„Hoffentlich verlierst du sie nicht, wenn ich dir sage, dass der Strom ausgefallen ist“, meinte sie und versuchte, sich aus seinen Armen zu lösen.
„Davvero?“ Das klang eher interessiert als beunruhigt. „Nun, das bedeutet nicht das Ende der Welt.“
„Nicht?“ Endlich schaffte sie es, sich ihm zu entziehen. „Du genießt es, deine Zeit ohne Licht und Heizung zu verbringen?“
„Wir haben ein Feuer, Kerzen und den Ofen, auf dem wir kochen können“, entgegnete er lässig. „Das Leben geht weiter.“
„Aber es gibt kein heißes Wasser! Ich kann nicht einmal ein Bad nehmen!“ Sie hob die zu Fäusten geballten Hände. „Oh Gott, warum musste ich auch an diesen verdammten Ort kommen?“
„Ich glaube, Emilia mia “, sagte er gedehnt, „diese Frage solltest du ganz allein beantworten.“ Dann öffnete er einen Schrank und nahm mehrere Töpfen und Pfannen heraus. „Aber wenn du baden willst, dann soll es so sein.“
Emily verzog zweifelnd das Gesicht. „Du meinst, wir tragen das heiße Wasser nach oben … in Pfannen?“
„Nein. Ich werde das für dich tun, Contessa.“ Er griff nach einem kleineren Topf. „Und bevor du fragst, in diesem werde ich Wasser für den Kaffee kochen. Ich denke, den brauche ich.“
Sie biss sich auf die Lippe. „Deshalb bin ich nach unten gekommen, um Kaffee zu machen …“
„Das glaube ich nicht.“ Er lächelte spöttisch. „Du bist nach unten geflüchtet, weil du gemerkt hast, dass du dich die ganze Nacht an mich geschmiegt hast. Ich musste all meine Selbstbeherrschung aufbringen, um dir zu widerstehen.“ Er trat an die Spüle und füllte den ersten Topf mit Wasser. „Ich schlage vor, du wartest oben. Und lass ein bisschen kaltes Wasser ein. Ich will nicht, dass du dich verbrennst.“
Ich brenne bereits, dachte Emily wütend, als sie aus der Küche marschierte. Und zwar von Kopf bis Fuß – vor Scham. Aber wenn er glaubt, im Schlaf einen Arm um seinen Körper zu legen bedeute schon etwas, dann sollte er lieber noch einmal nachdenken!
Trotzdem befolgte sie seinen Ratschlag mit dem kalten Wasser, bevor sie ins Schlafzimmer ging, um die Kleider für den Tag auszuwählen. Warme Strumpfhosen unter einer Cordhose, ein langärmeliges T-Shirt und ein dicker Pullover.
Gerade als sie damit fertig war, das Bett zu machen, erschien Rafaele.
„Dein Bad erwartet dich, signora . Ich darf nicht vergessen, Gaspare anzuweisen, ein persönliches Dienstmädchen für dich einzustellen. Ein Mädchen mit Muskeln.“
„Das ist vollkommen unnötig“, erwiderte sie kühl.
„Dem muss ich widersprechen.“ Er musterte ihr Nachthemd. „Sie wird außerdem deinen Kleiderschrank durchgehen und eine Liste mit Kleidern zusammenstellen, die du dringend brauchst. Allerdings“, fügte er sanft hinzu, „werde ich die Unterwäsche selbst aussuchen – und sie wird nicht schwarz sein!“
Trotzig hob sie das Kinn. „Vielen Dank, aber meine Garderobe reicht mir vollkommen.“
„Aber sie reicht nicht für das Leben, das du an meiner Seite führen wirst.“
„Und wo soll ich meine Kleider einkaufen? Vielleicht bei Valentina
Weitere Kostenlose Bücher