Der Ring an meiner Hand
Schüssel.
Als Rafaele von draußen hereinkam, hatte sie das Wohnzimmer aufgeräumt und die Kerzen angezündet. Er saß auf dem Sofa und zog seine Schuhe aus, als sie mit einer Tasse Kaffee aus der Küche kam.
„Du bist die perfekte Ehefrau“, sagte er.
Hastig biss sie sich auf die Lippe und wandte sich ab. Außer in einer Hinsicht, dachte sie, aber zweifellos glaubte er, auch dies sei nur eine Frage der Zeit.
Während das Abendessen vor sich hin kochte, saßen sie sich auf den Sofas gegenüber. Emily gab vor zu lesen, und Rafaele brütete über einem weiteren Schachproblem. Hin und wieder, wenn sie sich sicher fühlte, warf sie einen Blick auf ihn.
Er hätte gut in ein anderes Jahrhundert gepasst, dachte sie. In eines, in dem man Samt und Seide trug. Sie konnte sich sehr gut vorstellen, wie er im Schatten eines Schlosses der Renaissance stand, eine Hand auf einen juwelenbesetzten Schwertgriff gestützt. Oder wie er an der Spitze seiner Männer in eine eroberte Stadt ritt und seinen Blick über die gefangenen Frauen wandern ließ, die in einer Reihe aufgestellt worden waren, damit er seine Wahl unter ihnen treffen konnte.
„Woran denkst du?“, unterbrach er ihren Gedankengang.
„Warum fragst du?“, konterte sie.
„Weil du gelächelt hast, cara , und das ist in meiner Gegenwart etwas Neues.“
„Du kannst nicht einfach fragen. Du musst sagen: ‚Einen Penny für deine Gedanken.‘ Und dann bezahlen.“
Rafaele griff in seine Hosentasche und warf ihr eine Münze zu. „Okay, erzähl es mir.“
„Zehn Pence“, tat sie erstaunt. „Ich bin mir nicht sicher, ob mein Gedanke diese gewaltige Summe wert ist. Ich habe mich nur gefragt, wie die Menschen früher, als es nur Kerzen gab, zurechtgekommen sind.“
„Sie haben sich die Augen verdorben“, erwiderte Rafaele trocken. „Und ich frage mich immer noch, woran du wirklich gedacht hast, bella mia .“
Sie legte das Buch beiseite und stand auf. „Im Moment denke ich, ich sollte mich um das Essen kümmern.“
Und das war ihr weit besser gelungen, als sie erwartet hat te. Die Würstchen sahen braun und lecker aus, der Teigmantel goldgelb und knusprig.
„Kröte-im-Loch“, verkündete sie, als sie den Teller vor ihm auf den Tisch stellte.
„Santa Madonna“ , meinte er ungläubig. „Sag das noch einmal.“
„Anderswo nennt man das Gericht Würstchen im Schlafrock“, erklärte sie und holte die Schüsseln mit Bratkartoffeln und der Zwiebelsoße.
Lachen funkelte in seinen Augen, als sich ihre Blicke im Kerzenlicht trafen. „Ich glaube, du nimmst mich auf den Arm, carissima .“
„Ganz und gar nicht. Allerdings entspricht es wohl nicht dem Gourmetessen, an das du gewöhnt bist.“
Er nahm sich eine großzügige Portion. „Ich habe keinerlei Beschwerden vorzubringen.“
Es wurde die vergnüglichste Zeit, die sie bislang miteinander verbracht hatten. Größtenteils sprachen sie über Essen, was sie mochten und was sie nicht mochten, und über die besten und schlimmsten Mahlzeiten, die sie je zu sich genommen hatte. Rafaele gewann haushoch mit den blumigen Schilderungen der Gerichte, die ihm im Fernen Osten serviert worden waren. Emily musste gleichzeitig würgen und lachen.
„Verstehst du jetzt, warum mich ‚Kröte-im-Loch‘ etwas verstört hat?“ Er schenkte ihr Wein ein.
„Dafür gibt es zum Nachtisch nur frisches Obst“, sagte sie und räumte das Geschirr ab. „Und obendrein bleiben dir nicht viele Wahlmöglichkeiten. Du kannst einen Apfel oder einen Apfel haben.“
Er tat, als dächte er darüber nach. „Ich glaube, ich nehme den Apfel.“ Dann folgte er ihr mit den Tellern in die Küche. Emily legte das Besteck in die Spüle, sah aus dem Fenster und stieß einen leisen Schrei aus.
„Ich sehe Lichter.“ Sie deutete hinaus. „Was für ein Glück, es gibt wieder Strom. Versuch, das Licht anzuschalten.“
„Muss ich? Kerzenlicht ist so viel sanfter … viel atmosphärischer.“
„Andererseits will ich mir auch nicht das Augenlicht verderben“, sagte sie.
„Nein.“ Er drückte auf den Schalter. Kaltes elektrisches Licht durchflutete die Küche und brach jeden Zauber, der – wie kurz auch immer – über ihnen gelegen haben mochte. „Ich sehe besser auch nach dem Boiler, damit die Heizungen morgen früh warm sind.“ Er nahm einen Apfel aus der Schale und verschwand im Keller.
Emilys Anspannung wuchs von Minute zu Minute. Es war eine Sache, sich immer wieder zu sagen, sie habe das Schlimmste bereits hinter sich. Und
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