Der Ring an meiner Hand
eine ganz andere, auch daran zu glauben.
Der Gedanke an die Stunden bis zur Schlafenszeit machte sie nervös. Sie befürchtete, sie könnte ihn wieder heimlich beobachten und er ihre Verwirrung falsch interpretieren.
Denn sie war nicht mehr dieselbe Frau von vor zwei Nächten, als sie nicht nur gegen ihn, sondern auch gegen die eigenen Empfindungen gekämpft – und in gewisser Hinsicht auch gewonnen hatte.
Während ihrer Ehe hatte sie Rafaele immer als einen Fremden angesehen, einen seltenen Gast, den man höflich begrüßte und dann für die Dauer seines Aufenthalts mehr oder weniger ignorierte.
Aber binnen achtundvierzig Stunden war er massiv ins Zentrum ihrer Wahrnehmung gerückt. Und dabei ging es nicht allein um Sex. Auf eine seltsame Weise begann sie, seine Gegenwart zu akzeptieren, sich an ihn zu gewöhnen. Während des Abendessens hatte es sogar Momente gegeben, in denen sie seine Gesellschaft genoss.
Wenn ich nicht mit ihm verheiratet oder die Ehe wenigstens weiterhin eine Scheinehe wäre, hätten wir vielleicht sogar Freunde werden können, ging es ihr merkwürdig weh mütig durch den Kopf. Sie erinnerte sich daran, dass er ihr vor Jahren einmal seine Freundschaft angeboten hatte. Aber sie hatte abgelehnt. Nur der Grund für ihre Weigerung wollte ihr partout nicht mehr einfallen.
„Was starrst du vor dich hin, cara ?“
Seine Stimme ließ sie zusammenfahren.
Errötend wandte sie sich zu ihm. „Ich habe nur gerade beschlossen, den Abwasch bis morgen stehen zu lassen“, wich sie aus. „Ich bin schrecklich müde.“
„Davvero?“ Auf Rafaeles Miene legte sich ein spöttischer Ausdruck. „Dann sollten wir nach dem Kaffee direkt ins Bett gehen.“
„So habe ich das nicht gemeint.“
„Na, zumindest sagst du mir jetzt die Wahrheit. Es ist an der Zeit, dass wir uns ein bisschen unterhalten, Emilia. Warte auf mich im Wohnzimmer.“
Das war ein Befehl, keine Bitte. Und in seiner Stimme lag ein warnender Unterton, der sie davon abhielt, Streit anzufangen.
Also setzte sie sich auf eines der Sofas und verschränkte die Hände im Schoß. Was würde er wohl sagen?
Er kam mit zwei Kaffeetassen in den Händen zurück, nahm jedoch nicht seinen üblichen Platz ihr gegenüber ein, sondern setzte sich neben sie.
Nach einem Schluck Kaffee stellte er die Tasse ab. „Emilia, bitte schau mich an, cara mia . Ich mag nicht mit deinem Rücken reden.“
„Müssen wir denn überhaupt reden?“ Widerwillig drehte sie den Kopf und betrachtete seine angespannte Miene.
„Ich glaube schon.“ Er zögerte. „ Carissima , ich bin der Erste, der zugibt, dass unsere Ehe einen schlechten Anfang genommen hat. Und daran gebe ich allein mir die Schuld.“
„Das ist sehr großzügig von dir.“
„Unser Zusammenleben stand seit den ersten Tagen vor drei Jahren unter keinem guten Stern.“ Er nahm ihre Hände in seine und streichelte ihre Finger.
„Aber das könnte sich ändern … sehr leicht sogar. Bitte, das musst du mir glauben.“
„Das tue ich auch“, erwiderte sie eisig. „Aber nur, wenn du abreist und der Scheidung zustimmst, die wir am Anfang vereinbart haben.“
„Du magst so empfinden, aber ich glaube, es wäre für uns möglich, ein bisschen Glück zu finden.“ Mit den Fingern strich er zärtlich über ihr Gesicht und den Hals. „Meinst du nicht, meine wunderschöne Ehefrau, dass ich dich – wenn ich es versuche, es wirklich versuche – dazu bringen könnte, etwas versöhnlicher zu sein?“
Er lächelte, und in den dunkelbraunen Augen lag ein fast liebevoller Ausdruck.
Ihr stockte der Atem. Und in diesem Moment erkannte sie mit erschreckender Klarheit, wie leicht es für Rafaele wäre, ihr tatsächlich das Herz zu brechen. Oh Gott, was passiert nur mit mir, dachte sie. Und wie kann ich es beenden, bevor es zu spät ist?
Rafaele legte einen Arm um ihre Schultern und zog sie näher an sich. „Kämpfe nicht länger gegen mich, Emilia.“ Seine Stimme war nur ein Flüstern an ihrem Ohr. „Lass uns heute Abend Liebende sein. Lass mich dir zeigen, was Vergnügen sein kann.“
„Eine ganze Armada von Frauen hat dir wohl den Eindruck vermittelt, unwiderstehlich zu sein“, sagte sie leise und gefasst. „Und vielleicht bist du das für sie. Aber für mich nicht. Und ich habe nicht die Absicht, mich zu opfern, nur damit du eine Stunde Spaß im Bett bekommst.“
Stille senkte sich über sie. Emily spürte, wie sein Körper sich verspannte. Der Arm um ihre Schultern wurde hart wie eine
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