Der Ring Der Jaegerin
Buchbinder durchdringend an. »Malte, lange darf der Ring nicht mehr hierbleiben, allenfalls bis zum nächsten Vollmond. Und ich weiß nicht, was die Königin dazu sagen wird.«
Ich musste Minni natürlich in gewisser Weise recht geben. Diese Ringe schienen eine große Macht zu haben. Und ohne Aufsicht desjenigen, dem er gehörte, konnte da vermutlich Schaden angerichtet werden. Mir grauste, wenn ich mir vorstellte, was passieren konnte, wenn zum Beispiel eine dieser Möchtegern-Hexen in den Besitz eines Ringes käme. Oh, Mann, die in Trefélin? Da wär was los!
Malte hatte sich den Ring in das Ohrläppchen gesetzt, er machte nicht den Eindruck, als ob das eine ungewöhnliche Handlung für ihn war.
»Nun, dann muss ich die Dinge hier eben beschleunigen, Minni!«, sagte er und sah auf einmal glücklich und um Jahre jünger aus. »Und hier ist dein Halsband, meine Schöne.«
»Was hat sich in den zwei Wochen hier ergeben, Malte? Bring mich mal auf den neuesten Stand. Sind Schrader und seine Freundinnen hier aufgetaucht?«
»Hier nicht, aber Ihr Freund Alan hat einiges herausgefunden. Den werden wir jetzt anrufen, dass er euch beide nach Hause bringt.«
Was mir zwar einerseits recht war, andererseits – bei dem Aussehen?
Minni kicherte leise.
»Jetzt wird’s sich zeigen, ob er dich wirklich liebt, alte Zauselhenne.«
Er liebte mich noch, obwohl ich das, als ich mich endlich im Spiegel sah, für eines der größten Wunder der letzten Zeit erachtete.
Es war zwar schon weit nach Mitternacht, als ich aus der Wanne kam, aber wir waren so aufgekratzt, dass wir uns noch zusammensetzten und unterhielten. Natürlich wollte Alan wissen, was für ein wundersames Erlebnis ich gehabt hatte. Wir redeten und redeten, während Alan liebevoll meine Haare entwirrte, und dann schlief ich irgendwann, an seine Schulter gelehnt, mitten im Satz ein. Er musste mich dann wohl ins Bett geschleppt haben, denn als ich Freitagmittag wach wurde, war ich erstaunt darüber, darin zu liegen und eine kleine Katze neben mir auf dem Kopfkissen zu finden.
Noch halb im Dösen rekapitulierte ich, was ich in dieser langen Nacht alles erfahren hatte. Alan hatte nach der wilden Verfolgungsjagd angefangen, sich für Schrader, Cosmea und Tamara zu interessieren. Was er herausgefunden hatte, ergab noch nicht viel Sinn. Er hatte Tamara nach Hause verfolgt, wusste, wo sie wohnte, dass sie im Sozialamt der Stadt arbeitete und an diesem Wochenende einen Shiatsu-Workshop der Volkshochschule besuchen würde. Er hatte Mario gebeten, sich auch anzumelden und sich möglichst an sie heranzumachen. Mein Mitgefühl hatte der Ärmste. Von Cosmea Seghersdorf hatte er nicht viel mehr herausgefunden als ich auch schon wusste, zusätzlich nur, dass ihr Mann, der große Boss, nierenkrank war und kürzlich eine Transplantation durchgemacht hatte. Na, hoffentlich hatte da die geistige Heilgymnastik der Hexen nicht versagt.
Schrader selbst hatte inzwischen die Stiftung He-Sti-A gegründet, eine Notiz darüber fand sich im Wirtschaftsteil der Lokalzeitung. Den Artikel hatte er mir ausgeschnitten und dagelassen. He-Sti-A, Heilmethoden-Forschung, Stiftung für Alternativmedizin.
Alan hatte auf Maltes Rat meinen Kühlschrank bis zum Überquellen mit all den Köstlichkeiten gefüllt, von denen er wohl nur zu gut wusste, dass man nach ihnen im Anschluss an einen Trefélin-Aufenthalt gierte. Nach einem schwelgerischen Frühstück mit drei frischen Brötchen, Käse, Schinken, Schokoladencreme und Kaffee, für Minni Sahne, Krabben, Knusperpfötchen, war ich in der Lage, mich dem Leben unter Menschen wieder zu widmen. Ich sah als Erstes meine Post durch. Während Minni ihren deutlich sichtbaren runden Bauch auf ihre Lieblingsdecke wälzte, sortierte ich erst einmal alle Werbesendungen und Sonderangebote aus. Ein leises Rülpsen ließ mich einmal kurz aufschauen.
»Mach nur weiter, Katharina!«
»Gibt einige, natürlich nur ganz winzige, Vorteile gegenüber Trefélin hier. Ich meine, so essensmäßig«, konnte ich es nicht unterlassen zu spötteln.
Minnis Erwiderung ging in einem weiteren Rülpserchen aus tiefsten Verdauungsabgründen unter. Ich kicherte, und sie sah mich strafend an.
Dann machte ich mich über meine Mailbox her. Dort fand ich Gertis Meldung. Das verwunderte mich etwas. Ihr war ich nun wirklich böse, dass sie mich zu dieser traumatischen Veranstaltung überredet hatte. Was konnte sie noch von mir wollen?
Liebe Katharina,
ich möchte mich aufrichtig und
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