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Der Ring Der Jaegerin

Der Ring Der Jaegerin

Titel: Der Ring Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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festzustellen, ob meine wenigen Schmuckstücke noch vorhanden waren und die paar Euro Bargeld, die ich normalerweise im Haus hatte. Beides fand ich unter den Bergen meiner Habseligkeiten. Alan kam, sah sich fassungslos um und sagte ein paar böse, aber angemessene Worte.
    »Sollen wir die Polizei anrufen? Ich bin mir allerdings nicht sicher, wie die auf das Motiv mit dem Buch als vermutetem Einbruchsgrund reagieren?«
    »Es ist sonst nichts Wertvolles abhandengekommen?«
    »Doch, Minni.« Und als ich das sagte, stiegen mir plötzlich die Tränen in die Augen, und ich musste mich schluchzend an Alan klammern.
    »Vielleicht ist sie nur rausgelaufen und sitzt gleich protestierend an der Tür«, versuchte er mich zu trösten.
    »Sie ist doch so klein, und Katzen kann so viel passieren«, schniefte ich. »Wenn sie überfahren wird. Oder diese Kidnapper sie quälen.«
    Darauf wusste auch Alan nichts zu sagen. Er ließ mich einfach eine Weile heulen, dann schlug er vor: »Komm, Jammern hat keinen Zweck. Räumen wir auf und suchen dann draußen nach Minni.«
    Es war eine langwierige Arbeit, alles wieder an seinen Platz zu stellen, die Schweinerei in der Küche aufzuwischen, wo dieser miese Typ alle Lebensmittel auf dem Boden verteilt hatte.
    »Das sieht nach einer Frau aus, Katharina. Ich weiß nicht, ob ein Mann ausgerechnet Marmelade und Reis, Eier und Mehl so systematisch verrührt hätte. Eher die Polster aufgeschlitzt und Geschirr zertrümmert.«
    »Die Idee ist mir auch schon gekommen. Glaubst du, dass es Gerti gewesen sein könnte?«
    »Irgendwie sträubt sich mein Gefühl dagegen. Sie erschien mir zu nüchtern. Aber man weiß nie.«
    »Ich frage mich, wie sie reingekommen ist.«
    »Das ist doch simpel, Kathy. Der Kirschbaum steht optimal, um auf deinen Balkon zu kommen. Selbst eine unsportliche Person kann mit einer Trittleiter oder über einen Gartentisch da auf die ersten Äste klettern und über das Geländer steigen. Und da du ja die Rollläden nicht herunterlässt …«
    Tja, ich wollte eben, dass Minni den Himmel sah. Und jetzt hoffte ich von Herzen, dass sie ihn noch immer sehen konnte. Wir suchten nach ihr bis in die Abendstunden, selbst als es schon dunkel war. Aber dann gaben wir auf, und ich zog mich mit Trauer im Herzen in meine Wohnung zurück, um Pfötchen das Essen zu richten und ihr Fell zu bürsten.
    Sie war furchtbar niedergeschlagen, die schöne Katze. Nach dem Essen versuchte ich, mit ihr Konversation zu machen. Vielleicht, ganz vielleicht konnte sie mich ja verstehen. Sie blieb neben mir sitzen und sah mich aufmerksam mit ihren schönen Waldsee-Augen an. Aber außer einem Gurren und Miauen konnte ich ihren Mitteilungen nichts entnehmen. Offensichtlich brauchten beide Partner einen Ohrring, um sich verständigen zu können. Resigniert streichelte ich sie und hing meinen Träumen nach. Und durch diese Träume geisterten Erinnerungen an Minni. Wie sie mich umerzogen hatte, gleich von Beginn an. Meine Wohnung umgestaltet, meine Garderobe und meine Frisur beeinflusst hatte, mir diese verborgenen Kräfte Stück für Stück bewusst gemacht hatte, mich Kessel und Dolch ständig mitschleppen ließ – Gott, was hätte ich in Trefélin ohne diese beiden Utensilien nur angefangen?
    Ein Fünkchen regte sich in meinem Gedächtnis. Der Kessel! Als ich ihn damals im Mondlicht weihte, hatte sie mich gefragt, ob ich ihn mit Wasser füllen wolle. Ob das wohl ging? Die Macht der Gedanken, hatte sie gesagt.
    Ich hob vorsichtig das schlaffe Pfötchen von meinen Knien und legte sie in ihre Flauschhütte. Dann kramte ich den frisch polierten Messingkessel aus meiner Trefélin-Tasche und betrachtete ihn. Der Mond war immer noch fast ganz rund und ließ das Metall schimmern. Einen Versuch war es wert, selbst wenn ich irgendwelche unangenehmen Dinge sehen würde, vielleicht bestand ja eine Chance, mit Minni Kontakt aufzunehmen, wo immer sie sein mochte. Ja, ich hatte sogar die winzige Hoffnung, dass selbst, wenn ihr Leib tot an einem Straßenrand lag, ich ihren Geist spüren konnte. Alles besser als diese Ungewissheit.
    Da mir jegliche Kenntnis zu zauberischen Zeremonien fehlte, improvisierte ich etwas. Wie Minni immer gesagt hatte, tat ich einfach, was mir angemessen erschien. Ich legte ein dunkles Tuch auf den Boden, zündete eine Kerze an und legte eine CD mit sanfter Musik auf. Wenn auch die Erfahrung bei Cosmea damit das letzte Mal hektisch geendet hatte, die beruhigende, unterstützende Wirkung wollte ich dabei

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