Der Ring Der Jaegerin
wir hatten viel gelacht.
Pfötchen erkundete unter Minnis Aufsicht die Wohnung. Dann kam meine Minerva zurück und überbrachte mir einen peinlichen Hinweis.
»Pfötchen sucht das Katzenklo.«
»Oh! Ehrlich?«
»Na ja, sie ist es gewöhnt, und jetzt muss sie mal.«
»Könntest du ihr wohl deine Methode zeigen?«
Also, drei Frauen und ein Badezimmer – das ist ein höchst delikates Thema, wie ich lernen konnte. Vor allem, wenn eine der langhaarigen gschamig ist. Und das war nicht ich.
Eine weitere Überraschung erfuhr ich am nächsten Morgen, als Pfötchen in ihrer Flauschhütte, die sie Gott sei Dank auch als Schlafplatz benutzte, herumwühlte und eine Bürste hinauskickte.
Minni übersetzte: »Pfötchen möchte jetzt frisiert werden. Und bitte nicht ziepen, am Bauch ist sie sehr empfindlich.« Dabei grinste meine Minerva äußerst schadenfroh.
»Kann Pfötchen sich bitte selbst bürsten?«
»Kann sie nicht, die Haare sind zu lang. Da muss sie immer gleich kotzen.«
Was hatte mir Sabina da nur angetan? Also striegelte ich die weiße Chinchilla, wobei ich natürlich nicht umhinkonnte, ihr wundervolles Fell zu bewundern. Schneeig weiß war es, nur die Spitzen waren silbrig angehaucht.
»Silvertipped, nennt man das, sagt sie«, half Minni aus. Dann richtete ich zwei Teller mit dem Viersterne-Katzenfutter, das Sabina als Vergütung für Minnis Gastfreundschaft dagelassen hatte. Aber es war kein Erfolg. Pfötchen sah sich geziert in der Küche um, schlenkerte ihren wundervoll buschigen Schwanz einmal angeekelt und verkroch sich in ihre Hütte.
»Hat sie keinen Hunger?«, fragte ich die schmatzende Minni.
»In der Küche speist sie nicht. Das ist eines Grand Champion nicht würdig. Aber das Zeug schmeckt gut. Ich ess ihre Portion auch noch.«
»Dann wird sie aber ein großer, hungriger Champignon sein, bevor ich zurückkomme.«
»Ist das mein Problem?«
»Na, meins auch nicht.«
»Dann sind wir uns ja einig.«
So viel zur Liebe unter Katzen. Trotzdem überlegte ich den ganzen Tag immer mal wieder, wie ich Pfötchen zum Speisen bewegen konnte. Nicht dass sie nach zwei Wochen abgemagert und enthaart zu Sabina zurückkehren musste. Auf dem Heimweg fiel mir dann endlich eine mögliche Lösung ein. Wenn denn der Star aller Katzenausstellungen so auf die äußere Würde bedacht war, dann war ein entsprechend gestalteter Futterplatz eine einfache Angelegenheit. In einem Festbedarfs-Laden erstand ich eine prächtige Rosette in Weiß, Gold und Grün, ein vergoldetes und ein versilbertes Schälchen und eine grüne Satindraperie, passend zu Pfötchens Augenfarbe. Zu Hause richtete ich in der Küche aus einem niedrigen Schemelchen damit einen Podest her, stellte die mit Futter und Wasser befüllten Schälchen darauf und befestigte mit etwas Draht die Rosette darüber. Auf diese hatte ich geschrieben CAGCCK , was, wie ich mich belehren ließ, so viel bedeutete wie »Certificat d’Aptitude au Grand Champion«, zu dem ich noch hinzufügte »de la Cuisine de Katharina«. So war’s dann genehm.
Ich hingegen flüchtete, nachdem ich meiner Catsitter-Funktion Genüge getan hatte, und verbrachte die Nacht bei Alan.
Hätte ich das nur nicht getan!
Ich fuhr morgens auf dem Weg ins Büro an meiner Wohnung vorbei, um frisches Futter hinzustellen und nach dem Rechten zu sehen.
Es war grauenvoll.
Die Balkontür war offen, die Wohnung war total auf den Kopf gestellt, alle Schränke ausgeräumt, alle Schubladen ausgeleert, die Möbel verrückt, die Küche ein schmieriges Trümmerfeld.
»Minni!«, brüllte ich, aber es kam keine Antwort. »Minerva!« Nichts, nur ein leises Rascheln unter einem Berg von Kleidungsstücken. Ich grub nach und Pfötchen, zerzaust und mit tränenden Augen, kam zum Vorschein.
»Pfötchen, wo ist Minni? Was ist hier geschehen?«
»Mirmau«, jammerte die zitternde und verstörte Katze leise und versuchte ihren Kopf unter meinen Armen zu vergraben.
Ein Einbruch. Und Minni offensichtlich gestohlen. Das war hart. Ich setzte mich erst mal auf mein auseinandergerissenes Bett und versuchte, der Wut in mir Herr zu werden. Schrader? Auf der Suche nach dem Buch? Bestimmt nicht in eigener Person. Cosmea? Gerti? Mann, was für eine Scheiße. Geistesabwesend streichelte ich Pfötchen, die langsam aufhörte zu zittern. Dann fasste ich mich wieder. Als Erstes Alan anrufen, vielleicht war er noch nicht auf dem Weg zur Uni. War er auch nicht. Er versprach, sofort vorbeizukommen. Dann sah ich mich um, um
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