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Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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als sie erwartet hatte. Das Sonnenübel kam ihr ärger vor als am Morgen. Die Reinigungskraft Glimmermeres und Schwelgensteins Schutz hatten anscheinend Lindens Sinneswahrnehmung mit erhöhter Schärfe ausgestattet, sie noch anfälliger für das alles beherrschende Greuel des Sonnenübels gemacht. Die Hitze der Sonne fühlte sich so harsch und schwer an wie Stein. Linden wußte, daß sie ihr keineswegs im wahrsten Sinne des Wortes das Fleisch von den Knochen fraß, ihre Knochen nicht versengte, bis sie dem boshaften Schwarz glichen, das sie von ihrem Vater geerbt hatte. Dennoch war ihr, als würde sie zerfressen; als hätte das Sonnenübel in ihrem Herzen seinesgleichen gefunden und nähre sich davon, von ihr.
    Während der langen Tage, die sie und die anderen Gefährten außerhalb der verheerenden Wirkung des Sonnenübels verbracht hatten, war es Linden möglich gewesen, sich auf eine neue Art des Lebens einzustellen. Sie hatte Anzeichen einer Erneuerung gespürt, sich eifrig an sie gehalten, darauf bedacht, innere Heilung zu erlangen. Und einmal, als sie zum erstenmal jemandem die Geschichte ihrer Mutter erzählt und Covenants Arme um sich gefühlt hatte, war in ihr der Glaube entstanden, es könne ihr doch noch gelingen, für immer nein zu ihrer finsteren Gier zu sagen. Es gibt in der Welt auch Liebe. Aber nun, während die Sonne der Dürre mit der nachdrücklichen Kraft eines Fluchs auf sie herabglühte, wußte sie es besser.
    In mancherlei Hinsicht war sie Covenants Liebe zum Land zu teilen außerstande. Nie hatte sie es heil und gesund gesehen; sie konnte über die Lieblichkeit, die er ihm nachsagte, nur Mutmaßungen anstellen. Und in diesem Maße war er zwangsläufig allein mit seiner Not. Es gibt nur einen Weg, um einen Menschen zu verletzen, der bereits alles verloren hat. Man gibt ihm etwas zerbrochen zurück. Aber sie war selbst wie das Land. Die Kraft, die das Land marterte, war dieselbe, die ihr an ihren ungeschützten Nerven zeigte, in ihrem Innern war kein Heil.
    Und sie und ihre Gefährten befanden sich jetzt unterwegs, um es mit Lord Foul aufzunehmen, dem Erzeuger und Urheber des Sonnenübels. Und sie waren nur acht. Eigentlich sogar nur sechs: zwei Riesen, zwei Steinhausener, Covenant und Linden. Was Hohl und Findail betraf, so durfte man sich darauf verlassen, daß sie keinen außer den eigenen Zwecken treu blieben. Indem die Sonne, während sie sich dem Nachmittag entgegenzusenken begann, Linden ins Gesicht brannte, kam ihr selbst das geringfügige Verständnis, das sie zuvor für Covenants Entscheidung, die Hilfe der Haruchai abzulehnen, gehabt hatte, gänzlich abhanden. Dank der hartnäckigen Unerschütterlichkeit der Haruchai, wären sie in ihrer Nähe gewesen, hätte sie es womöglich geschafft, den Einfluß des Sonnenübels aus ihrer Seele fernzuhalten.
    Der Donnerberg lag im Osten; aber Covenant führte die Gruppe unterhalb der auf so vielseitige Weise bearbeiteten Felswand der Festung in südwestlicher Richtung durch die öden Vorhügel. Es sei seine Absicht, erklärte er, zunächst zu dem Wasserlauf zu stoßen, der einst Weißer Fluß geheißen habe, dann an ihm entlang den Weg nach Andelain zu nehmen. Das sei nicht der direkteste Weg, meinte er, würde der Gruppe allerdings das ermöglichen, was er, Sunder und Linden schon einmal gemacht hätten – nämlich bei einer Sonne des Regens den Fluß zu befahren. Erinnerungen an Kälte und Drangsal veranlaßten Linden zum Zusammenschaudern, aber sie murrte nicht. Ihr war alles recht, das die Zeitspanne, die sie unter freiem Himmel und der Sonne zubringen mußte, abkürzen mochte.
    Über ihr ragte die senkrechte, schroffe Klippe Schwelgensteins auf. Ein Stück weiter vorn stürzten die Schleierfälle vom Plateau herab; sie vermittelten einen gewissen Trost. Viel des kraftvollen Wassers, das der Tiefe des Glimmermere-Sees entsprang, war bereits nachteilig verändert, sobald es die Fälle durchströmte, die Schleierfälle waren nur ein Abklatsch ihrer einstigen Herrlichkeit. Aber sie waren noch vorhanden. Jahrhunderte des Sonnenübels hatten den Bergsee im Hochland nicht verderben oder schädigen können. Durch die bräunliche Hitze und den lehmigen Sonnenschein erzeugte der Glanz der Schleierfälle Andeutungen bläulichen Glitzerns auf dem rauhen Felsgestein der Klippe.
    Im Süden erstreckten sich die Hügel, als brodele das Erdreich vor Pein, und ihre Zerklüftetheit nahm mit wachsender Entfernung von dem Ausläufer des Westlandgebirges ab, der

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