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Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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ein. Ihr Vater lachte ihr Schwärze entgegen. Sie tötete Covenant, machte ihn zu einem Verratenen, so wie ihre Mutter. Linden glaubte, sie müsse den Verstand verlieren.
    Du hast einen Mord begangen. Bist du also nicht schlecht?
    Nein. Doch. Aber nur, wenn ich es sein will. Ich kann es nicht ändern. Das muß aufhören! Geschmiedet wirst du, wie man Eisen schmiedet. Das muß aufhören! Muß aufhören!
    Doch irgendwann inmitten der Nacht erwachte sie und fand sich von Covenants Armen umschlungen. Covenant schlief. Linden klammerte sich für eine Weile regelrecht an ihn; aber er war selbst zu erschöpft, um aufzuwachen. Nachdem Linden wieder eingeschlummert war, blieben die Träume aus.
    Und als die Morgendämmerung anbrach, fühlte sie sich gekräftigt. Kräftiger und ruhiger, als hätte sie im Laufe der Nacht irgendwie einen Entschluß gefaßt. Sie küßte Covenant, antwortete auf die Blicke stummer Fragestellung, die ihr die Gefährten zuwarfen, mit einem Nicken. Anschließend erklomm sie, während sich die Riesen und Steinhausener auf felsigen Untergrund stellten, um sich gegen die ersten Sonnenstrahlen zu schützen, einen Hang am Westufer, um dem Sonnenübel bereits beim Sonnenaufgang ihre Aufmerksamkeit zu widmen. Sie wollte es endlich verstehen lernen.
    Die Sonne leuchtete rötlich und unheilvoll in der Farbe einer Sonne der Seuchen. Ihr Schein fühlte sich an wie eine Krankheit, die sich auf Lindens Haut ausbreitete. Doch Linden wußte, daß die verderbenbringende Wirkung in Wirklichkeit gar nicht von der Sonne ausging. Das Sonnenlicht diente nur als Katalysator, als Energiequelle, war jedoch nicht die Ursache des Sonnenübels. Vielmehr handelte es sich um eine Ausstrahlung des Erdbodens, um verderbte Erdkraft, deren Emanationen himmelwärts drangen. Und das Verderben fraß sich mit jedem Tag tiefer, näherte sich dem Mark in den Grundfesten der Erde.
    Linden ertrug den Sonnenaufgang ohne ein Wimpernzucken. Sie hegte die Absicht, das Sonnenübel nicht länger so hinzunehmen.
    Ihre Gefährten musterten sie aufmerksam, während sie den Hang hinabstieg und sich wieder zu ihnen gesellte. Aber als sie ihren wachsamen Blicken standhielt, waren sie beruhigt. Pechnase entspannte sich sichtlich. Aus Covenants Schultern wich einiges an Verkrampfung, obwohl er seiner oberflächlichen Wahrnehmung eindeutig mißtraute. Und Sunder, dem Marids Schicksal noch lebhaft im Gedächtnis stak, schaute Linden an, als wäre sie vom Rande einer so fatalen Sache wie Gift zurückgekehrt.
    »Auserwählte, du hast dich vorzüglich erholt«, meinte die Erste mit rauhbeiniger Freude. »Dieser Anblick läßt mich frohlocken.«
    Hollian und Pechnase bereiteten zusammen ein Frühstück zu von dem Linden mit wahrem Bärenhunger aß. Danach machten sich die Gefährten daran, den Marsch durch das Wadi fortzusetzen.
    Während der ersten Hälfte des Morgens fiel das Vorwärtskommen beinahe leicht. Die Sonne schien merklich kühler als am Vortag; und solange das Ostufer den Grund des Wadis überschattete, blieb es unten frei von Geziefer. Die unregelmäßigen Umrisse und knochentrockenen Konturen der Landschaft nahmen einen Farbton des karminroten Tageslichts an, durch den sie scharf und wüst wirkten, aus lauter Dürre reich an schroffen Kontrasten. Pechnase begab sich zur Ersten, als sie sich daranmachte, erneut die Abhänge der Hügel zu ersteigen, um auf die Umgebung zu achten und die Gefährten vor Überraschungen zu schützen. Obwohl Hollian mit Sunder den heftigen Widerwillen gegen die Sonne der Seuchen gemeinsam hatte, fanden die beiden aneinander einen gewissen Trost. Sie hielten sich im Schatten und diskutierten unterwegs freundschaftlich über einen Namen für ihren Sohn. Anfangs behauptete Sunder, das Kind würde bestimmt zu einem Sonnenseher heranwachsen und solle daher den Namen eines Sonnensehers bekommen; Hollian hingegen bestand darauf, der Junge würde nach seinem Vater geraten. Dann wechselten sie aus keinem nachvollziehbaren Anlaß ihre jeweilige Meinung ins Gegenteil um und schafften es trotzdem, sich auch weiterhin fortgesetzt zu widersprechen.
    Aufgrund stillschweigender Übereinkunft überließen Linden und Covenant das Steinhausener-Paar vornehmlich sich selbst. Einige Zeit lang hörte Linden den zweien in einer Stimmung distanzierten Wohlwollens zu; allmählich jedoch verleitete der Disput der beiden sie zum Nachsinnen über Dinge, die nicht mit dem Sonnenübel zusammenhingen, nicht mit dem, was Covenant sich davon

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