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Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Schwelgenstein enthielt – oder ihr Vermögen verringerte sich, zu empfinden, was mit ihnen geschah. Und zwischen ihnen wand sich das Flußbett dahin, dem Covenant entgegenstrebte. Indem er dem Verlauf von etwas folgte, das einmal eine Straße gewesen sein mochte, brachte er die Gefährten zu einer uralten Steinbrücke über das Flußbett, das die Fluten des Weißen Flusses einst durchströmt hatten. Ein dünnes Rinnsal sickerte noch durch die Mitte des Einschnitts; aber auch diese geringe Menge Wasser mußte bald bloß noch feuchtem, sandigem Erdreich weichen. Dieser Anblick machte Linden aus Mitgefühl durstig, obwohl sie ausreichend gegessen und getrunken hatte, bevor sie Mhorams Wohnräume verließ.
    Covenant überquerte die Brücke nicht. Für einen Moment schaute er sich das kümmerliche Rinnsal an, als erinnere er sich daran, wie der Weiße Fluß im vollen Dahinströmen seiner Wasser ausgesehen hatte. Dann suchte er, indem er seine Höhenfurcht mit einer sichtbaren Anstrengung niederrang, eine Stelle, an der man ins Flußbett hinuntersteigen konnte. Die letzte Sonne des Regens hatte es weder geebnet noch rein gewaschen, aber der Untergrund darin erlaubte ein zügigeres Vorankommen als die Hügel an seinen beiden Seiten.
    Linden, Sunder und Hollian folgten ihm hinab. Pechnase schloß sich an, murmelte dabei vor sich hin. Hohl sprang mit einem Satz in das Wadi, mit solcher Leichtfüßigkeit, daß sie zu seiner Unzugänglichkeit und Undurchschaubarkeit einen Gegensatz zu bilden schien; an seinem verholzten Handgelenk und dem linken Fußknöchel schimmerten die Schienen, die vom Stab des Gesetzes übrig waren, matt im Sonnenlicht. Findail veränderte seine Gestalt und rutschte nachgerade anmutig nach unten. Die Erste dagegen gesellte sich nicht zu der Gruppe. »Ich werde hier oben Ausschau halten«, sagte sie, als Covenant zu ihr hinausblickte. Sie wies auf das höhere Gelände des Ostufers. »Wiewohl du die Sonnengefolgschaft überwunden hast, bleibt Vorsicht geboten. Und die vermehrte Anstrengung wird mir Erleichterung verschaffen. Ich bin Riesin und eifere nach Taten. Langsamkeit bereitet mir Ungeduld.«
    Covenant zuckte die Achseln. Anscheinend war er der Auffassung, er sei mittlerweile gegen alle herkömmlichen Gefahren gefeit. Aber er gab mit einem Wink sein Einverständnis, und die Erste entfernte sich in flottem Tempo vom Flußbett.
    Pechnase schüttelte den Kopf, belustigt und gleichzeitig versonnen aufgrund der scheinbar unermüdlichen Kräfte seiner Gattin. Linden erkannte in der unbewußten Verkrampftheit seiner Haltung ein anhaltendes Unbehagen; der Großteil seiner Unzufriedenheit war in den Hintergrund seines Gemüts gewichen, die bei ihm so vertraute Fähigkeit zur Humorigkeit war wiederhergestellt worden. »Stein und See!« sagte er zu Covenant und Linden. »Ist sie nicht fürwahr ein Wunder? Sollten wir jemals etwas begegnen, das sie zu schrecken vermag, werde ich wahrlich zu glauben bereit sein, daß die Erde verloren ist. Doch erst dann. Aber bis dahin werde ich mich an ihrer Schönheit erfreuen und frohen Herzens sein.« Er wandte sich ab und stapfte durchs Flußbett, als läge ihm daran, den Freunden endgültig klarzumachen, daß er seine innere Krise gemeistert hatte.
    Hollian lächelte hinter seinem Rücken. »Diese Riesen sind für uns ein großes Glück«, sagte Sunder leise. »Hätte mein Vater Nassic zu mir von derlei Wesen gesprochen, es mag sein, ich hätte gelacht ... oder geweint. Aber geglaubt hätte ich ihm nicht.«
    »Ich auch nicht«, erwiderte Covenant gedämpft. Zweifel und Furcht warfen tief in seinen Augen Schatten; doch sie schienen ihn nicht zu quälen. »Mhoram war mein Freund. Bannor hat mir das Leben gerettet. Lena hat mich geliebt. Aber Schaumfolger war's, der den Unterschied ausgemacht hat.«
    Linden streckte eine Hand nach ihm aus, berührte mit der Handfläche flüchtig Covenants rasierte Wange, um ihm zu zeigen, daß sie ihn verstand. Die Pein des Sonnenübels war in ihr so stark, daß sie nicht sprechen konnte. Gemeinsam eilten sie Pechnase hinterdrein.
    Das Flußbett bestand aus einem Wirrwarr kleiner Steine und großer Felsbrocken, aus flachen, sandigen Stellen, vorgeschobenen Uferbänken und ausgedehnten Vertiefungen. Aber es war relativ begehbar. Und gegen Mitte des Nachmittags begann das westliche Ufer tiefe Schatten in den Flußlauf zu werfen.
    Der Schatten war für Lindens überreizte Nerven eine Wohltat, doch aus irgendeinem Grund fiel es ihr deswegen

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