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Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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gleichen magischen Kraft, die auch Caer-Caverals Musik ihre glutvolle Stärke verliehen hatte. Sunder und Hollian waren von solider physischer Gestalt, heil und gesund. Aber in bestimmter Hinsicht waren sie Wesen der Erdkraft geworden – und sollten sie von deren Quelle abgeschnitten werden, mochten sie leicht sterben.
    Covenant hatte die Ausführungen der Sonnenseherin ebenfalls verstanden, doch sie mit anderen Ohren als Linden gehört. Sobald er ihre Bedeutung begriff, schwand seine auf einmal aufgekeimte Hoffnung vollständig wieder. Der rasche Verlust seiner unvermutet erneuerten Hoffnung verursachte Linden eine schmerzliche Regung. Sie hatte sich zu stark auf Sunder und Hollian konzentriert. Dabei war ihr nicht aufgefallen, daß Covenant nach einer Lösung für das Problem des drohenden eigenen Todes geforscht hatte. Sofort legte sie ihm eine Hand auf die Schulter, fühlte mit ihm die Anstrengung, die er aufbot, um seine Bestürzung zu unterdrücken. Aber er meisterte die Anwandlung im Handumdrehen. Gestützt auf seine Gewißheit, wandte er sich an die beiden Steinhausener. Sein Tonfall leugnete die Mühe, die es ihn kostete, mit fester Stimme zu sprechen. »Ich werde alles tun, was ich kann«, sagte er. »Allerdings ist meine Zeit bald vorüber. Eure fängt erst an. Vergeudet sie nicht!«
    Sunder antwortete mit einem Lächeln, das ihn zu verjüngen schien. »Thomas Covenant«, versprach er, »das werden wir gewißlich nicht.«
    Abschiedsworte fielen keine. Diesen Abschied konnte man nicht mit Worten oder Umarmungen zum Ausdruck bringen. Arm in Arm drehten der Steinmeister und die Sonnenseherin sich einfach um und schritten durch das mit Tau benetzte Gras davon. Einige Augenblicke später überquerten sie die Kuppe der Erhebung und gerieten außer Sicht. Hinter sich ließen sie ein Schweigen zurück, so schmerzlich, als könne nichts jemals ihren Platz einnehmen.
    Linden schlang ihren Arm um Covenants Schultern und drückte ihn, versuchte ihm zu zeigen, daß sie verstand. Er küßte ihre Hand, dann erhob er sich. Während er seinen Blick durch den hellen Morgen wandern ließ, die von jedem Makel freie Sonne betrachtete, die mit Blumen farbenprächtig übersäte Landschaft, seufzte er. »Wenigstens gibt's noch Erdkraft.«
    »Ja«, bekräftigte Linden, indem sie gleichfalls aufstand, neben ihn trat. »Die Hügel sind unverändert.« Sie hatte keine Vorstellung, wie sie ihn sonst trösten könnte. »Daß Andelain den Forsthüter verloren hat, wird sicher einen Unterschied ausmachen. Aber jetzt noch nicht.« Sie war davon überzeugt, daß Andelains Gesundheit sie noch immer in jedem Halm und Blatt, jedem Vogel und Stein umgab. Nirgends war Krankheit oder Schwächung sichtbar. Und die Sonne, die am Himmel schien, besaß keine Aura. Linden dachte, in der wahrnehmbaren Welt nie zuvor soviel geballte und schätzenswerte Schönheit gesehen zu haben. »Noch nicht«, wiederholte sie, als äußere sie ein Stoßgebet um Andelains Überdauern.
    Ein Grinsen grimmiger Befriedigung entblößte Covenants Zähne. »Dann kann er uns nichts anhaben. Jedenfalls für 'ne Weile nicht. Ich hoffe, er wird darüber verrückt.« In insgeheimer Erleichterung seufzte Linden bei sich und hoffte, daß er die Krise überwunden habe. Doch es hatte den Anschein, als schlügen seine sämtlichen Stimmungen, sobald sie ihn befielen, in etwas anderes um. Eine alte Trostlosigkeit trübte nun seinen Blick; Abgehärmtheit furchte seine Miene. Unvermittelt ging er zu dem verkohlten Strunk, bei dem es sich einmal um Andelains Forsthüter gehandelt hatte. Unverzüglich folgte Linden ihm. Aber sie blieb stehen, als sie merkte, daß er lediglich adieu zu sagen beabsichtigte. Mit seinen gefühllosen Fingern berührte er den leblos gewordenen Edelstein des Krill, tastete die Kälte des Griffs mit dem Handrücken. Danach legte er Handflächen und Stirn an das geschwärzte Holz. »Von Feuer zu Feuer«, flüsterte er. Linden konnte ihn kaum verstehen. »Nach so langer Zeit. Erst Hamako. Dann Blankehans. Jetzt du. Ich hoffe, du hast ein wenig Frieden gefunden.« Keine Antwort kam. Als er sich endlich straffte, waren seine Hände und die Brauen mit Ruß beschmiert, als wäre er einer obskuren, widersprüchlichen Salbung unterzogen worden. Roh rieb er sich die Hände an den Hosenbeinen; der Verschmutzung seiner Stirn dagegen war er sich allem Anschein nach nicht bewußt. Einen Moment lang musterte er Linden, als wäre ihm daran gelegen, sie an der

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