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Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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an.
    Blankehans jedoch stapfte auf dem Achterkastell hin und her, als ob ihn nichts, was die See bringen mochte, noch einschüchtern könnte. Die Luft kräuselte ihm den Bart, und mitunter spiegelte sich in seinen Augen der Glanz der Sonnenglut im Westen; aber seine Befehle waren so präzise, wie seine Meisterschaft über das Riesen-Schiff unanfechtbar war, und man hätte die Rauheit seiner Stimme der Mühe zuschreiben können, die es kostete, gegen den Wind anzuschreien, statt den Belastungen der vergangenen beiden Tage. Er war nun einmal nicht Schaumfolger. Ihm war das Caamora , nach dem sich seine Seele sehnte, nicht gewährt worden. Doch er war nichtsdestotrotz ein Riese und Schiffsmeister der ›Sternfahrers Schatz‹; er pflegte seiner Verantwortung gerecht zu werden.
    Cail an seiner Seite, klomm Covenant aufs Achterkastell. Ihm lag daran, sich irgendwie dafür zu entschuldigen, daß er sich unfähig gezeigt hatte, auf das dringliche Bedürfnis des Kapitäns einzugehen. Aber sobald er sich Blankehans näherte – und den beiden anderen Riesen, die sich bei ihm befanden, Ankermeister Derbhand und einem Steuermann, der Herzensfreude hieß –, brachte die wachsame Vorsicht in ihren Augen Covenant vorzeitig zum Stehen. Im ersten Augenblick dachte er, ihre Achtsamkeit gelte ihm – daß die Gefahr, die er verkörperte, sie in seiner Gegenwart beunruhigte. »Riesenfreund«, sagte jedoch Derbhand auf schlichte Weise, und selbst für Covenants oberflächliches Gehör war klar verständlich, daß der Ankermeister in einem Ton gemeinsamen Kummers sprach, nicht des Grolls. Statt eine Entschuldigung vorzutragen, senkte Covenant in stummer Anerkennung des eigenen Unwerts den Kopf.
    Er wollte auf dem Achterkastell bleiben und Schweigen bewahren, bis er genug Selbstachtung wiedergefunden hatte, um einen weiteren Schritt zurück ins Leben auf dem Riesen-Schiff zu tun. Aber schon einen Moment später ergriff Cail das Wort. Trotz seiner für die Haruchai typischen Leidenschaftslosigkeit merkte man an seinem Verhalten, daß das, was er zu sagen hatte, ihm Unbehagen bereitete. Widerwillig gestand Covenant sich ein, daß keiner der Haruchai, die mit ihm das Land verlassen hatten, ungeschoren davongekommen war; und er wußte nicht, wie die kompromißlose Schrankenlosigkeit der Haruchai sich mit der Rolle vereinbaren ließ, die Brinn seinem Kameraden Cail zugewiesen hatte. Was stand hinter Brinns Feststellung, Cail würde zu guter Letzt dem eigenen Herzen folgen dürfen?
    Dazu äußerte sich Cail jedoch nicht. Er wandte sich nicht an Covenant. »Grimme Blankehans«, sagte er ohne alle Umschweife, »im Namen meines Volkes ersuche ich um deine Vergebung. Als Brinn den Kampf mit ak-Haru Kenaustin Ardenol aufnahm – der höchsten Sagengestalt und dem größten Traum aller Haruchai in den Bergen unserer Heimat –, hegte er beileibe nicht die Absicht, deinem Bruder Ankertau Seeträumer den Tod zu bringen.«
    Der Kapitän fuhr zusammen; seine Augen schienen rote Splitter auf Cail zu verschleudern. Doch er errang seine beherrschte Gefaßtheit fast sofort zurück. Er ließ seinen Blick über das Riesen-Schiff schweifen, wie um sich dessen zu vergewissern, daß alles in Ordnung war; dann übergab er das Kommando Derbhand und zog Cail und Covenant mit sich zur Backbordreling. Das Sinken der Sonne verlieh seinem Gesicht etwas wie lebhafte Schönheit des Opfermuts. Während er ihn musterte, dachte sich Covenant mit verschwommenen Überlegungen, daß die Sonne immer im Westen unterging, daß jemand, der nach Westen schaute, nie etwas anderes sehen konnte als Niedergang, die letzte Schönheit, bevor Licht und Leben erloschen. Nach einem Weilchen hob Blankehans seine Stimme über das Geplätscher der Wogen längs des Schiffsrumpfs. »Die Erd-Sicht ist nichts, das ein Riese sich selber aussuchen täte. Sie ist keine Sache der Wahl. Folglich sinnen wir nicht darauf, sie zu erlangen oder sie zu scheuen. Wir glauben – oder haben's geglaubt ...« – er machte die Einschränkung mit einem Anklang von Bitternis –, »daß in solchen Rätseln Leben wie auch Tod liegen. Wie also könnte Schuld in dem sein, was geschehen ist?« Blankehans sprach mehr zu sich selbst als zu Covenant oder Cail. »Die Erd-Sicht kam über meinen Bruder Ankertau Seeträumer, und das Weh seiner Geschichte war allen offenkundig. Doch vermochte er den Ursprung seiner Pein nicht mitzuteilen. Mag sein, seine Stummheit war ein zwangsläufiger Begleiter seiner Erd-Sicht. Vielleicht

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