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Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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umsichtig mit einer dicken, gleichmäßigen Schicht. Dann trat er auf die andere Seite des Masts, wo ein Tau herabbaumelte. Nachdem er sich sorgfältig die Hände gesäubert hatte, ergriff er das Tau und ließ sich von den Riesen, die den Flaschenzug bedienten, nach oben befördern. Er sicherte sich wieder mit einem um Mast und Oberkörper geschlungenen Strick und klomm so langsam am Mastbaum zu dem geglätteten Stumpf empor. Ganz allein oberhalb der Rahe, wirkte er sonderbar schutzlos; aber er klammerte sich mit äußerstem Kraftaufwand am Mastbaum hinauf. Endlich hing er in der Höhe des Maststumpfs.
    Für einen längeren Moment rührte er sich nicht; und Covenant merkte, daß er selbst nach Luft schnappte, als ränge er für den Riesen um Atem, um Pechnases Kräfte zu erneuern. Die Erste war aufs Vordeck gekommen. Ihr Blick ruhte wie gebannt auf ihrem Gatten. Falls die am Mast befestigte Segelstange zersprang, konnte nur ein Wunder ihn davor bewahren, vom Stürzen des Steins und Auseinanderfliegen der Taue und Seile mit in die Tiefe gerissen zu werden.
    Dann winkte er den Riesen zu, die unten standen. Derbhand gab leise einen Befehl; die Matrosen am Flaschenzug begannen das Maststück weiter nach droben zu hieven. Nun fing sich die Segelstange unübersehbar an zu biegen. Covenant vermochte kaum zu glauben, daß sie noch immer hielt. Mit aller Vorsicht zog man das abgebrochene Stück des Fockmasts stückchenweise nach oben. Binnen kurzem erhob sich das obere Ende über Pechnases Kopf. Dann erreichte der untere Stumpf seine Brusthöhe.
    Der Riese machte den Eindruck, zu müde zu sein, um nur das eigene Körpergewicht noch tragen zu können; dann aber nahm er nochmals alle Kraft zusammen und streckte beide Arme nach dem Maststück aus, um zu verhindern, daß es auf den Maststumpf schlug, die am unteren Ende aufgetragene Schicht Pech sich zerschmierte oder schief wurde. Unten drehten die Riesen die Winde des Flaschenzugs, hoben das Bruchstück des Masts noch etwa einen Meter höher; dann veranlaßte Derbhand sie zum Aufhören. Bedächtig schob sich Pechnase in eine andere Stellung, brachte das Maststück über dem Maststumpf genau in die Senkrechte. Er stieß ein eindringliches Schnaufen der Bereitschaft aus. Mit nachgerade fiebriger Sorgfalt begannen die Riesen das Stück Mast zu senken. Pechnase sorgte dafür, daß es mit dem Mast in lotrechter Übereinstimmung blieb. Die zwei glatten Stümpfe gelangten miteinander in Kontakt. Sofort preßte Pechnase mit dem Daumen einen Brocken Härtestein ins Pech; und die Trennlinie zwischen Stein und Stein verschwand, als hätte sie nie existiert. Die Erste ließ ein Seufzen der Erleichterung durch ihre Zähne fauchen. Heiserer Jubel erscholl unter den Riesen, als sie von der Winde zurücktraten.
    Der Mast stand; er war nicht so hoch wie der Besanmast, aber seine Höhe genügte, um an ihm eine zweite Rah anbringen zu können. Und zwei vordere Segel reichten aus, um der Dromond die Gleichgewichtigkeit zu geben, die sie brauchte, um wieder manövrierfähig zu sein. Noch war das Werk nicht ganz vollbracht; erst mußte die unbeschädigte Rah am neuen Fockmast befestigt werden. Dafür jedoch blieb noch ein Großteil des Nachmittags, und man sah nun ab, daß die nötigen Reparaturen sich durchführen ließen. Zwei Riesen erklommen den Mast und halfen Pechnase herunter zur Rah, seilten ihn dann zu seinen begeisterten Kameraden ab. Die Erste empfing ihn mit einer Umarmung, die gewaltsam genug wirkte, um ihm das Kreuz zu brechen. Jemand drückte ihm einen Krug mit Diamondraught in die Hand, und er trank einen tüchtigen Zug, und ringsherum ertönte neues Jubelgeschrei. Aus Erleichterung regelrecht geschwächt, schaute Covenant zu, schwelgte in seiner Freude über Pechnases Erfolg und Unversehrtheit.
    Einen Moment später löste sich Pechnase aus dem Gedränge der Riesen. Infolge der Erschöpfung sowie der plötzlichen Wirkung des Diamondraught stand er nicht ganz sicher auf den Füßen; doch er kam zielstrebig auf Covenant zu. Er widmete dem Zweifler eine schwungvolle Verbeugung, die ihn beinahe aus der Balance warf. »Nun werde ich ruhen«, sagte er. »Aber noch ehe der Abend anbricht, werde ich die Rah anbringen. Das wird das Werk vollenden, das ich für ›Sternfahrers Schatz‹ leisten kann.« Die geröteten Ränder seiner Augen und sein Schwanken, das Schaukeln seines Gangs erinnerten überdeutlich daran, daß er die Dromond schon vor dem Sinken gerettet hatte, bevor er sich im

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